Die Mutter der Königin (German Edition)
die Königin. «Nie und nimmer. Und sie hätte dich dort um nichts auf der Welt zurücklassen dürfen.»
Marguerite lächelt mich fröhlich an. «Er war so wütend auf mich», erzählt sie. «Vor lauter Wut spricht er nicht mehr mit mir. Aber seht doch, jetzt seid Ihr wohlbehalten hier.»
«Ja, jetzt bin ich wohlbehalten hier», stimme ich ihr zu.
«Und nun kommt!», drängt sie mich. «Wir sind dem Verräter Salisbury auf der Spur. Und wir liegen nicht weit hinter ihm zurück.»
Ein paar wilde Tage an der Spitze der königlichen Armee folgen. Der König ist durch die Ereignisse wiederhergestellt, er ist wieder der junge Mann, von dem wir gedacht haben, er könnte das Königreich regieren. Er reitet an der Spitze seiner Armee, und Marguerite reitet neben ihm, als wären sie wahrhaftig Gemahl und Gemahlin: Freunde und Kameraden in der Tat und nicht nur auf dem Papier. Es ist ein warmer, goldener Altweibersommer. Die Ernte wurde eingeholt, es bleiben nur gelbe Stoppelfelder, auf denen unzählige Hasen ihre Haken schlagen. In den Nächten steht ein großer Erntemond am Himmel, so hell, dass wir bis spät in die Nacht marschieren können. An einem Abend errichten wir ein Zeltlager, als wären wir eine Jagdgesellschaft. Wir haben Nachrichten von den yorkistischen Lords; sie haben sich in Worcester getroffen, in der Kathedrale ein feierliches Treuegelübde abgelegt und dem König eine Nachricht geschickt.
«Schick sie ihnen zurück», regt sich die Königin auf. «Wir haben ja gesehen, was ihre Treue wert ist. Sie haben Lord Audley und Lord Dudley getötet, sie haben Edmund Beaufort umgebracht. Wir führen keine Waffenstillstandsverhandlungen mit ihnen.»
«Ich glaube, ich schicke ein öffentliches Begnadigungsschreiben», sagt der König milde und winkt den Bischof von Salisbury an seine Seite. «Eine öffentliche Begnadigung, damit sie wissen, dass man ihnen vergeben kann.»
Die Königin kneift die Lippen zusammen und schüttelt den Kopf. «Keine Botschaft», sagt sie zum Bischof. «Keine Begnadigung», sagt sie zum König.
Wie eine Ratte vor ihrem Loch stellt sich Richard, Duke of York, vor seiner Stadt Ludlow auf. Zusammen mit den beiden anderen Lords, Salisbury und Warwick, geht er jenseits der Ludford-Brücke in Stellung. Auf unserer Seite des Flusses lässt der König seine Standarte hochhalten. Er schickt ein letztes Begnadigungsangebot an alle Soldaten, die dem Duke of York abschwören und zu uns kommen.
In derselben Nacht kommt mein Gatte in die königlichen Gemächer, wo die Königin, einige Hofdamen und ich dem König Gesellschaft leisten. «Ich habe einen Kameraden, der mit mir in Calais gedient hat und der den Earl of Salisbury verlassen möchte. Er will zu uns kommen», berichtet Richard. «Ich habe ihm versprochen, dass er begnadigt wird, und ihn willkommen geheißen. Ich muss wissen, ob ich mich darauf verlassen kann.»
Wir sehen den König an, der milde lächelt. «Selbstverständlich», sagt er. «Jedem kann vergeben werden, wenn er nur ernsthaft Reue zeigt.»
«Ich habe Euer Wort, Euer Gnaden?», fragt Richard.
«O ja. Jedem kann vergeben werden.»
Richard wendet sich an die Königin. «Und Eures habe ich auch?»
Die Königin erhebt sich. «Wer ist es?», fragt sie gespannt.
«Ich kann meinem Freund nur raten, zu Euch zu kommen, wenn Ihr persönlich für seine Sicherheit garantiert», sagt Richard nachdrücklich. «Vergebt Ihr ihm, dass er gegen Euch gekämpft hat, Euer Gnaden? Kann ich Eurem Wort trauen?»
«Ja!», ruft die Königin. «Wer wechselt zu uns?»
«Andrew Trollope, und sechshundert gut ausgebildete und treue Männer unter seinem Befehl», kündigt Richard an und tritt zur Seite, um einen schmalen Mann einzulassen. «Und das», sagt er, während er zu mir tritt, «hat die Schlacht gerade entschieden.»
Richard hat recht. Als sie erfahren, dass Trollope die Seiten gewechselt hat und mit seinen Männern zu uns übergelaufen ist, lösen sich die drei yorkistischen Lords in Luft auf wie Nebel am Morgen. Sie schleichen sich in der Nacht davon und lassen alles im Stich, ihre Männer, ihre Stadt und sogar Cecily Neville, Duchess of York, die Gemahlin von Herzog Richard. Während unsere Armee in die Stadt Ludlow einfällt und alles mitnimmt, was sie tragen kann, erwartet die Herzogin dort mit den Burgschlüsseln in der Hand die Königin. Sie, die immer eine stolze Frau gewesen ist, verheiratet mit einem Lord von königlichem Geblüt, hat entsetzliche Angst, das ist ihr deutlich
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