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Die Mutter aller Stürme

Die Mutter aller Stürme

Titel: Die Mutter aller Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Barnes
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und das ist nicht leicht gewesen, wo sie unsere Rechnungen
bezahlt haben und wir unsere Streitkräfte praktisch als
Friedenstruppen vermieten mußten – das Ziel ist in
Reichweite, und was nun? Sie holen sie wieder rein. Sie wissen
verdammt gut, daß wir nach ›Clem‹ die Welt
beherrschen könnten.«
    »Wenn es dann noch eine Welt gibt, die wir beherrschen
könnten, Harris. Das ist nämlich die große Frage. Es
hat keinen Zweck, nur der am leichtesten verwundete Schwerverletzte
zu sein.«
    Er zuckt die Achseln. »Oh, ich verstehe die Logik. Sie wollen
Rivera in die Tasche stecken, das ist natürlich auch eine
Möglichkeit. Aber ich… nun, das beschäftigt mich eben
ziemlich. Sie haben mal gesagt, daß es an der Zeit wäre,
ja, das haben Sie gesagt, Henry Pauliss in die Wüste zu
schicken. Aber er ist ein alter Freund und Schützling von mir.
Er vertraut mir. Er ist völlig ahnungslos.«
    »Harris, Sie und ich, wir haben beide schon Freunde in den
Tod geschickt«, sagt Hardshaw leise. »Ich weiß nicht,
ob ich mich verändert habe.«
    Diem seufzt und zuckt die Achseln. »Früher hatte ich
immer ein Gespür für das, was wir taten. Heute spielt sich
das nur noch auf der kognitiven Ebene ab. Chefin, wir haben immer dem
Willen des Volkes entsprochen – die Leute wollten eine
Verschärfung der Verbrechensbekämpfung; wir haben
entsprechend gehandelt. Sie wollten, daß wir uns dem
Einfluß der UN entziehen; wir haben es getan. Sie wollten,
daß wir den Afropäern helfen, und wir taten es. Wir haben
das jedoch nicht bewerkstelligt, indem wir große
›Hassen-wir-den-Hurrikan‹-Medienkampagnen aufgezogen oder
sonstige Schreckensszenarien entworfen haben. Und wir haben
sichergestellt, daß die Leute entweder für uns waren oder
es bedauerten. Nun, wo ich diese ganze Desinformationsstrategie sehe,
begreife ich, daß die Welt sich verändert hat und
vielleicht der ganze Planet bedroht ist… aber irgendwie hat sich
auch meine ganze Denkweise verändert.«
    Sie nickt. »Ich verstehe. Sind Sie aber trotzdem in der Lage,
das zu tun, worum ich Sie bitte? Ich brauche einen Riesenskandal, ich
brauche einen Sündenbock, und dieser Skandal muß einen
Bezug zu ›Clem‹ aufweisen. Können Sie mir Henry
Pauliss’ Kopf bringen?«
    »Ja. Kein Problem.«
    Sie geben sich auf eine seltsam förmliche Art die Hand, bevor
er geht. Diem fährt nach Hause, geht in den Keller hinunter,
gibt dem drängenden Verlangen nach und schaut sich die
Hälfte seiner XV-Clips an; später fällt er dann,
schlapp und wund, in einen tiefen und traumlosen – jedoch alles
andere als erholsamen -Schlaf.
     
    Jesse und Mary Ann erfahren im TV davon – nicht über XV,
denn Mary Anns Haus hat keinen solchen Anschluß –, als sie
gerade die siesta beenden, gegen vier Uhr nachmittags. Zu
dieser Zeit haben die Dinge schon eine gewisse Dynamik entwickelt,
und es liegt bereits Dokumentationsmaterial über die
Trägergruppe vor, die mit voller Kraft auf Südwestkurs
fährt (das zu dem Zweck von einem auf Pearl Harbor stationierten
Marine-Helikopter aufgenommen wurde, wenigstens ansatzweise eine
positive Öffentlichkeitsarbeit zu leisten). Die Ereignisse
werden einer gründlichen Analyse unterzogen, und außer Scuttlebytes bringt auch Sniffings einen neuen Beitrag
zu dieser Sache.
    »Nimmst du ihr das denn ab?« fragt Mary Ann Jesse, wobei
sie sich an ihn schmiegt und seine Hand auf ihre Hüfte legt.
    »Im Grunde schon. Sie hat mal meinen Bruder interviewt, und
er war ziemlich beeindruckt. Auch heute bittet sie ihn manchmal noch
um Hintergrundinformationen.«
    »Wirklich? Mir fällt es immer schwer, den Nachrichten
von Sniffings zu glauben.«
    Jesse nickt. »Was ist dir denn so unglaubwürdig
erschienen?«
    »Ich glaube, einfach ihre Art der Präsentation. Ich
weiß nicht, was sie eigentlich sagen will und welche
Vorstellung sie selbst davon hat. Mir kommt es so vor, sie will ihre
Moderation so nüchtern gestalten, daß sie alle Emotionen
und den Hintergrund der Meldungen unterschlägt und nur vom
Fernschreiber abliest. Und sie macht auch persönlich nicht viel
her; ich meine, ihr Auftreten ist schon professionell, aber sie
selbst ist nicht attraktiv. Und dann diese ganzen Interviews und
Grafiken und so. Man erfährt eine Menge über das, was in
der Welt los ist – wenn man ihr glauben will –, aber man
bekommt keine Hintergrundinformationen, und ohne die wirken ihre
Darstellungen irreal.«
    »Di sagt, mein alter Herr sei einer ihrer größten
Fans«, erwidert

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