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Die Mutter der Königin (German Edition)

Die Mutter der Königin (German Edition)

Titel: Die Mutter der Königin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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vertraut zu machen, ruhigen und sicheren Schrittes weiterzugehen, was auch immer der Reiter tut, was auch immer um es herum geschieht.
    «Mehr als einmal hat mein Pferd mich in Sicherheit gebracht, wenn ich verletzt war und keine Ahnung hatte, wohin wir ritten», sagt Richard. «Und mein Vater trug vor Henry V. von England die Standarte her; er ritt die ganze Zeit im Galopp, nur eine Hand an den Zügeln. Ihr werdet nie in eine Schlacht reiten, doch sollten wir hier oder in England in Schwierigkeiten geraten, ist es gut zu wissen, dass Merry weiß, was sie zu tun hat.»
    Er sitzt ab, nimmt meine Steigbügel und legt sie vor mir über das Pferd. «Wir traben jetzt eine Weile ohne Steigbügel, um Euer Gleichgewicht zu verbessern.»
    «Wieso sollten wir in Schwierigkeiten geraten?», frage ich, als er wieder aufsitzt.
    Er zuckt die Achseln. «Erst vor ein paar Jahren gab es ein Komplott, den Herzog und die Herzogin auf dem Heimweg nach Paris zu überfallen, und sie mussten auf Waldwege ausweichen, um das feindliche Lager zu umgehen. Mir ist zu Ohren gekommen, dass die Straßen in England heutzutage so unsicher sind wie die in Frankreich. Auf allen englischen Wegen treiben sich Räuber und Wegelagerer herum, und in Küstennähe gibt es Piraten, die Gefangene nehmen, um sie als Sklaven zu verkaufen.»
    Wir reiten im Schritt an. Ich setze mich tiefer in den Sattel, und Merry dreht die Ohren nach vorn.
    «Warum bewacht der König von England seine Küsten nicht?»
    «Er ist noch ein Kind, regiert wird das Land von seinem anderen Onkel, dem Duke of Gloucester. Mein Lord und der Duke of Gloucester sind die Regenten von Frankreich und England, bis der König die Herrschaft übernimmt.»
    «Wann tut er das?»
    «Er hätte es längst tun sollen», antwortet Woodville. «Er ist zwölf Jahre alt, zwar noch ein Junge, doch alt genug, um mit Hilfe guter Berater zu regieren. Er wurde in Notre Dame in Paris und in England gekrönt und hat ein Parlament und einen Kronrat, die ihm Gehorsam geschworen haben. Doch er lässt sich von seinem Onkel, dem Duke of Gloucester, und dessen Freunden beraten. Allerdings ändert er seine Meinung wieder, wenn er mit Kardinal Beaufort, seinem anderen Verwandten, spricht, einem sehr mächtigen und überzeugenden Mann. So ist er hin- und hergerissen zwischen den beiden, und unseren Lord, den Duke of Bedford, sieht er nie. Der kann ihm nur schreiben und versuchen, ihn auf einem einmal eingeschlagenen Weg zu halten. Man sagt, er tue stets das, was derjenige will, mit dem er zuletzt gesprochen hat. Doch selbst wenn er älter oder stärker wäre, gäbe es kein Geld für die Verteidigung gegen Angriffe vom Meer, und die englischen Lords setzen die Gesetze in ihren Gebieten nicht so durch, wie sie sollten. Und jetzt traben wir.»
    Er wartet, bis ich Merry die Schenkel an die Flanken drücke und sie in Trab fällt. Ich sitze schwer und tief im Sattel, wie ein fetter Ritter.
    «Das ist gut», sagt er. «Jetzt in den Galopp.»
    «Ihr habt traben gesagt!»
    «Ihr macht das so gut», erwidert er grinsend. Ich treibe Merry an, und sie wechselt in einen schnellen Galopp. Ich habe Angst ohne die Steigbügel, doch er hat recht, ich sitze im Sattel und halte mich mit den Beinen fest. Und so galoppieren wir den Treidelpfad hinunter, bis er mir mit der Hand ein Zeichen gibt, langsamer zu werden und anzuhalten.
    «Warum muss ich das lernen?», frage ich atemlos, während er absitzt, um meine Steigbügel wieder herunterzulassen.
    «Falls Ihr die Steigbügel einmal verliert oder einer abreißt oder wir einmal wegreiten müssen und Pferde haben, aber keine Sättel. Es ist gut, auf alles vorbereitet zu sein. Morgen üben wir das Reiten ohne Sattel. Aus Euch mache ich noch eine richtig gute Reiterin. Man könnte Euch schon jetzt auf einen langen Ritt mitnehmen.»
    Er schwingt sich wieder auf, und wir wenden die Pferde und reiten nach Hause.
    «Und warum setzen die englischen Lords die Gesetze in ihren Gebieten nicht durch?», greife ich den Gesprächsfaden wieder auf. «In Frankreich gibt es zwei Herrschaftsbereiche, zwei Könige. Doch wenigstens gehorchen die Lords dem König, der in ihrem Teil des Landes herrscht.»
    «In England regiert jeder seine eigene kleine Lordschaft», erklärt er. «Die Lords nutzen die unruhigen Zeiten, um sich zu bedienen, ihren Einflussbereich zu vergrößern und Krieg mit den Nachbarn anzuzetteln. Wenn der junge König endlich die Macht übernimmt, wird er feststellen, dass er den Menschen

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