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Die Mutter der Königin (German Edition)

Die Mutter der Königin (German Edition)

Titel: Die Mutter der Königin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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zurück?»
    «Sie werden Euch nichts tun, Jacquetta. Sie mögen Euch. Alle mögen Euch.»
    «Das ist eine Armee, vom Schlachtfeld erhitzt, die wahrscheinlich gerade meinen Schwiegersohn getötet hat, meinen Gemahl und meinen Sohn.»
    «Ja, aber Euch werden sie nichts tun. Sie führen keinen Krieg gegen Frauen. Aber ich muss mich sputen und den Prinzen und den König in Sicherheit bringen. Ihr rettet mich, wenn Ihr ihnen sagt, ich sei nach Nottingham geritten.»
    Ich zögere. «Ich habe Angst.»
    Sie streckt die Hand aus und macht die Geste, die ich ihr beigebracht habe. Mit ausgestrecktem Finger zeichnet sie einen Kreis in die Luft, das Rad des Schicksals. «Ich habe auch Angst», sagt sie.
    «Dann geht.» Ich lasse sie ziehen.
    Der Schmied hämmert den letzten Nagel ein. Das Pferd schreitet etwas steif aus, aber sicher genug. Der Mann lässt sich auf alle viere nieder und kniet sich in den Dreck. Marguerite steigt auf seinen Rücken, um aufzusitzen.
    Sie hebt die Hand zum Gruß. « À tout à l’heure », sagt sie, als ritte sie zum Vergnügen aus, dann stößt sie dem Pferd die Absätze in die Flanken und fliegt davon. Ich blicke zu Boden: In der weichen Erde sind ganz deutlich die Abdrücke eines Pferdes zu sehen, das in die Schmiede kommt, aber kein Zeichen, dass es sie wieder verlassen hat.
    Langsam gehe ich dorthin, wo die Fährte durch Mucklestone führt, und warte auf die ersten yorkistischen Lords.

    Es wird dunkel. In einiger Entfernung höre ich von Blore Heath einen nächtlichen Kanonenschuss, dann einen weiteren. Ich frage mich, ob sie überhaupt irgendetwas erkennen können, um zu zielen. Versprengte Gruppen von Männern kommen vorbei, einige stützen ihre verwundeten Gefährten, andere lassen die Köpfe hängen, sie rennen, als wollten sie der Angst selbst entkommen. Ich ziehe mich in die Schmiede zurück, im Vorübergehen sehen sie mich nicht. Sie halten nicht einmal an, sie bitten nicht um Essen und Trinken, alle Fenster und Türen sind vor den Soldaten verrammelt – welches Abzeichen sie auch tragen mögen.
    Als ich ein lancastrianisches Abzeichen sehe, trete ich hinaus. «Lord Rivers? Sir Anthony Woodville? Sir John Grey?», frage ich.
    Der Mann schüttelt den Kopf. «Waren sie auf Pferden? Dann sind sie tot, M’lady.»
    Ich zwinge mich, stehen zu bleiben, auch wenn die Knie unter mir nachzugeben drohen. Ich lehne mich an das Tor der Schmiede und frage mich, was ich tun soll, allein in der Nähe des Schlachtfelds, und ob Richard tot da draußen liegt und mein Sohn und Schwiegersohn auch. Soll ich auf der Heide nach Richards Leichnam suchen? Aber ich kann nicht glauben, dass ich seinen Tod nicht gespürt haben soll. Ich hätte ihn doch gewiss bemerkt, wo ich so nah dabei war, dass ich den aufgewühlten Strom sehen konnte, in dem er gestorben sein könnte?
    «Hier», sagt der Schmied freundlich, der aus seiner Hütte kommt und mir einen Becher reicht. «Was wollt Ihr jetzt tun, Lady?»
    Ich schüttele den Kopf. Es gibt keine verfolgende Streitmacht, die ich in die Irre leiten könnte, die Yorkisten kommen gar nicht hier vorbei, nur die zersprengten Überreste unserer Armee. Ich habe Angst, mein Gemahl könnte tot sein, aber ich weiß nicht, wo ich nach ihm suchen soll. Ich bin schwach vor Angst, mir ist ganz und gar nicht heldenhaft zumute. «Ich weiß es nicht», antworte ich. Ich fühle mich vollkommen verloren. Das letzte Mal, als ich mich allein im Wald verlaufen habe, war ich ein Mädchen, das war in Frankreich, und damals hat Richard mich gefunden. Ich kann nicht glauben, dass er mich diesmal nicht findet.
    «Kommt lieber rein zu uns», bietet der Schmied mir an. «Ihr könnt nicht die ganze Nacht hier draußen bleiben. Und Ihr könnt auch nicht aufs Schlachtfeld gehen, dort treiben sich Diebe herum, die erstechen Euch, wenn sie Euch sehen. Kommt lieber herein zu uns.»
    Ich zucke die Achseln, ich weiß nicht, was ich tun soll. Es ist sinnlos, an der Straße zu stehen, wenn niemand vorbeikommt und mich fragt, wohin die Königin geritten ist. Ich habe meine Pflicht getan, als ich sie eilends aufbrechen ließ, ich muss nicht bis zur Morgendämmerung hier ausharren. Ich ziehe unter der niedrigen Tür den Kopf ein und trete in einen kleinen dunklen Raum mit nacktem Lehmboden und dem Gestank von fünf Menschen, die hier schlafen, kochen, essen und ihre Notdurft verrichten.
    Sie sind freundlich zu mir. Sie teilen, was sie haben: einen Kanten dunkles Roggenbrot – Weißbrot haben sie noch nie

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