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Die Mutter der Königin (German Edition)

Die Mutter der Königin (German Edition)

Titel: Die Mutter der Königin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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– warum auch nicht? Er ist ein gutaussehender junger Mann von dreiundzwanzig Jahren, feingliedrig, mit einer Zartheit, die er von seiner französischen Mutter geerbt hat, und sie ist eine willensstarke Schönheit, acht Jahre jünger als er. William de la Pole, der Earl of Suffolk, eskortiert sie in ihr neues Land. Er ist entzückt von ihr und sagt vorher, dass die beiden gut zusammenpassen: Ihr Feuer und ihre Leidenschaft werden von seiner Liebenswürdigkeit gedämpft, er kann von ihr Entschlossenheit und Mut lernen.
    Sie heiraten in der Klosterkirche in Titchfield in einem Gottesdienst, der ganz den ruhigen Ernst des jungen Königs widerspiegelt. Marguerite wäre vermutlich etwas Protzigeres und Prächtigeres lieber gewesen, doch für eine große Hochzeit ist nicht genug Geld da, und der König ist der Meinung, die Ehe sei allein eine Sache zwischen ihm, seiner Braut und Gott.
    Unglückseligerweise vollzieht sein närrischer Beichtvater, Bischof Ayscough, die Trauung und ermahnt den ernsten jungen König, sich nicht der Lust zu ergeben und das Bett der Braut nur aufzusuchen, um einen Erben für den Thron zu zeugen – nicht zu ihrer beider Vergnügen. Der Junge, der von umsichtigen Männern aufgezogen wurde, besorgt darum, seine Unschuld zu bewahren, nimmt den Rat an wie ein Novize und bleibt ihrem Bett eine ganze Woche fern. Marguerite ist eine junge Frau, die mit so einem Gemahl nicht viel Geduld aufbringt. Am Morgen nach der Hochzeit ruft sie mich in ihr Gemach und zieht mich in ein Erkerfenster. «Er mag mich nicht», flüstert sie drängend. «Sobald alle den Raum verlassen hatten, ist er aus meinem Bett gesprungen und hat die halbe Nacht im Gebet verbracht, und dann ist er wie eine Maus zu mir unter die Decke gekrochen und hat geschlafen, ohne mich auch nur anzufassen. Ich bin noch Jungfrau, wie zuvor, die Hochzeit war umsonst.»
    Ich ergreife ihre Hände. «Es wird geschehen», beruhige ich sie. «Ihr müsst geduldig sein.»
    «Wie soll denn die Ehe bindend sein, wenn sie nicht vollzogen wurde?», will sie wissen.
    «Sie wird vollzogen werden, er wird es tun, Euer Gnaden, und wir sollten froh sein, dass er Euch zu nichts zwingt.»
    «Falls er überhaupt ein Mann ist», zischt sie verächtlich, nicht ein bisschen froh.
    «Er ist ein Mann, er ist Euer Gemahl, und er ist Euer König», erwidere ich. «Es wird geschehen. Er wird es gewiss binnen einer Woche tun.» Solange es nicht der Tag eines Heiligen ist oder ein Feiertag, denke ich bei mir, sodass er den Vollzug sogleich beichten kann. Nicht am Morgen vor der Messe, niemals im hellen Tageslicht. Er ist in der Tat äußerst fromm. «Und, Euer Gnaden, wenn er sich Euch nähert, müsst Ihr ihn ohne Bemerkungen annehmen, ohne Klagen.»
    Sie wirft den Kopf in den Nacken. «Aber ich will geliebt werden. Ich bin immer geliebt worden. Mein Gemahl soll mich leidenschaftlich lieben, wie in einem Minnelied, wie ein Ritter.»
    «Er liebt Euch doch. Aber er ist kein wollüstiger Mann.»
    Ihr Zorn verschwindet so schnell, wie er gekommen ist, und die Miene, mit der sie sich mir zuwendet, ist ratlos. «Aber warum begehrt er mich nicht in der ersten Nacht, unserer Hochzeitsnacht?»
    Ich zucke die Achseln. «Euer Gnaden, er ist ein rücksichtsvoller junger Mann und sehr religiös. Er wird zu Euch kommen, wenn er findet, die Zeit sei gekommen. Und dann müsst Ihr freundlich zu ihm sein.»
    «Aber wer wird freundlich zu mir sein?», fragt sie jämmerlich.
    Ich lächele und tätschele ihre Wange, als wäre sie meine kleine Schwester und nicht meine Königin. «Wir sind alle freundlich zu Euch», verspreche ich ihr. «Und Ihr werdet glücklich sein.»

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    London
SOMMER 1445–1448
    M arguerite hat Glück, denn sie ist jung und schön, und die Londoner finden vom ersten Augenblick an Gefallen an ihr und jubeln bei ihrer Krönung. Sie hat Glück, denn sie ist liebenswert – ich bin nicht die Einzige, die sie lieben lernt und um ihre Sicherheit bangt. An ihrem kleinen Hof versammelt sie Menschen, die sie verehren. Mich behält sie ganz in ihrer Nähe, als ihre beste Freundin und Vertraute. Sie liebt auch Alice, die Gemahlin von William de la Pole, und in den ersten Jahren ihrer Ehe sind wir drei unzertrennlich, außer wenn ich nach Grafton gehe, um mich vor der Niederkunft zurückzuziehen – für ein weiteres Kind, John, und eines, das zu früh kommt und besonders klein ist und daher umso teurer, Richard.
    Doch sie macht schwerwiegende Fehler. Wegen ihrer

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