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Die Mutter aller Stürme

Die Mutter aller Stürme

Titel: Die Mutter aller Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Barnes
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herüber und wird gleich dazu vergattert,
Grafiken zu erstellen und diese dann auszudrucken; Pete und Wo Ping,
die eine Fahrgemeinschaft bilden, erscheinen als nächste, und
dann kommt Mohammed. Als sie sich schon Sorgen machen, tritt Talley
endlich an, wobei ein Paralysator ihre Handtasche ausbeult. Sie
erklärt, daß sie in einer verrufenen Gegend wohnt und es
deshalb für besser gehalten habe, die Waffe offen zu tragen, als
sich aufgrund irgendeines Zwischenfalles zu verspäten.
»Wenn ich gezwungen worden wäre, den Schocker zu
betätigen, hätte das Funksignal alle Streifenwagen
angelockt, und die Polizei hätte mich die ganze Nacht
vernommen«, sagt sie mit einem Achselzucken.
    Sie ist perfekt geschminkt, und Di fragt sich, ob sie vielleicht
aus einer Verabredung oder einem Barbesuch herausgerissen wurde.
Merkwürdig nur, daß sie morgens nie müde wirkt.
     
    John Klieg hört es in den Abendnachrichten und registriert
mit grimmiger Genugtuung, daß eine andere private Gesellschaft
für Raumflüge, Consolidated Launch, ihren Sitz auf
Naalehu auf der Großen Insel hat. Sie ist zwar nicht so
bedeutend wie die Einrichtung auf Kingman mit ihrer Kapazität
für schwere Raketen, aber Klieg profitiert von jedem Ort, von
dem kein Satellit hochgeschossen werden kann, und die Aussichten sind
glänzend, daß Naalehu mit seinen exponierten, einen ganzen
Kilometer aufs Meer hinausgehenden Anlagen und den auf dem Strand
verlegten Rohrleitungen in wenigen Tagen ausgeschaltet sein wird, so
daß die USA dann nur noch über die Luftwaffenbasis Edwards
verfügen, um Raketenstarts aus der Luft vorzunehmen.
    Per Saldo hat der Wirbelsturm ›Clem‹ in den zwei Wochen
seit seiner Entstehung die globale Startkapazität um
erquickliche vierzig Prozent reduziert; als das Telefon klingelt,
weiß Klieg schon, daß es Hassan ist, um ihm seine
Glückwünsche zu übermitteln. Die Leute tun ihm ja
wirklich leid, aber, wie Hassan schon sagte, Mitleid adelt
denjenigen, der es empfindet, hilft dem Empfänger indes nur
wenig.
     
    Brittany Hardshaw erhält die Information zehn Minuten nach
Harris Diem. Hawaii wird über alle vorhandenen Kanäle
gewarnt, und wenigstens ist es dort noch früh am Abend, so
daß die Meldungen auch registriert werden. Eingedenk der Bilder
aus Mikronesien, des vernichteten Weltraumzentrums in Kingman und der
XV-Reportage über das zerstörte Altersheim auf Saipan,
reagieren die Hawaiianer wie erwartet, graben sich ein, errichten
Sandsackbarrieren, evakuieren die Menschen und verbringen alles, was
nicht niet- und nagelfest ist, in die Berge. Aber das wird nicht
annähernd ausreichen, falls ›Clem‹ mit voller Wucht
über die Inseln hinwegziehen sollte.
    Die Navy geht kein Risiko ein und nutzt die Nacht, um Midway zu
evakuieren; zum Glück stehen die USS George Bush und ihre
Trägergruppe bereit, so daß sie Menschen und Material auf
den Träger und alle sonstigen verfügbaren Schiffe bringen.
Dann brechen sie nach Pearl Harbor auf und lassen die Insel
menschenleer zurück. Als Präsidentin Hardshaw die Meldung
erhält, daß die Flotte in See gestochen und mit voller
Kraft unterwegs ist, stößt sie einen Seufzer der
Erleichterung aus; es ist jetzt Spätnachmittag in Washington,
und es hat den Anschein, daß ›Clem‹ die hawaiianische
Inselkette genau zwischen Lisianski und Laysan durchstoßen wird
– nahe genug, um Midway in Mitleidenschaft zu ziehen und die
Hauptinseln mit gigantischen Flutwellen zu überrollen, aber in
ausreichendem Abstand von Oahu, Maui oder Hawaii selbst. Und Admiral
Singh auf der Bush ist der Ansicht, die Trägergruppe kann
den Sturm abreiten und nach Pearl durchkommen. Es wird eine
höllische Passage – aber sie werden es schaffen.
    Bevor er Feierabend macht, wird Harris Diem noch einmal ins New
Oval Office zitiert.
    »Es ist soweit«, sagt Hardshaw. »Wir müssen
die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit auf ›Clem‹
lenken, wenn Rivera und ich die benötigten Kompetenzen erhalten
wollen.«
    »Sie tun sich noch immer schwer damit, ›Rivera und
ich‹ zu sagen«, stellt Diem fest.
    »Sie klingen aber bitter.«
    »Ja, ein bißchen. Darf ich mich setzen,
Chefin?«
    »Sie wissen doch, daß Sie nicht erst fragen
müssen. Was gibt es denn?«
    »Ich habe darüber nachgedacht, wie Sie sich im Lauf der
Zeit entwickelt haben und was aus der alten Brittany Lynn Hardshaw
geworden ist.« Diem seufzt. »Wir arbeiten nun schon seit
über zehn Jahren daran, uns von der Dominanz der UN zu befreien

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