Die Musik des Zufalls
plötzlic h ab , e r wacht e au f un d stellt e fest , da ß e r noc h i m Bett lag.
Die Frage war: Warum stand er jetzt nicht auf und tat genau das, was er eben im Traum getan hatte? Nichts konnte ihn daran hindern, einen Fluc htversuc h z u unternehmen , un d doch schreckt e e r imme r wiede r davo r zurüc k un d weigert e sich , dies auc h nu r al s Möglichkei t i n Betrach t z u ziehen . Anfang s erklärte er sich diesen Widerwillen mit seiner Angst. Er war überzeugt, da ß Murk s di e Verantwortun g f ü r das trug, was Pozzi zugestoße n wa r (zweifello s hatt e auc h Floy d dabe i mitgewirkt), und er hatte allen Grund zu der Annahme, daß er, sollte er sich au s de m Vertra g z u stehle n versuchen , mi t eine r ähnlichen Behandlun g z u rechne n hatte . Gewiß , Murk s hatt e e inen bestürzte n Eindruc k gemacht , al s e r Pozz i morgen s im Wohnwage n sah , abe r we r konnt e scho n wissen , o b da s nicht nu r Schauspielere i gewese n war ? Nash e hatt e Pozz i di e Straße
entlanglaufe n sehen ; wi e hätt e e r den n wiede r au f di e Wiese zurückgelangen kön n en , wen n Murk s ih n nich t dor t abgelegt hatte ? Wär e de r Jung e vo n jeman d anderem zusammengeschlage n worden , hätt e diese r ih n au f de r Straße liege n lasse n un d sic h au s de m Stau b gemacht . Un d selbs t wenn Pozz i d a noc h be i Bewußtsei n gewese n wäre , hätt e e r ni c h t mehr di e Kraf t gehabt , durc h da s Loc h zurückzukriechen , geschweige den n allei n di e ganz e Wies e z u überqueren . Nein , Murk s hatte ih n dor t abgelegt , u m Nash e z u warnen , u m ih m z u zeigen , was mi t Leute n geschah , di e eine n Ausbruc h wagten . Angeblich hatt e e r Pozzi in das Sisters of Merc y - Hospital in Doylestown gefahren, aber konnte nicht auch diese Behauptung nur eine Lüg e sein ? Genausogu t konnte n si e de n Junge n einfach irgendw o i m Wal d verbuddel t haben . Selbs t wen n e r d a noc h am Lebe n gewese n wäre . Ma n bra u ch t eine m Mensche n nu r etwas Erd e auf s Gesich t z u schaufeln , un d bevo r ma n bi s hundert gezähl t hat , is t e r erstickt . Immerhi n wa r Murk s Meiste r im Zuschütten von Löchern. Wenn der sich eines vornahm, konnte ma n hinterhe r nich t meh r erkennen , o b e s überhau p t je dagewesen war. Ganz allmählich jedoch ging Nashe auf, daß die Sach e mi t Angs t nicht s z u tu n hatte . Sobal d e r sic h ausmalte, wi e e r vo n de r Wies e weglief , sa h e r Murk s mi t de m Revolver au f seine n Rücke n ziele n un d langsa m abdrücke n – aber die Vorstellun g vo n eine r Kugel , di e i n seine n Körpe r dran g und ih m da s Her z zerfetzte , macht e ih n nich t ängstlich , sonder n eher wütend . Vielleich t hatt e e r j a de n To d verdient , abe r Murks sollt e au f keine n Fal l di e Genugtuun g haben , ih n z u töten . Das wär e ei n z u einf a cher, zu absehbarer Abschluß der Angelegenheit . Nash e hatt e bereit s de n To d de s Junge n au f dem Gewissen, denn er hatte ihn zur Flucht überredet, aber selbst wen n e r nu n auc h noc h seine n eigene n To d herbeiführt e (und manchma l wurd e diese r Gedank e fas t unwi d erstehlich), ließe sei n Unrech t sic h dami t nich t ungeschehe n machen . Und deshalb setzte er die Arbeit an der Mauer fort – nicht weil er Angs t hatte , nich t wei l e r sic h verpflichte t fühlte , sein e Schulden abzuarbeiten , sonder n wei l e r sic h räche n wollte . E r würd e seine Zei t dor t ableisten , un d wen n ma n ih n endlic h ziehe n ließe, würd e e r zu r Polize i gehe n un d Murk s verhafte n lassen . Da s war da s mindeste , wa s e r jetz t noc h fü r de n Junge n tu n konnte, meint e er . E r mußt e lang e genu g a m Lebe n bleiben , u m dafür so rge n z u können , da ß diese r Mistker l bekam , wa s e r verdient hatte.
E r setzt e sic h hi n un d schrie b eine n Brie f a n Donna , wori n er erklärte , da ß sein e Arbei t au f de r Baustell e sic h länge r hinziehe al s erwartet . E r hab e gedacht , u m dies e Zei t dami t ferti g z u s ein, doc h werd e e r woh l noc h sech s bi s ach t Woche n weitermachen müssen . D a e r nich t dara n zweifelte , da ß Murk s de n Brief öffne n un d lese n würde , bevo r e r ih n abschickte , erwähnt e e r die Ereigniss e u m Pozz i mi t keine m Wort . E r versucht e einen unbeschwerte n un d heitere n Tonfal l durchzuhalte n un d legte noc h ei n besondere s Blat t fü r Juliett e daz u – di e Zeichnung einer Burg und einige Scherzfragen, die
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