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Die Mutter aller Stürme

Die Mutter aller Stürme

Titel: Die Mutter aller Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Barnes
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vorausgehen. Aber diese Wolken werden zwei- bis
dreimal so hoch sein und außerdem viel zahlreicher; diese
Schicht aus Eiskristallen wird ausreichen, die Erdoberfläche zu
verdunkeln, so daß das Oberflächenwasser des Pazifik sich
bald so weit abgekühlt hat, daß ›Clem‹
neutralisiert wird.
    Es gäbe natürlich auch noch viele Eis-Depots, die nicht
so weit entfernt sind wie der Komet – aber keines, das sich
schon mit so hoher Geschwindigkeit auf fast richtigem Kurs
befände. Überdies stehen die anderen potentiellen Quellen,
Charon und Pluto, in Halbjahresintervallen auf der erdabgewandten
Seite der Sonne, was einen längeren und weniger wirkungsvollen
Orbit erfordern würde. Alle anderen Eisdepots befinden sich tief
in den Gravitationsquellen der Gasgiganten. Die Energie selbst ist
nicht das Problem – die selbstreplizierenden Industrieanlagen,
die Louie errichtet hat, stellen genug davon bereit –, sondern
die Beschleunigung; um den Schwerefeldern von Jupiter, Saturn, Uranus
oder Neptun zu entkommen, wäre eine Fluchtgeschwindigkeit
erforderlich, bei der die Eis-Frisbees wie Wasser fließen und
aufgrund dieser Verzerrungen für den geplanten Einsatz
unbrauchbar würden.
    Die Ankunft bei 2026RU wird auf jeden Fall lange dauern, und weil
angesichts der momentanen Entfernung des Kometen (etwas über 56
AE) zudem noch völlig unklar ist, was man dort vorfinden wird
und was genau getan werden muß, wird Louie selbst dorthin
fliegen und improvisieren müssen. Es hat eine Weile gedauert,
bis er ein Konzept entwickelt hatte, das die Abwicklung dieser
Arbeiten in einem vernünftigen Zeitrahmen gewährleistet;
selbst im günstigsten Fall wird er nicht vor Juni 2029
zurück sein, und Gott allein weiß, in welchem Zustand die
Erde sich dann befindet.
     
    Berlina Jameson geht es gut, und in Anbetracht der Geschichte, die
sie in Arbeit hat, kommt das fast einem Wunder gleich. Als Harris
Diem und Diogenes Callare ihr Hilfe anboten – obwohl der erste
Teil ihres Beitrags heftige Proteste hinsichtlich der extremen
Nonchalance auslöste, mit der die US-Regierung und Oberst Tynan
sich an fremdem Eigentum vergriffen –, hatte sie sie nur
für nette, tüchtige Beamte gehalten.
    Vielleicht war das auch ihre ganze Motivation. Sie
hätten nämlich nur so viel wissen können, daß
Klieg sich sowohl bei der UN-Generalversammlung als auch bei
Regierungsstellen in Washington unangemessenen Einfluß
verschaffte. Vielleicht wollten sie ihm nur eine Falle stellen und
ihn ein wenig zurechtstutzen.
    Aber bei dem, was sie seitdem recherchiert hat, bezweifelt
Jameson, daß Diem und Callare wirklich völlig ahnungslos
gewesen sein sollten. In langen Nächten hat sie sich alle
relevanten Videos angeschaut, alle relevanten Tondokumente
angehört und alle relevanten Unterlagen gesichtet. Als sie das
Bild schließlich komplett hatte, war sie zumindest noch so
klaren Sinnes, um zu erkennen, daß sie zu erschöpft war,
um ihre Ergebnisse jetzt zu präsentieren; es sei denn, sie
wollte sich fürchterlich blamieren. Also hat sie einen Tag
freigenommen; sie redigiert den Beitrag und versieht ihn mit
Feinschliff, ißt sich satt, schläft sich aus und spannt
aus.
    Nun steht sie frisiert und frischgemacht vor der weißen Wand
eines Hotelzimmers in Richmond (wobei sie das Personal mit
üppigen Trinkgeldern dazu angehalten hatte, in den nächsten
Minuten nur auf Zehenspitzen über den Flur zu schleichen) und
geht auf Sendung:
    »Ich begrüße Sie zu einer neuen Ausgabe von Sniffings. Heute möchte ich Ihnen die Machtstrukturen von
John Kliegs GateTech enthüllen, deren Tentakel wie ein
Oktopus auf die höchsten Ebenen nationaler und internationaler
Politik ausgreifen: UN-Botschafter, die ihre Befehle von Klieg
empfangen und von ihren Heimatländern bezahlt werden; Kliegs
Plan, sich ein globales Monopol auf die Raumfahrt zu sichern. Zu
einem Zeitpunkt, da die Welt verzweifelt auf Weltraumzentren
angewiesen ist, möchte er sich nicht nur seinen
rechtmäßigen Lohn für die Bereitstellung einer
solchen Anlage sichern, sondern er versucht obendrein, jegliche
Konkurrenz aus dem Feld zu schlagen.
    Und das ist erst die Spitze des Eisbergs. In diesem Zusammenhang
drängt sich nämlich die Frage auf, welche Verbindungen
zwischen Klieg und der sibirischen Regierung bestehen. Welche
Verbindungen existieren zwischen Kliegs Unternehmen, Hassans
berüchtigtem Drogen- und Söldnerkartell sowie Elementen der
sibirischen Streitkräfte, die dem kriminellen und

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