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Die Mutter aller Stürme

Die Mutter aller Stürme

Titel: Die Mutter aller Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Barnes
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›Clems‹
Größe auswächst, muß er sich, wie
›Clem‹, einige Wochen über sehr warmem Wasser
aufhalten oder über warmem Wasser ein großes Auge
ausprägen, wie ›Clem Zwei‹, Entschuldigung, ›Clem
200‹. Und andere Hurrikane nutzen einen Teil der
verfügbaren Energie und binden einen Teil der Luftströmung.
Als ›Clem 200‹ in die Karibik durchbrach, glaubten wir uns
schon verloren, aber zum Glück wirbelte er mit seinen
Fallströmen herum und erzeugte so viele Augen, daß sie
sich gegenseitig behinderten. Mit etwas Glück resultieren daraus
nur vier oder fünf starke Hurrikane, ›Clem 200‹
inbegriffen; er hat bereits an Dynamik verloren. Die Stärke, die
er vor der Überquerung Mexikos hatte, hat er nicht
wiedererlangt.«
    Ein Schauder geht durch Berlina. »Aber so viele Hurrikane hat
es bisher doch gar nicht gegeben…«
    »Richtig, aber es hat auch nicht gerade wenige gegeben. Und die meisten dieser Kameraden werden dem Golfstrom
und dem Höhenwind folgen und der amerikanischen Ostküste
fernbleiben. Also werden wir zwar schwere Stürme haben, Verluste
an Menschenleben und Material und so weiter – aber nicht die
Katastrophe, die dann eintritt, wenn ein Hurrikan aus eigenem
›Antrieb‹ über der östlichen Karibik steht. Dann
bläht er sich nämlich zu ›Clems‹ Größe
auf, widersetzt sich den Höhenwinden und sucht die Küste
heim.«
    Berlina nickt in die Kamera. »Allmählich begreife ich.
Werden die Hurrikane, die hier entstehen, auch Europa
erreichen?«
    »Wahrscheinlich. Richtung Norden nimmt die Temperatur des
Atlantik ab; wenn sie also diesen Kurs einschlagen, laufen sie sich
tot. Wenn sie aber den richtigen Pfad erwischen, werden sie mit
Sicherheit auf Europa treffen, und wegen der Vielzahl der Hurrikane
wird das auch in einigen Fällen zutreffen…«
    Plötzlich blinkt der Cursor in der Ecke des Bildschirms. Sie
sagen »Bleiben Sie dran« und drücken die Stand
by-Taste; sie haben nicht einmal die Zeit, sich über den Zufall
zu wundern, daß sie beide zur gleichen Zeit einen Anruf
bekommen, so unerwartet befinden sie sich wieder in der
Konferenzschaltung mit Harris Diem.
    »Haben Sie es schon gesehen oder gehört?« fragt
er.
    Berlina verneint die Frage, und Di schüttelt nur den
Kopf.
    »Glückwunsch, Ms. Jameson.« Diem setzt ein
sardonisches Lächeln auf, wobei sein Blick jedoch ernst ist.
»An einem Tag haben Sie zweimal Geschichte geschrieben. Es hat
den Anschein, als ob Ihre letzte Sniffings- Sendung den Zweiten
Globalen Aufstand ausgelöst hätte.«
     
    Der erste Globale Aufstand hatte in Islamabad und Seattle seinen
Ursprung. Der Ursprung des Zweiten Globalen Aufstands indes
läßt sich nicht so präzise bestimmen.
    Aber Sniffings ist sicher der Auslöser; mindestens die
Hälfte der Gewaltausbrüche ist auf die eine oder andere Art
darauf zurückzuführen, daß Berlina Jameson die
Strukturen von Kliegs Organisation offengelegt hatte, ihren
Einfluß und die Verbindungen sowohl zum organisierten
Verbrechen als auch zu Abdulkashims kriminellem Regime.
    Quaz, der Typ mit der Böse-Buben-Attitüde, der
›Schwarze Peter‹ von Passionet, dem zu Unrecht Intelligenz
bescheinigt wird, hält sich gerade in Oran auf. Den ganzen Tag
wandert er schon durch staubige Straßen, läßt die
Atmosphäre auf sich wirken und verdrängt nach besten
Kräften das Bewußtsein, daß er morgen in eine
Verhandlung hineinplatzen und mit einigen wichtigen Zeugen sprechen
wird. Außerdem ignoriert er die Tatsache, daß die sehr
eingeschüchtert wirkenden Zeugen ihm nur deshalb alles sagen,
was er wissen will, weil die Polizei sie wegen ihrer Kooperation mit
den Detektiven von Passionet nicht gefoltert hat. Seit kurzem ist Passionet das bevorzugte Netz für die Berichterstattung
über die Zerschlagung des organisierten Verbrechens in der
Dritten Welt, vorausgesetzt, das Verbrechen ist hinreichend
sensationell organisiert.
    Quaz’ Problem besteht darin, daß er zwar intelligent
genug ist, Ironie als solche zu erkennen, jedoch nicht intelligent
genug, auch damit umzugehen. Mehrmals mußte der Sender schon
technische Probleme vorschieben, weil er die Drehbuchinhalte für
den nächsten Tag nicht ausreichend unter Verschluß
gehalten hatte. Der reibungslose Ablauf der Aktion läßt
ihn leichtsinnig werden, und zuweilen interessiert er sich auch zu
sehr für die Detektive von Passionet (bei denen es sich
um anonyme graue Gestalten handelt, die immer mit sanfter Stimme
sprechen und sich ansonsten reserviert

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