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Die Mutter aller Stürme

Die Mutter aller Stürme

Titel: Die Mutter aller Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Barnes
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sie deshalb als
›Schlaumeier‹. Am 20. Juli gibt es bereits vierzig von
ihrer Sorte, und wenn er den Mars passiert hat, werden es schon
siebzig sein. Jeder ›Schlaumeier‹ wird sich seinerseits in
eine vielseitige Fabrik mit einem Katapult verwandeln und eine eigene
Antriebsquelle einrichten – und einige Ableger von sich
erzeugen.
    Es dauerte Hunderttausende von Jahren, bis die Menschheit den Mond
eroberte, und dann noch einmal fünfundvierzig Jahre, um auf dem
Mars zu landen und die Kolonialisierung des Weltraums
einzuleiten… und bevor dieses Jahr noch vorüber ist, wird
es im Sonnensystem von Industrieanlagen wimmeln, und schon jetzt,
obwohl es außer Louie noch niemandem aufgefallen ist, haben die
Roboter und Replikatoren die ehemalige Mondbasis in eine der
größten Industrieanlagen aller Zeiten verwandelt. Die
Wachstumsrate übertrifft alles bisher Dagewesene; am ehesten
vergleichbar mit diesem Vorgang wären noch die
Rüstungsbetriebe, die während des Zweiten Weltkrieges aus
dem Boden gestampft wurden, nur daß damals die Anzahl der
Arbeiter nicht mit der Anzahl der Fabriken wuchs. Aufgrund des
zusätzlichen Energiebedarfs verringerte sich mit jeder Fabrik
das ›Humankapital‹ zum Bau und Betrieb weiterer Fabriken.
Auf dem Mond indessen hält die Energieversorgung automatisch mit
dem Wachstum Schritt, und wenn die ›Arbeitskräfte‹
knapp werden, errichtet Louie einfach eine neue Fabrik zur Produktion
von Arbeitern.
    Louies Schätzungen zufolge verfügt die Mondbasis nun,
was Energiekapazität und Datenumschlag pro Stunde betrifft,
über das doppelte Potential des japanischen OKK-Komplexes –
und es hatte etwas länger gedauert, Osaka, Kobe und Kyoto zu
errichten. Außerdem verfügt er allein über dieses
Potential… wo ein Großteil der Energie und Daten von OKK
in Geschäften, Restaurants, bei der Müllabfuhr, XV und TV,
in Krankenhäusern und dergleichen gebunden werden, hat der
Komplex, über den Louie gebietet, nur die Aufgabe, zu
expandieren und die Mission zu erfüllen. Mithin dürfte er
der reichste Bewohner des Sonnensystems sein.
    Teufel, wenn er nach seiner Rückkehr die ganze Anlage mit
voller Kapazität weiterarbeiten lassen will, dann wird der
besiedelte Sektor des Sonnensystems mit den Besitztümern von
Louie Tynan angefüllt sein. Und mit Schutt. Das ist keine
schlechte Altersversorgung.
     
    Zunächst wollen Jesse und Mary Ann nicht gehen; in Anbetracht
der Tatsache, daß es Städte gibt, die über bessere
Straßen leichter zu erreichen sind, scheint der Plan irgendwie
hirnrissig. Aber Señor Escobedo, der administrador der
mexikanischen Regierung, der eingeflogen wurde, um den Einwohnern von
Tapachula die Idee schmackhaft zu machen, ist geduldig und beredt und
weiß anscheinend, wovon er spricht. »Überlegen Sie
doch einmal«, sagt er bereits zum tausendsten Mal. »Wo
wollen Sie denn sonst hin? Der Regenwald ist mittlerweile ein
einziger Sumpf; die Flüsse führen Hochwasser, und in diesem
Fall… Außerdem gibt es hier in der Nähe keine Zipline- Station. Und bedenken Sie auch, daß es hier kaum
Arbeit und nur sehr wenige Notunterkünfte in Tuxtla Gutierrez
und San Cristóbal de las Casas gibt. Es sind kleine
Städte ohne Perspektive.«
    Natürlich nicken alle beifällig – die Mexikaner
sind nämlich sehr bodenständig, und wenn ein
Auswärtiger sagt, Tapachula sei die wichtigste und
perspektivträchtigste Stadt in Chiapas, dann verleiht das seinen
Ausführungen Gewicht und Substanz.
    Erneut wiederholt Escobedo, mitten auf dem Zócalo, seine
Ausführungen, wobei er sich eines Laser-Zeigestocks und eines
Projektors bedient. Währenddessen herrscht ein reges Kommen und
Gehen auf dem Platz; die Menschen hören dem Regierungsvertreter
zu, ziehen sich mit Freunden zu einem Schwätzchen zurück
und kommen dann wieder.
    Oaxaca ist weit, und sie müssen unterwegs mit ein paar
Hurrikanen rechnen, aber dann befinden sie sich auch hoch über
der Küste und haben im Notfall Zeit, sich einzugraben. Und was
das Wichtigste ist, sie werden dort absolut sicher sein; hoch oben in
den Bergen mit ihrem guten Wasserabfluß werden sie es aushalten
können.
    Er unterstellt, daß einige Soldaten trotz ihres Auftrags,
die Stadt vor Plünderern zu schützen, sich vielleicht
selbst als Plünderer betätigen. Die Offiziere haben nicht
alles unter Kontrolle und sind zudem selbst nicht perfekt. Ja, wenn
man viel zu bewachen und keine Angst hat, in den
Überschwemmungen umzukommen, die sicherlich

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