Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Mutter der Königin (German Edition)

Die Mutter der Königin (German Edition)

Titel: Die Mutter der Königin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
Vom Netzwerk:
Juwelier zu sich rufen lassen. Er lässt ein besonderes Schmuckstück für die Königin anfertigen», sagt er.
    «Aber was macht er jetzt?», fragt sie. «Jetzt in diesem Augenblick? In dem Ihr ihn verlassen habt?»
    Richard Turnstall verbeugt sich noch einmal. «Er ist in die Kapelle gegangen, um seinen Dank darzubringen», antwortet er. «Der König betet.»
    «Gut», sagt sie trübsinnig. «Na gut.»

    Wir sehen den König erst am Abend, als er wie üblich vor dem Abendessen in die Gemächer der Königin kommt, um sie zu besuchen. Er küsst ihr vor unser aller Augen die Hand und erklärt ihr, er sei äußerst erfreut. Ich sehe mich im Raum um und bemerke, dass die anderen Hofdamen – genau wie ich – der Szene verblüfft beiwohnen. Dieses Paar hat – nach fast acht Jahren des Wartens – endlich sein erstes Kind empfangen. Dieses Kind vollendet ihre Ehe und sichert ihrem Haus den Thron. Warum tun sie so, als würden sie sich kaum kennen?
    Marguerite gibt sich königlich, mit keiner Faser verrät sie, dass sie mehr Wärme oder Begeisterung von ihm erwartet hätte. Sie senkt den Kopf und lächelt den König an. «Ich bin sehr glücklich», sagt sie. «Ich bete um einen Sohn, und wenn nicht, dann um eine schöne Tochter und das nächste Mal um einen Sohn.»
    «Ein Segen, so oder so», sagt er freundlich, reicht ihr den Arm und führt sie zum Abendessen, setzt sie behutsam auf ihren Stuhl neben dem seinen und sucht ihr die schönsten Bissen Fleisch und die weichsten Brotstücke aus. Von der anderen Seite her lächelt Edmund Beaufort, Duke of Somerset, die beiden an.

    Nach dem Abendessen sagt sie, sie wolle sich früh zurückziehen. Der Hof erhebt sich, als wir den Raum verlassen, und kaum betreten wir die Gemächer der Königin, entlässt sie ihre Hofdamen, nickt mir zu und geht in ihr Schlafgemach.
    «Nehmt mir den Kopfschmuck ab», sagt sie. «Ich bin so müde, dass ich Kopfschmerzen bekomme.»
    Ich knote die Bänder auf und lege den hohen Kegel zur Seite. Darunter liegt das Kissen auf ihrem Haupt, das dafür sorgt, dass sie die schwere Last balancieren kann. Ich nehme es ab und lasse ihr Haar herunter, dann löse ich behutsam die fest geflochtenen Zöpfe und bürste sie aus. Sie schließt die Augen.
    «So ist es besser», sagt sie. «Flechtet es locker, Jacquetta. Man möge mir ein Glas warmes Ale bringen.» Ich flechte ihr dickes, rotblondes Haar zum Zopf und helfe ihr, Überrock und Kleid abzulegen. Sie zieht ein Leinennachthemd über und steigt in das große Bett. Unter den prächtigen Bettvorhängen und den dicken Decken sieht sie aus wie ein kleines Kind.
    «Kein Wunder, dass Ihr müde seid», sage ich. «Jetzt könnt Ihr Euch ausruhen. Jeder wird wollen, dass Ihr Euch ausruht.»
    «Was es wohl wird?», sagt sie müßig. «Glaubt Ihr, es wird ein Junge?»
    «Soll ich die Karten holen?», frage ich, bereit, sie zu verwöhnen.
    Sie wendet den Kopf ab. «Nein», antwortet sie zu meiner Überraschung. «Und denkt bloß nicht darüber nach, Jacquetta.»
    Ich lache. «Ich kann nicht anders, als darüber nachzudenken. Es ist Euer erstes Kind. Wenn es ein Junge wird, wird er der nächste König von England. Allein durch meine Stellung bin ich verpflichtet, an ihn zu denken, und ich würde es sowieso tun, schon aus Zuneigung zu Euch.»
    Behutsam legt sie mir einen Finger auf die Lippen, um mich zum Schweigen zu bringen. «Dann denkt nicht zu viel.»
    «Zu viel?»
    «Denkt nicht mit der Gabe der Vorhersehung an ihn», meint sie. «Ich möchte, dass er erblüht wie eine Blume, unbeobachtet.»
    Einen Augenblick glaube ich, sie hat Angst vor grässlichen alten Kräuterweibern, vor bösen Blicken oder Verwünschungen. «Ihr meint doch wohl nicht, ich würde dem Kind irgendeinen Schaden antun wollen? Nur an ihn zu denken schadet ihm nicht …»
    «O nein.» Sie schüttelt ihr goldenes Haupt. «Nein, liebe Jacquetta, ich denke nichts dergleichen. Es ist nur … Ich will nicht, dass Ihr alles wisst … nicht alles. Manche Dinge sind zu persönlich.» Sie wird rot und wendet das Gesicht ab. «Ich möchte nicht, dass Ihr alles wisst.»
    Ich meine sie zu verstehen. Wer weiß, was sie tun musste, um die Aufmerksamkeit eines so gleichgültigen Gemahls zu gewinnen? Wer weiß, welche Verführungskünste sie aufbieten musste, damit er das Beten aufgab und in ihr Bett kam? Dinge, für die sie sich jetzt schämt? «Was auch immer Ihr getan habt, um dieses Kind zu empfangen, es war die Sache wert», sage ich beherzt. «Ihr musstet

Weitere Kostenlose Bücher