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Die Mutter der Königin (German Edition)

Die Mutter der Königin (German Edition)

Titel: Die Mutter der Königin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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unbedingt gefragt werden möchte. Es geht mich hart an, dass man sie später an Edmund Tudor verheiraten und nach Wales schicken wird.
    Die Königin wendet sich zu mir um, und ich beuge mich vor. «Was meint Ihr?», fragt sie.
    Margaret Beaufort entstammt dem Hause Lancaster, Edmund Tudor ist Sohn einer Königin von England. Ein Kind, das dieser Verbindung entstammt, hat einen beeindruckenden Stammbaum, englisches königliches Geblüt auf der einen Seite und französisches königliches Geblüt auf der anderen, und beide Seiten sind verwandt mit dem König von England.
    «Verleiht der König seinem Bruder zu viel Macht?», flüstert die Königin.
    «Ach, seht sie Euch doch an», sage ich freundlich. «Sie ist ein winziges Ding und noch längst nicht im heiratsfähigen Alter. Ihre Mutter wird sie gewiss noch zehn Jahre bei sich zu Hause behalten. Ein halbes Dutzend Kinder werden in Eurer Wiege liegen, bevor Edmund Tudor sie heiraten oder schwängern kann.»
    Wir blicken zu Margaret Beaufort, deren Kopf immer noch auf und ab fährt, als wünschte sie, jemand würde das Wort an sie wenden. Die Königin lacht. «Nun, ich hoffe es. So eine kleine Krabbe bringt gewiss keinen königlichen Erben hervor.»

    Am nächsten Abend warte ich in der Stunde vor dem Abendessen, wenn die Königin angekleidet wird und der Herzog und der König noch nicht in unsere Gemächer gekommen sind, auf einen ruhigen Augenblick. Wir sitzen vor dem Feuer und lauschen der Musik. Ich sehe sie an, damit sie mir mit einem Nicken die Erlaubnis gibt, und ziehe meinen Schemel ein wenig näher.
    «Wenn Ihr auf die Gelegenheit wartet, mir mitteilen zu können, dass Ihr wieder guter Hoffnung seid, so ist das unnötig», sagt sie verschmitzt. «Ich sehe es.»
    Ich werde rot. «Ich bin sicher, dass es ein Junge wird. So viel, wie ich esse, wird es weiß Gott ein Mann. Ich musste schon den Gürtel auslassen.»
    «Habt Ihr es Richard schon gesagt?»
    «Er hat es vor seiner Abreise erraten.»
    «Ich werde den Herzog bitten, dass er ihn nach Hause kommen lässt. Ihr wollt ihn sicher um Euch haben?»
    Ich sehe sie an. Zuweilen bedrückt es sie, dass ich zuverlässig Jahr um Jahr meine Fruchtbarkeit unter Beweis stelle, doch diesmal lächelt sie – ihre Freude für mich durch nichts getrübt. «Ja. Ich wäre froh, wenn er zu Hause wäre, falls der Herzog ihn entbehren kann.»
    «Ich werde es befehlen», verspricht sie lächelnd. «Der Herzog sagt, er würde alles für mich tun. Es ist eine geringe Bitte an einen Mann, der mir den Mond versprochen hat.»
    «Ich bleibe bis Mai am Hof», sage ich. «Und sobald ich nach der Geburt den Segen der Kirche empfangen habe, begleite ich Euch auf der Rundreise im Sommer.»
    «Vielleicht reisen wir dieses Jahr nicht weit», meint sie.
    «Nein?» Ich bin schwer von Begriff.
    «Vielleicht brauche ich auch einen ruhigen Sommer.»
    Endlich verstehe ich, was sie meint. «Oh, Marguerite, ist das wahr?»
    «Ich dachte, Ihr hättet die Gabe der Vorhersehung!», ruft sie lachend. «Und hier bin ich, sitze vor Euch, und ich glaube … ich bin mir fast ganz sicher …»
    Ich nehme sie bei den Händen. «Ich glaube es auch, nein, ich sehe es jetzt. Ja, wirklich.» Das Leuchten ihrer Haut und die Rundungen ihres Körpers verraten es mir. «Wie lange?»
    «Zweimal ist mein Monatsfluss ausgeblieben, glaube ich», sagt sie. «Ich habe es noch niemandem gesagt. Was meint Ihr?»
    «Und der König hat Euch vor Weihnachten aufgesucht? Und hat Euch Vergnügen bereitet?»
    Sie hält den Blick gesenkt, doch die Röte ihrer Wangen vertieft sich. «Oh, Jacquetta, ich wusste ja nicht, dass es so sein kann.»
    Ich schmunzele. «Manchmal schon.» Ihr Lächeln verrät mir, dass sie nach acht Jahren Ehe endlich weiß, wie viel Freude ein Mann seiner Gemahlin bereiten kann, wenn er nur will, wenn er sie so sehr liebt, dass er möchte, dass sie sich an ihn klammert und sich nach seiner Berührung verzehrt.
    «Wann kann ich sicher sein?», möchte sie wissen.
    «Nächsten Monat», sage ich. «Wir lassen eine Hebamme kommen, die ich kenne und der ich vertraue, die kann mit Euch reden und Euch ansehen, und dann könnt Ihr es Seiner Gnaden nächsten Monat sagen.»

    Sie will es ihrer Mutter erst schreiben, wenn sie sich ganz sicher ist. Das ist eine kleine Tragödie, denn während sie auf sichere Anzeichen dafür wartet, dass sie ein Kind unter dem Herzen trägt, kommt die Nachricht aus Anjou, dass Marguerites Mutter Isabella, Herzogin von Lothringen, gestorben

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