Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Musik des Zufalls

Die Musik des Zufalls

Titel: Die Musik des Zufalls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Auster
Vom Netzwerk:
hätten , wär e e r längs t tot.
    Abe r e s sollt e noc h schl i mme r kommen . Jetz t schlu g nämlich Murk s Nash e mi t de r Han d au f di e Schulte r un d sagte : «Wir komme n s o schnel l wi e möglic h zurück. » Un d al s Nash e dann endlic h aufging , da ß si e nich t vorhatten , ih n mitzunehmen, brannten ihm plötzlich die Sicherungen durch, u n d e r fuhr wüten d z u Murk s herum . «Tu t mi r leid» , sagt e Murks . «Ic h kann dic h nich t mitnehmen . E s ha t fü r heut e scho n genu g Ärger gegeben , un d ic h wil l nicht , da ß di e Lag e auße r Kontroll e gerät. D u brauchs t di r kein e Sorge n z u machen , Nashe . Floy d un d ich schaffe n da s auc h allein.»
    Aber Nashe war außer sich, und anstatt zurückzuweichen, stürzt e e r sic h au f Murk s un d packt e ih n a n de r Jacke , nannt e ihn einen Lügner und einen gottverdammten Mistkerl. Doch ehe er seine Faust in Calvins Gesicht landen konnte, w a r plötzlich Floy d übe r ihm , umschlan g ih n vo n hinte n un d ri ß ih n vom Boden hoch. Murks wich ein paar Schritte zurück, zog seinen Revolver aus dem Halfter und richtete ihn auf Nashe. Aber auch da s macht e de r Sach e kei n Ende . Nash e schri e un d zappelt e in F l oyd s Umklammerun g weiter . «Erschie ß mic h doch , du Schwein! » sagt e e r z u Murks . «Los , mac h schon , erschie ß mich doch!»
    «Er weiß nicht mehr, was er redet», sagte Murks gelassen und warf seinem Schwiegersohn einen Blick zu. «Die arme Sau hat de n Verstan d ver l oren.»
    Ohn e Vorwarnun g schleudert e Floy d ih n gewaltsa m zu Boden , un d eh e Nash e wiede r hochkomme n un d seine n Angriff fortsetze n konnte , kracht e ih m ei n Stiefe l i n de n Magen . Es verschlu g ih m de n Atem , un d währen d e r a m Bode n keuchend nach Luft rang, gingen di e beide n Männe r zu m Jee p un d stiegen ein . Nash e hört e de n Moto r anspringen , un d al s e r endlich wieder stehen konnte, waren sie bereits losgefahren und verschwande n mi t Pozz i i m Wald.
    Danac h zögert e e r keine n Augenblick . E r gin g hinein , zog sein e Jack e a n , stopft e sic h di e Tasche n mi t Esse n vol l un d kam gleic h wiede r au s de m Wohnwagen . E r hatt e nu r noc h den Gedanke n fortzukommen . Ein e günstiger e Gelegenhei t zur Fluch t würd e sic h ni e meh r bieten , un d di e wollt e e r nicht verstreichen lassen. Er würde durch d a s Loc h kriechen , da s er a m Aben d zuvo r mi t Pozz i gegrabe n hatte , un d dan n hätt e e r die Sach e hinte r sich.
    Ohn e eine n Blic k a n di e Maue r z u verschwenden , gin g e r mit rasche n Schritte n übe r di e Wiese , un d al s e r de n Waldrand erreichte , fin g e r plötzlic h a n zu laufen, rannte den Pfad entlang, al s ging e e s u m sei n Leben . Wenig e Minute n späte r ka m e r an de n Zaun ; vo n de r Anstrengun g keuchend , stützt e e r sic h mit de n Arme n a m Gitte r a b un d starrt e au f di e Straß e dahinter. Zunächs t fie l ih m ga r nich t auf , da ß da s Loch verschwunden war . Doc h al s e r langsa m wiede r z u Ate m kam , blickt e e r nach unte n un d sah , da ß e r au f ebene m Bode n stand . Da s Loc h war zugeschüttet , di e Schaufe l verschwunden , un d di e ganzen Blätte r un d Zweig e u m ih n he r machte n e s fas t unmöglic h zu er kennen , da ß hie r einma l ei n Loc h gewese n war.
    Nash e packt e de n Zau n mi t alle n zeh n Finger n un d drückte zu , s o fes t e r konnte . S o stan d e r fas t ein e Minut e lang , dann löst e e r sein e Hände , ho b si e an s Gesich t un d began n zu schluchzen.
     
     
     

8
     
    I n de n Nächte n da nac h hatt e e r mehrmal s de n gleichen Traum. Ihm war, als erwachte er in der Dunkelheit seines Zimmers , un d wen n e r begriff , da ß e r nich t meh r schlief , zo g er sich an, stieg aus dem Wohnwagen und begann über die Wiese z u gehen . Wen n e r z u de m Werkzeugschuppe n a m anderen End e kam , tra t e r di e Tü r ein , nah m ein e Schaufe l un d lief weiter über den Waldpfad zum Zaun. Der Traum war jedesmal deutlic h un d genau , kein e Verzerrun g de r Wirklichkeit , ehe r ein Abbild, ein an Einzelheiten des realen Lebens so reiches Trug b ild , da ß Nash e ni e argwöhnte , e s könnt e nu r geträum t sein. Er hörte das leise Knistern auf dem Boden unter seinen Füßen, e r spürt e di e frostig e Nachtluf t au f seine r Haut , e r roc h den scharfen Fäulnisgeruch unter den Bäumen. Aber sobald er mit de r Schaufe l in der Hand am Zaun ankam, brach der Traum

Weitere Kostenlose Bücher