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Die Mutter aller Stürme

Die Mutter aller Stürme

Titel: Die Mutter aller Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Barnes
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nur
zwei- oder dreimal anfliegen, bis sie schließlich beim
Wiedereintritt in die Atmosphäre verglühen. Aber wenn die
Koordination stimmt…«
    »Man würde eine ganze Menge davon brauchen«, gibt
Carla zu bedenken.
    »Verstehe. Aber könnte es denn
funktionieren?«
    »Wenn sie in ausreichender Anzahl zur Verfügung stehen
und entsprechend positioniert werden, dann ja«, entgegnet sie.
Bisher war sie von Hardshaw durchaus beeindruckt gewesen, aber jetzt
variiert die Präsidentin nur noch dieselbe Frage.
»Wünschen Sie, daß ich ein Konzept
erstelle?«
    »Wir werden in dieser Angelegenheit auf Sie
zurückkommen«, sagt Hardshaw. »Wir haben nur eine
minimale Chance, und ich möchte, daß Sie das Beste daraus
machen. Dürfen wir Ihnen eine Konzeptkopie
übersenden?«
    »Sicher.«
    »Gut. Dann freue ich mich schon darauf, Ihren Bericht zu
hören – ich meine wirklich hören; melden Sie sich bei
Harris Diem, wenn Sie soweit sind, und er wird dann eine
Konferenzschaltung zwischen uns aktivieren. Und, Carla, danke, das
Land steht schon jetzt tief in Ihrer Schuld, und diese Schuld wird
sicher noch größer sein, wenn alles vorbei ist.«
    Klar, aber kann ich euch dann wenigstens auch zur Kasse bitten? denkt sie. Die Artikulation dieser Überlegung verkneift sie
sich indessen und meint: »Es ist mir eine Ehre, Frau
Präsidentin.«
    Nachdem sie aufgehängt hat, hört sie ein Memo von Louie
auf dem Anrufbeantworter ab. Der alte Blödmann vermißt sie
auch. Carla hat heute Konjunktur.
    Wobei sie jedoch nicht genau weiß, ob sie sich darüber
freuen soll.
     
    Nachdem sie die Besprechung mit Carla Tynan, Di Callare und Henry
Pauliss beendet haben, wendet Präsidentin Hardshaw sich Harris
Diem zu und sagt: »Ich verstehe durchaus, warum Pauliss uns vor
drei Jahren besagten Kopf auf einem silbernen Tablett serviert
hatte.«
    »Sie bringt einen auf die Palme, was?«
    »Überhaupt nicht.« Hardshaw erhebt sich
ächzend und streckt sich. »Sie ist wohl direkt, aber sie
ist qualifiziert und versteht etwas von Physik. Außerdem
versteht sie auch etwas von Politik. Bevor ich mich offiziell
zugeschaltet hatte, war ich nur stumme Zuschauerin. Haben Sie denn
ihr vergnügtes Lächeln gesehen, als Sie Pauliss in ihrer
Anwesenheit bloßgestellt haben? Sie wußte ganz genau, was
das zu bedeuten hatte.«
    Diem hatte die letzte Arbeitsstunde des Vortages damit verbracht,
mit Henry Pauliss zu telefonieren und ihm zu versichern, daß
niemand seinen Abschuß plante und daß jedem bewußt
war, daß er lediglich politische Entscheidungen umgesetzt
hatte, die ihm von oben vorgegeben worden waren. Er kennt Pauliss
schon seit ungefähr zehn Jahren, und die beiden haben sich immer
sehr gut verstanden; manchmal haben sie sogar etwas zusammen
unternommen, denn der Junggeselle Harris Diem geht ständig mit
allen möglichen Leuten in Restaurants, zu Sportveranstaltungen
oder ins Theater, insbesondere mit Leuten, an deren Sympathie die
Regierung ein gewisses Interesse hat.
    Also hat Pauliss letzten Abend, als ihm dämmerte, daß
er als Sündenbock für die NOAA herhalten mußte, Diem
angerufen und alles versucht, einen ruhigen Posten im Schatten des
Stabschefs zu ergattern, woraufhin Diem ihn erst einmal beruhigte und
ihm versicherte, alles in seinen Kräften Stehende zu tun.
    Und Diem hatte das auch ernst gemeint; Loyalität zwischen
Vorgesetzten und Mitarbeitern ist nämlich ein Geschäft auf
Gegenseitigkeit – solange keine Konfliktlagen auftreten. Aber
Hardshaw hat ihn beauftragt, sich eingehender mit den Meteorologen
und Pauliss zu befassen – und Pauliss zu kompromittieren.
    »Nun«, sagt Diem zögernd, »ich nehme an, Sie
wollen damit sagen, daß Sie verstehen, warum sie jemandem wie
Pauliss auf die Nerven gegangen ist.«
    »Ja, genau. Der arme Henry Pauliss. War mal ein richtiger
Wissenschaftler und wurde dann in die Rolle des Ja-Sagers
gedrängt, und jetzt geht die verdammte Präsidentin her und
verlangt richtige Wissenschaftler. Wirklich nicht seine
Schuld.«
    »Also wird er den Kopf für uns hinhalten müssen?
Berlina Jameson schnüffelt schon die ganze Zeit
herum…«
    »Berlina – ach, Sniffings. Gute kleine
Show.«
    Darin zeigt sich ihr Alter, überlegt Diem, denn nur Leute aus
›Präsidentin Großmutters‹ Generation und
darüber hinaus bezeichnen Video-Dokumente noch als
›Shows‹. Aber er sagt nur: »Nun, die Präsentation
ist gut, und den Leuten gefällt es. Und Jameson recherchiert
gründlich…«
    »Sie erinnert mich an die

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