Die mutigsten Mäuse der Welt: Das Wiedersehen (German Edition)
den hellbraunen Flecken.
Alex kletterte über den Rand, dann streckte er die Hand heraus, um Alice beim Einsteigen zu helfen. Claudia hatte eine Hand auf den Rand des Korbes gelegt, mit der anderen zog sie die Pflöcke heraus, die den Ballon verankerten. Dann sprang sie geschickt hinein und der Ballon hob sich langsam in die Luft.
» Okay « , sagte sie, » Korbregeln: keine plötzlichen Bewegungen, alles schön ruhig und in Balance halten, und wenn wir auf Turbulenzen stoßen, die Arme durch diese Schlingen stecken. « Sie deutete auf ein paar Seile, die durch das Korbgeflecht gezogen waren. » Das wär’s. « Sie stellte ein Ventil ein, und die Flamme schoss in die Hülle, sodass der Ballon jetzt rascher stieg.
Alice lehnte am Rand des Korbes, der ihr bis zur Brust ging, und winkte ihrer Tante zu, die immer noch an der Lichtung stand.
Eine leichte Brise war aufgekommen und zerzauste Beezers cremefarbenes Fell; sie hatte die Hand schützend über die Augen gehoben.
Der Korb schaukelte sanft und stieg immer höher, bis sie über die Baumwipfel segelten. Die Lichtung war ein kleiner, unregelmäßig runder Kreis aus hellgrünem Gras, umgeben von dem dunkelgrünen Laub der Bäume, und Tante Beezer war ein kleiner, winkender Punkt.
» Genial! « , war Alex über dem Fauchen des Brenners zu hören. »Von hier oben kann man alles sehen! Schau mal, Schwesterherz. « Er rannte von einer Seite des Korbes auf die andere, sodass dieser heftig schaukelte.
» Nicht zu viel hin- und herlaufen « , erinnerte ihn die Ballonführerin. » Der Korb muss gerade hängen. «
Alice folgte dem ausgestreckten Zeigefinger ihres Bruders und sah die Schule und die Stadt Stetson unten liegen. Sie hatte ein seltsames Gefühl von Schwerelosigkeit, wie sie da hoch über den Boden schwebten. So ganz sicher war sie sich nicht, ob sie das Gefühl mochte.
»Wie lange fliegen wir? « , fragte sie die Ballonführerin.
» Sechs Stunden « , schätzte Claudia. » Hängt vom Wind ab. «
»Wie lange würde eine Eule brauchen? «
Claudia zuckte die Schultern. » Ungefähr drei. «
Alex sah etwas pikiert aus, doch Alice machten andere Dinge Sorgen als die Geschwindigkeit.
» Du meinst, wir kommen in der Dunkelheit an? «
» Jep « , sagte Claudia.
» Aber wie sollen wir dann unsere Weide finden? « , wollte Alex wissen.
» Ich finde sie « , sagte die Ballonführerin.
» Du bist diese Strecke also schon mal geflogen? « , beharrte Alex.
» Mhmm. « Es war schwierig zu sagen, ob Claudias Antwort eine Bestätigung war oder nicht. Alice hatte den Eindruck, eine Maus erstaunlich weniger Worte vor sich zu haben – aber vielleicht, überlegte sie, war Claudia auch einfach nur verschwiegen. Sie wusste wahrscheinlich nichts Genaueres über den Einsatz ihrer Fahrgäste und sollte das wohl auch nicht.
»Wie landet man eigentlich wieder? « , fragte Alex, als die Ballonführerin erneut einen Flammenstoß in die Ballonhülle gelassen hatte.
Claudia zeigte ihm ein Seil, das oben vom Ballon bis in den Korb reichte. » Ich ziehe an diesem Seil und öffne das Ventil dort oben – wir nennen es den Parachute. « Sie deutete auf eine kleine Stoffklappe. » Der lässt dann etwas von der heißen Luft raus, die dafür sorgt, dass der Ballon steigt. «
Alice beobachtete den Boden unter sich und verfolgte die gewundene Linie eines schimmernden Flusses, der sich durch ein Gebirge schlängelte. » Sind wir schon in Gerander? «
Claudia warf einen Blick hinunter. » Jep. «
» Juhuuu! « , jubelte Alex.
Alice stand auf, um einen ersten Eindruck von dem Land zu bekommen, von dem sie in letzter Zeit so viel gehört hatteund für dessen Rettung sie ihr Leben aufs Spiel setzte. Sie hatte den Kopf über den Korbrand gebeugt, eine kühle Brise fuhr ihr durchs Fell, und sie war sicher, das Rascheln von Laub zu hören. » Ah! « , rief sie, als sie einen Hauch wahrnahm, der nach Fluss und Gräsern und Sommerblumen duftete.
»Wir überfliegen den Winns « , sagte Claudia und hob den Kopf, um die süße Luft einzuatmen.
Alice hatte kaum Zeit, einen Blick auf den breiten blauen Fluss zu werfen, da nahmen sie schon Kurs aufs Meer.
» Das Cannolianische Meer « , erklärte Claudia.
» Aber heißt das nicht, dass wir Gerander hinter uns gelassen haben? «
»Wir bleiben hier, kurz vor der Küste, bis zum letzten Augenblick « , antwortete die Maus mit den hellbraunen Flecken. »Weniger Gefahr, von den sourisanischen Patrouillen entdeckt zu werden.
Stunden vergingen,
Weitere Kostenlose Bücher