Die Mutter der Königin (German Edition)
gekostet. Dazu dünnen Haferschleim mit Gemüse und einer Käserinde. Sie trinken Dünnbier, das die Hausfrau selbst braut, und sie überlassen mir den ersten Schluck aus einer irdenen Tasse, aus der alles nach Matsch schmeckt.
Dies sind die Menschen, für die wir kämpfen sollten, die Menschen, die in einem reichen Land leben, dessen Boden fruchtbar und dessen Wasser klar ist, einem Land, in dem es mehr Ackerland gibt als Bauern, die die Ernte einbringen können. Dies ist ein Land, in dem die Löhne hoch sein sollten und die Märkte reich bestückt. Und doch ist es nicht so. Es ist ein Land, in dem niemand ruhig schlafen kann, aus Angst vor Überfällen, Briganten und Dieben, in dem der Anspruch des Königs auf den Thron von seinen Freunden bezahlt wird. Ein Land, in dem ein ehrlich arbeitender Mann des Verrats angeklagt und aufgeknüpft wird, wenn er auf seinem Recht besteht, und in dem wir nicht imstande zu sein scheinen, einen französischen Höfling davon abzuhalten, in unseren Häfen zu landen und sie in Schutt und Asche zu legen.
Wir sagen, wir seien die Herrscher dieses Landes, aber wir halten uns nicht an die Gesetze. Wir behaupten, diese Leute zu befehligen, aber wir bringen ihnen weder Frieden noch Wohlstand. Wir, ihre eigenen Lords, sind untereinander zerstritten und schicken ihnen den Tod an die Türen, als wären unsere Meinungen, Gedanken und Wünsche mehr wert als ihre Sicherheit, ihre Gesundheit und ihre Kinder.
Ich denke an die Königin, die mit den verkehrt aufgesetzten Hufeisen durch die Nacht reitet, damit niemand merkt, wohin sie verschwunden ist, und an ihre Armee, die ertrunken im Fluss von Hempmill liegt, unter ihnen vielleicht auch mein Gemahl und mein Sohn. Die Frau des Schmieds, Goody Skelhorn, sieht, dass ich blass werde, und fragt mich, ob der Haferschleim mir auf den Magen schlage.
«Nein, aber mein Gemahl hat heute gekämpft, und ich sorge mich um ihn.» Ich ertrage es nicht, ihr von meinen Ängsten um meinen Jungen zu erzählen.
Sie schüttelt den Kopf und sagt etwas über schlimme Zeiten. Ihr Akzent ist so breit, dass ich sie kaum verstehe. Dann wirft sie eine dicke Wolldecke voller Flöhe über eine Strohmatratze, die neben dem niedergebrannten Feuer liegt und die ihre beste Schlafstatt darstellt, und bedeutet mir, mich hinzulegen. Ich strecke mich dankbar aus, und sie legt sich zu meiner Linken nieder und ihre Tochter zu meiner Rechten. Die Männer schlafen auf der anderen Seite des Feuers. Ich liege auf dem Rücken und warte darauf, dass diese lange schlaflose Nacht vorübergeht.
Die ganze Nacht über hören wir Hufgeklapper auf der Dorfstraße und ab und zu Schreie. Das Mädchen, die Frau und ich kauern uns zusammen wie verängstigte Kinder. So ist es also, in einem Land zu leben, das sich im Kriegszustand befindet. Das hat nichts zu tun mit dem edlen Tjosten oder der Erleuchtung durch hehre Prinzipien – hier ist nur eine arme Frau, die Reiter die Straße hinunterdonnern hört und darum betet, dass sie nicht anhalten, um an ihre baufällige Tür zu hämmern.
In der Dämmerung steht die Hausfrau auf, öffnet vorsichtig die Haustür und späht hinaus. Als es ihr sicher erscheint, geht sie hinaus, lockt die Hühner an und bindet das Schwein los, damit es frei im Dorf umherstreifen und den Abfall fressen kann. Ich erhebe mich von der Matratze und kratze mir die anschwellenden Bisse an Armen, Hals und Gesicht. Mein Haar löst sich aus dem sorgfältig geflochtenen Zopf, ich fühle mich dreckig und fürchte, dass ich stinke. Aber ich lebe. Ich habe keine einmarschierenden Lords in die Irre geführt, wie die Königin mir aufgetragen hat, ich habe mich wie eine Leibeigene in der Hütte von Dorfleuten versteckt, dankbar über die mir erwiesene Freundlichkeit. Als ich in der Nacht die Pferde gehört habe, bin ich zusammengefahren und habe mich auf dreckiges Stroh gekauert.
In Wahrheit hätte ich in der vergangenen Nacht alles gegeben, um am Leben zu bleiben, und ich würde alles geben, um zu erfahren, ob mein Gemahl und mein Sohn diese Morgendämmerung erleben. Ich bin verzagt und schwach. An diesem Morgen fühle ich mich nicht wie eine Herzogin.
Die Tochter des Schmieds steht auf, schüttelt ihren Unterrock aus, der ihr als Unterkleid und Nachthemd dient, zieht ein Kleid aus grobem Barchent darüber, reibt sich das Gesicht am Zipfel einer dreckigen Schürze ab und ist bereit für den Tag. Als ich sie ansehe, fällt mir das parfümierte Bad ein, das mich in Eccleshall Castle
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