Die Mutter der Königin (German Edition)
Zuneigung zu William de la Pole besteht sie darauf, dass man ihn in den Kronrat aufnimmt, und so wird er – schon vorher ein bedeutender Mann – durch ihre Gunst noch bedeutender. Die beiden verschwören sich gegen den Onkel des Königs, Humphrey, Duke of Gloucester, und sie schüren derart starke Gerüchte, dass er beschuldigt wird, den Thron für sich zu wollen, seinen eigenen Neffen zu verraten. Der Herzog ist darüber so außer sich, dass er stirbt, bevor sie ihm den Prozess machen können. Augenblicklich entstehen Gerüchte, der gute Herzog sei ermordet worden, und die Menschen zeigen anklagend mit dem Finger auf William de la Pole. Nach dem Tod dieses letzten Onkels verlässt sich der König noch mehr auf seine anderen Ratgeber, und er fragt seine junge Frau nach ihrer Meinung. Das ist keine gute Wahl. Sie ist nur ein junges Mädchen, und sie weiß nichts über England, ja, in Wirklichkeit weiß sie kaum irgendetwas.
Der andere Liebling des Königs ist Edmund Beaufort, Duke of Somerset, und Marguerite lässt sich blenden von dem forschen mittellosen Herzog, der sie Cousine nennt und sie zur Begrüßung auf den Mund küsst. Er ist der bestaussehende Mann am ganzen Hofe, stets prächtig gekleidet in juwelenbesetztem Samt, stets auf einem Rappen, obwohl es heißt, er besitze keinen Penny und stehe von seinem gutaussehenden dunklen Kopf bis zu seinen feinen Ledersohlen bei den Geldverleihern von London und Antwerpen in der Kreide. Er macht der Königin kleine Geschenke, Tand, den er auf dem Markt erwirbt, und sie ist entzückt darüber, wenn er ihr eine kleine Brosche an den Ausschnitt steckt oder ihr etwas kandierte Zitronenschale anbietet und sie ihr in den Mund steckt, als wäre sie ein Kind. Er spricht in schnellem, vertraulichem Französisch zu ihr und steckt ihr Blumen hinters Ohr. Er neckt sie, als wäre sie eine hübsche Magd und nicht die Königin, er bestellt Musik und Tanz. Wenn Edmund Beaufort zugegen ist, ist der Hof immer fröhlich, und so befehlen ihm der König und die Königin, immer vor Ort zu bleiben.
Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn sie das nicht getan hätten. Der gutaussehende junge Herzog ist ehrgeizig und bittet sie um den Oberbefehl über die englischen Streitkräfte in der Normandie, den er prompt erhält, als handele es sich um Spielzeugsoldaten zu seinem Vergnügen. Das junge Königspaar kann ihm nichts abschlagen. Sie überhäufen ihre Lieblinge mit Ämtern und Geld, und der Hof wird zu einem Stall voller neiderfüllter Hähne.
Wir profitieren alle von ihrer Großzügigkeit. Sie sind verschwenderisch mit Titeln und Posten, sie verschenken ihre Ländereien und geben die Ämter am Hof für nichts weg, genau wie die Möglichkeiten für Handel und Bestechung, Einfuhrerlaubnisse, Ausfuhrgenehmigungen. Die Krongüter, die für den Lebensunterhalt des Königs aufkommen sollen, werden in großer Hast und mit immenser Großzügigkeit in gierige Hände gelegt. William de la Pole wird weit über seine kühnsten Träume hinaus geadelt, er wird zum Herzog ernannt und damit zum ersten Mann, der je einen solchen Titel erhält, in dessen Adern kein königliches Blut fließt. Auch Edmund Beaufort bekommt ein Herzogtum, sie werfen mit Titeln nur so um sich. Der König und die Königin setzen sich in den Kopf, Edmund Beaufort solle ein Vermögen erhalten, das seinem Titel entspricht, ein Vermögen, so groß wie das des für seinen Reichtum berühmten Richard, Duke of York, eines Verwandten des Königs. Nein, noch besser, ein Vermögen, größer als das des großen Duke of York – das junge Königspaar sagt, es werde ihm zu einem solchen Reichtum verhelfen, um welchen Preis auch immer.
Selbst Richard und ich erhalten unseren Teil von diesem Sturzbach an Geschenken. Zunächst ein prächtiges Haus in London, und dann kommt mein Gemahl zu mir und fragt mich lächelnd: «Sag mir, mein Schatz, welchen Namen sollte ich führen?»
«Namen?», frage ich ihn, bevor mir aufgeht, was er damit meint. «Oh! Richard! Will der König dir auch einen Titel verleihen?»
«Ich glaube, es ist eher, weil du in der Gunst der Königin stehst», antwortet er. «Aber auf jeden Fall soll ich zum Baron ernannt werden. Ich werde für ausgezeichnete Dienste gegenüber meinem Land mit der Erhebung in den Adelsstand belohnt – oder wenigstens dafür, dass die Königin meine Gemahlin mag. Was hältst du davon?»
Ich hole tief Luft. «Oh, wie ich mich freue! Wie ich mich für dich freue. Und für unsere Kinder! Wir
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