Die mutigsten Mäuse der Welt: Das Wiedersehen (German Edition)

konnte Alistair sie nicht sehen. Die riesigen dunklen Baumstämme waren im Schnee begraben und die weiß bedeckten Äste waren im dichten weißen Nebel nicht auszumachen. Erst als das Tosen des Windes nachließ und der Schnee ihm nicht mehr ins Gesicht wirbelte, wurde ihm klar, dass der Zufluchtsort fast erreicht sein musste.
    Tibbys Stimme klang ungewohnt laut. » Lass uns hierbleiben. « Immer noch ziemlich außer Atem sah sie sich um. » An einem Baumstamm könnten wir Unterschlupf finden,da, wo ein ausladender Ast Schutz bietet. Dafür müssen wir uns allerdings ein bisschen eingraben. Wie wär’s, wenn – autsch! «
    Alistair ließ sofort das Zugseil des Schlittens fallen und eilte dorthin, wo ihre Stimme herkam. »Was ist passiert? «
    » Nichts « , sagte sie. » Ich bin nur an diesen großen Felsen gestoßen. Hey ... « Sie tastete mit den Händen etwas vor sich ab. » Da ist eine Felsnase. Da können wir drunterkriechen – die sollte uns zum Schutz reichen. «
    Sie klang auf einmal so froh, dass Alistair auch fröhlicher wurde. Sie beide waren zwar müde, hungrig und hatten sich irgendwo in den Koller-Alpen in einem Schneesturm verirrt, aber zumindest waren sie in Sicherheit – erst mal.

6 DIE SOURISANISCHEN WAISEN

    D as kannst du nicht ernst meinen « , sagte Ebenezer.
    Tobias sah ihn düster an. » In verzweifelten Zeiten greift man eben nach verzweifelten Mitteln « , sagte er. » In dem Klima, das zurzeit herrscht, ist es fast unmöglich geworden, den Palast zu unterwandern. Die Sourisaner sind immer strenger in Bezug auf Sicherheit geworden – was ein Grund mehr dafür ist zu glauben, dass sie etwas im Schilde führen. Aber Kinder werden sie eher nicht als Spione verdächtigen. Dafür brauchen wir Alex und Alice. «
    » Ich weiß nicht « , sagte Ebenezer unsicher.
    Alice, die bis jetzt geschwiegen hatte, meldete sich zu Wort. » Glaubst du wirklich, dass wir von Nutzen sein können? « , fragte sie Tobias.
    Der orangefarbene Mäuserich sah sie unverwandt an. » Eure Anwesenheit im Palast wäre von unschätzbarem Wert « , sagte er. »Wir haben mit dem Sammeln von Informationen ernsthafte Probleme, seit die Sourisaner die Sicherheitsvorkehrungen verschärft haben. Das könnte unsere einzige Chance sein, an Informationen zu kommen. « Er sahEbenezer an. » Glaub mir « , sagte er, »wenn es eine andere Möglichkeit gäbe, würden wir sie ergreifen. Und ich hätte diesen Gedanken niemals in Betracht gezogen, wenn nicht so viel auf dem Spiel stehen würde. «
    »Wenn es so wichtig ist « , sagte Alice und sah erst ihren Bruder, dann ihre Tante und ihren Onkel an, »würde ich sagen, dass wir es machen sollten. « Schon jetzt überfiel sie jedoch die Angst und lag ihr schwer im Magen, aber sie versuchte, weiterhin sachlich und entschlossen auszusehen. Auch Alex wirkte ungewöhnlich ernst.
    Onkel Ebenezer schluckte, dann sagte er mit schmerzlicher, doch schicksalsergebener Stimme: »Wie ich sehe, bin ich überstimmt. Aber bitte ... « , er sah Tobias flehentlich an, » tut alles, um sie zu beschützen. «
    » Ganz sicher « , versprach Tobias. » So, und da ihr zwei mitgekommen seid « , sagte er und richtete seine ganze Aufmerksamkeit auf Beezer und Ebenezer, »würde ich gerne auch gleich euren Auftrag besprechen. « Er durchblätterte erneut seinen Stapel mit Akten. » Beezer « , sagte er, »wenn ich mich recht erinnere, bist du Mathematiklehrerin. «
    » Stimmt « , sagte Beezer.
    » Ausgezeichnet. Ich hoffe, dass du einwilligst, einer unserer Code-Knacker zu werden. Wir haben uns bisher nicht besonders darum gekümmert, Codes zu entschlüsseln, aber wir stellen jetzt ein Team unter der Führung von Celestine zusammen. «
    » Celestine ist hier? Es wäre mir eine Ehre, mit ihr zusammenzuarbeiten! « , rief Beezer aus. » Sie unterrichtet nämlichLogik an der Universität von Grantel in Souris « , erklärte sie Alice und Alex. » Sie ist ganz außergewöhnlich. «
    » Gut « , sagte Tobias mit einem zufriedenen Nicken. » Dann melde dich morgen um neun bitte in Zimmer 3A. Ebenezer ... « Der orangefarbene Mäuserich zog eine dritte Akte aus dem Stapel. » Ah ja. Serena, die sich während der letzten Wochen um die Küche gekümmert hat, muss zurück in ihr Restaurant in Schadder. Ich erinnere mich, dass du ausgebildeter Koch bist. Würdest du Serenas Aufgabe übernehmen? «
    » Natürlich « , erwiderte Ebenezer.
    » Ausgezeichnet « , sagte Tobias. » Das wäre somit erledigt. « Laut rief