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Die Mutter der Königin (German Edition)

Die Mutter der Königin (German Edition)

Titel: Die Mutter der Königin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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sei Dank. Es geht um die Hinterlassenschaft meines Lords, um die Besitzungen in der Normandie.»
    Ich muss ihn gar nicht fragen, ich ahne es sogleich. «Sind sie verloren?»
    Er verzieht das Gesicht. «So gut wie. Edmund Beaufort hat den Franzosen für seine Sicherheit in Caen fast die ganze Normandie und Rouen angeboten.»
    «Rouen», flüstere ich. «Das Grab meines ersten Gemahls, John, Duke of Bedford, liegt in Rouen. Ich habe dort Landbesitz.»
    «Das ist ein bitterer Schlag», stimmt Richard mir zu. «Und uns allen, die wir dafür gekämpft haben, die englischen Besitzungen in Frankreich zu halten, fast hundert Jahre Krieg, und so hohe Verluste – gute Kameraden und Brüder …» Er unterbricht sich. «Nun, es wird uns schwerfallen, den Verlust zu verwinden.»

[zur Inhaltsübersicht]
    Westminster Palace, London
FRÜHJAHR 1450
    R ichard hatte recht, niemand kann den Verlust verwinden. Das Parlament wendet sich gegen William de la Pole. Weder sein neuer Titel noch seine neue Ehre können ihn vor dem Zorn der Engländer retten, als die Männer, die das Land bestellt, und die Soldaten, die in der Normandie gekämpft haben, geschlagen und heimatlos nach England zurückkehren. Überall klagen sie bitterlich darüber, dass sie von den Befehlshabern verraten wurden, die zu ihnen hätten stehen sollen, so wie sie jahrelang treu zu den Waffen gestanden haben.
    In den Straßen rufen die Londoner Kaufleute, wenn ich vorbeireite: «Was hätte Lord John davon gehalten, he? Was hätte Euer Lord nur dazu gesagt?», und ich kann nur den Kopf schütteln. Ich fühle mit ihnen – wofür haben wir gekämpft, wofür sind gute Männer gestorben, wenn die Gebiete, die wir erobert haben, zurückgegeben werden als Teil eines Vertrags, als Teil einer Heirat, nach Laune eines Königs, der nie dafür gekämpft hat wie wir?
    Sie geben die Schuld allein William de la Pole, denn es ist Verrat, die Stimme gegen den König zu erheben. Und sie laden ihn vor das Parlament und beschuldigen ihn des Verrats, der Erpressung und des Mordes. Sie sagen, er habe geplant, sich des Thrones zu bemächtigen und seinen kleinen Sohn und sein Mündel Margaret Beaufort als Regenten einzusetzen, um in ihrem Namen Anspruch auf den Thron zu erheben.
    «Was wird geschehen?», frage ich die Königin, die in ihren Gemächern auf und ab geht. Die lange Schleppe ihres Kleids fegt durch die Luft wie der Schwanz einer wütenden Katze.
    «Ich werde ihm nicht erlauben, sich der Anklage zu stellen. Er wird sich nicht von solchen Anklagen erniedrigen lassen. Seine Gnaden, der König, hat ihn gerettet. Er hat verfügt, dass er, der König, Richter seines Freundes William sein wird.»
    Ich zögere. Dies ist schließlich nicht mein Land, aber ich glaube nicht, dass der König einfach so einschreiten kann. «Euer Gnaden, ich glaube, das kann er nicht. Ein Adliger kann nur von seinesgleichen verurteilt werden. Das House of Lords wird die Sache untersuchen. Der König darf sich nicht einmischen.»
    «Ich lasse aber nicht zu, dass ein guter Freund von mir derart in der Öffentlichkeit verhört wird. Eine Beleidigung gegen ihn ist eine Beleidigung gegen mich. Ich verlange, dass wir unsere Freunde beschützen, und der König ist ganz meiner Meinung. William stellt sich dem Parlament nicht. Er kommt heute Abend in meine Gemächer, heimlich.»
    «Euer Gnaden, so etwas ist in England nicht üblich. Ihr solltet keinen Mann allein treffen, und gewiss nicht heimlich.»
    «Ihr werdet auch dort sein», befiehlt sie. «So kann niemand etwas Niederträchtiges über unser Treffen sagen. Obwohl sie Gott weiß schon genug Gemeinheiten verbreiten. Doch wir müssen uns heimlich treffen. Das Parlament ist verrückt vor Neid, und jetzt wollen sie seinen Tod. Ich kann dieses Königreich nicht ohne William de la Pole regieren. Ich muss ihn treffen und entscheiden, was wir tun sollen.»
    «Der König …»
    «Der König kann nicht ohne ihn regieren. Der König ist nicht in der Lage, eine Richtung zu wählen und allein zu halten. Ihr wisst, wie er ist. Ich brauche William de la Pole an der Seite des Königs; ohne William, der den Kurs hält, kann er nicht sicher manövrieren. Wir brauchen William an unserer Seite. Wir brauchen seinen Rat.»
    Um Mitternacht befiehlt die Königin mir, William de la Pole durch die kleine Tür einzulassen, die die beiden königlichen Gemächer verbindet. Der Herzog bückt sich unter dem Türsturz und tritt ein, und zu meinem großen Erstaunen folgt ihm der König auf

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