Die Mutter der Königin (German Edition)
nur, aber am nächsten Tag bekommen wir eine Nachricht von James Touchet. Seine Kundschafter haben die Männer des Earl of Salisbury gefunden. Er liegt in der Nähe eines kleinen Dorfes namens Blore Heath. Sofort befiehlt die Königin, ihr Pferd zu satteln, als wollten wir zum Vergnügen ausreiten. «Begleitet Ihr mich?», fragt sie mich.
«Der König möchte nicht, dass Ihr Euch in Gefahr begebt», wende ich ein, auch wenn ich genau weiß, dass ihr die Meinung des Königs nichts bedeutet.
«Er wird nicht einmal merken, dass ich fort war und wiedergekommen bin», sagt sie. «Und meinen Ladys habe ich gesagt, dass wir zur Falkenjagd gehen.»
«Nur wir beide?», frage ich skeptisch.
«Warum nicht?»
«Keine Falken?»
«Ach, kommt schon!», sagt sie, ungeduldig wie ein Mädchen. «Wollt Ihr nicht über Richard wachen? Und über Anthony?»
«Wir werden sie doch nicht sehen!»
«Wir klettern auf einen Baum», antwortet sie, steigt auf den Aufsitzblock, schwingt ein Bein über ihr Pferd und bedeutet dem Stallburschen mit einem Nicken, ihr die Röcke über die Stiefel zu ziehen. «Kommt Ihr? Ich gehe nämlich auch ohne Euch, wenn ich muss.»
«Ich komme», sage ich, sitze auf und reite an ihrer Seite nach Blore Heath.
Ein Bote von James Touchet kommt uns grüßend entgegen und schlägt vor, dass wir uns in die nahe gelegene Kirche in Mucklestone begeben, von deren Glockenturm aus wir das Schlachtfeld überblicken können. Der edle Lord hat einen Aussichtsturm bereitgestellt, als wäre es ein Turniertag. Hühner stieben von den Pferdehufen fort, als wir in das kleine Dorf reiten. Unsere Pferde lassen wir an der Dorfschmiede.
«Du kannst mein Pferd beschlagen, solange es hier wartet», sagt die Königin zum Schmied, wirft ihm einen Penny zu, dreht sich um und geht voran in die Kirche.
Drinnen ist es still und düster. Wir erklimmen die steinerne Wendeltreppe bis nach oben. Es ist wie ein großer Wachtturm, hinter uns die Glocke, vor uns die Brüstungsmauer. Über die Felder hinweg können wir ganz klar die Straße sehen und in einiger Entfernung die Staubwolken, aufgewirbelt von der marschierenden Armee des Earl of Salisbury.
Die Königin fasst mich am Arm, ihr Gesicht glüht vor Aufregung. Sie deutet geradeaus auf ein dichtes Gebüsch, hinter dem die Standarten unserer Armee zu sehen sind. Ich halte die Hand über die Augen, um die Flagge der Rivers auszumachen, in deren Nähe Anthony und mein Gemahl sein müssen, aber es ist zu weit entfernt. Unsere Armee ist meisterhaft aufgestellt, Salisbury wird nicht wissen, dass sie dort ist. Bis er aus dem Wäldchen zu beiden Seiten der Straße kommt, wird er auch nicht wissen, wie viele es sind, und dann stehen sie ihm bereits gegenüber. Es hat etwas Schreckliches, auf ein Schlachtfeld zu blicken wie steinerne Wasserspeier am Turm, die den Menschen zum Zeitvertreib beim Sterben zusehen. Ich richte den Blick auf die Königin. Sie merkt es nicht, sie ist viel zu aufgeregt, sie drückt die Hände zusammen, als die Vorreiter der yorkistischen Armee aus dem Wäldchen preschen und zurückprallen beim Anblick der gewaltigen Armee, die in Schlachtformation auf einer Anhöhe steht, zwischen ihnen nur ein kleiner Fluss.
«Was tun sie?», fragt die Königin gereizt, als sich aus beiden Formationen Herolde lösen und sich in der Mitte treffen.
«Friedensverhandlungen?», vermute ich.
«Es gibt nichts zu verhandeln», entgegnet sie. «Er ist ein Verbrecher. Lord Audleys Anweisungen lauten, ihn zu ergreifen oder zu töten, nicht mit ihm zu sprechen.»
Wie um diese Anweisungen zu bestätigen, trennen sich die Herolde und reiten zu ihren Reihen zurück. Fast zur selben Zeit bricht auf der lancastrianischen Seite ein Pfeilhagel los, der seine Ziele den Hügel herab findet. Ein Seufzen, ein besiegtes Seufzen steigt auf der yorkistischen Seite auf, und die Männer sinken für ein schnelles Gebet auf die Knie, bevor sie sich erheben und die Helme aufsetzen.
«Was tun sie?», fragt die Königin eifrig.
«Sie küssen den Boden», antworte ich. Es ist schrecklich, mit anzusehen, wie Männer, die dem Untergang geweiht sind, die Lippen auf die Erde drücken, von der sie annehmen, sie werde ihr Totenbett sein. «Sie küssen den Boden, in dem sie begraben werden. Sie wissen, dass sie geschlagen werden, und trotzdem laufen sie nicht davon.»
«Zu spät, um zu fliehen», versetzt die Königin hart. «Wir würden hinter ihnen herjagen und sie töten.»
Von unserem Aussichtspunkt können wir
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