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Die Mutter der Königin (German Edition)

Die Mutter der Königin (German Edition)

Titel: Die Mutter der Königin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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meine Pelze werden der Obhut der Haushofmeister unterstellt. Niemand weiß, wie lange wir in England bleiben werden. Woodville antwortet ausweichend, wenn ich ihn danach frage. Offensichtlich erhält mein Gemahl von seinem Neffen, dem König, nicht die angemessene Unterstützung. Und das englische Parlament, das Steuern für den Krieg in Frankreich erheben müsste, finanziert ihn nicht so, wie es sollte. Wir unternehmen diese Reise, weil er ihnen begreiflich machen will, dass man mit englischen Münzen französische Unterstützung kaufen kann und dass sie zahlen müssen. Doch niemand weiß, wie lange es dauern wird, bis die Engländer begreifen, dass sie eine Armee nicht umsonst haben können.
    Ich fühle mich bei der ganzen Geschäftigkeit recht überflüssig. Die Bücher, die mir die Demoiselle gegeben hat, habe ich zur sicheren Verwahrung in die Bibliothek meines Gemahls gebracht. Die Gelehrten werden auf sie achtgeben, während wir fort sind. Ihre wunderschönen Karten habe ich zu meinem Schmuck gelegt, wo sie sicher sind. Ihr goldenes Armband mit den Glücksbringern trage ich in einem Beutel, den ich mir um den Hals gebunden habe. Ich will nicht, dass jemand anders es anfasst. Ich habe mich für die Reise angekleidet und eilig mein Frühstück verzehrt, das die Mägde in meinen Gemächern serviert haben. Und nun warte ich, denn ich weiß nicht, wobei ich vielleicht behilflich sein könnte, und selbstverständlich darf mir niemand eine Aufgabe übertragen. Meine erste Hofdame führt die Aufsicht über alles, was in meinen Gemächern geschieht, und so muss ich nur warten, bis alles zur Abreise fertig ist. In der Zwischenzeit bleibt mir nichts zu tun, als den Dienern und Hofdamen dabei zuzusehen, wie sie von einer Aufgabe zur nächsten eilen.
    Am Mittag sind wir reisebereit, auch wenn die Diener des Herzogs, die Stallmeister und der Waffenmeister immer noch mit Packen beschäftigt sind. Mein Lord nimmt mich bei der Hand und führt mich die Treppe hinunter, durch die große Halle, wo die Diener aufgereiht stehen, um sich zu verneigen und uns eine glückliche Reise zu wünschen. Dann gehen wir in den Stallhof, wo mich der Anblick der Kavalkade überrascht, die sich zum Abrücken bereit macht. Es ist wie eine kleine Stadt auf Reisen. Allen voran reitet die Eskorte – wir werden von Hunderten von Soldaten begleitet, einige in Rüstung, doch die meisten in Livree. Sie warten neben ihren Pferden, trinken ein letztes Bier und schäkern mit den Mägden. Fast fünfzig Karren stehen bereit: vorweg die mit den kostbaren Besitztümern, flankiert von Wachmännern, die Kisten mit Ketten an den Karren festgezurrt und mit dem großen Bedford-Siegel versiegelt. Die Haushofmeister werden neben den Karren herreiten, jeder ist verantwortlich für seine Ladung. Wir nehmen all unsere Kleider, unseren Schmuck und unsere persönlichen Besitztümer mit. All unser Leinen, Besteck, unsere Gläser, sogar die Salzfässchen und Gewürztöpfe. Auch die Möbel werden verschifft, der Kammerherr meines Lords hat Befehl gegeben, das große Bett meines Gemahls mit seinen Bettdecken, Vorhängen und dem Betthimmel behutsam auseinanderzunehmen, und auch mein Bett, meine Tische und die wunderschönen türkischen Teppiche werden verladen. Zwei Karren werden allein für den Transport der Wandteppiche gebraucht.
    Die Küchenmägde haben alles, was sie benötigen, auf eine Reihe von Karren geladen, und wir führen allerlei Lebensmittel mit sowie Hühner, Enten, Gänse, Schafe und zwei Kühe, die hinter den Wagen hertrotten, um uns jeden Tag mit frischer Milch zu versorgen. Die Falken aus den Stallungen werden in eine eigens für sie angefertigte Kutsche verladen, wo sie unter ihren Hauben im Dunkeln hocken. Die Ledervorhänge sind schon festgezurrt, damit ihnen der Lärm der Straße nicht zusetzt. Die Jagdhunde meines Gemahls werden mit dem Zug mitlaufen, seine Fuchshunde werden hinten angebunden. Der Oberstallmeister hat alle Arbeitspferde an die Karren schirren lassen, und die Reitpferde sind aufgezäumt und der Obhut der Stallburschen überstellt, die jeweils ein Pferd reiten und eines auf jeder Seite mitführen. Und das ist erst der halbe Zug. Die Wagen mit dem, was wir heute Abend brauchen, wenn wir in Senlis Rast machen, sind längst fort, sie sind im Morgengrauen aufgebrochen.
    Mitten in dem ganzen lärmenden Durcheinander kommt Richard Woodville lächelnd die Stufen hoch, verneigt sich vor meinem Lord und mir und sagt, als würde im Hof nicht die

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