Die Mutter der Königin (German Edition)
werden schrecklich vornehm sein.» Unsicher halte ich inne. «Kann der König sich solche Titel einfach ausdenken?»
«Die beiden sind der Meinung, sie können es, und was noch gefährlicher ist, sie tun es auch. Nie hatte ein junges Paar mit so wenig Macht und Geld es so eilig, alles fortzugeben. Und den Rest des Hofes treiben sie in den Wahnsinn. Wer von der Königin gemocht wird, wem der König vertraut, wird mit Gunstbezeigungen überhäuft, doch gute Männer werden übergangen. Richard, Duke of York, bekommt nichts, er wird nicht einmal mehr angehört. Es heißt, sie wollen ihn nicht mehr im Rat, obwohl er als guter Mann bekannt ist und der beste Ratgeber, den sie haben können. Doch er wird übersehen, während schlechtere Männer als er in den Himmel gehoben werden. Ich werde aus keinem besseren Grund zum Baron erhoben als dem, dass du ihr Gesellschaft leistest.»
«Und welchen Namen werden wir tragen, Mylord? Du wirst Sir Richard Woodville sein, Baron … was?»
Er überlegt einen Augenblick. «Baron Grafton?»
«Baron Grafton», wiederhole ich und lausche dem Klang. Selbst nach so vielen Jahren in England habe ich noch einen starken Akzent. «Ich bringe das nur schwer über die Lippen.»
«Ich habe mich gefragt, ob du einen Titel möchtest, der aus deiner Familie kommt. Einen deiner Familiennamen?»
Ich überlege einen Augenblick. «Ich will eigentlich nicht alle daran erinnern, dass ich eine Tochter des Hauses Luxemburg, eine Französin bin», sage ich dann vorsichtig. «Die Stimmung schlägt um gegen Frankreich. Ich habe der Königin erst neulich gesagt, dass sie in der Öffentlichkeit Englisch sprechen soll. Ich bin eine englische Herzoginwitwe und eine gute Engländerin. Nein, gib mir einen englischen Namen und lass unsere Kinder englische Titel tragen.»
«Waters, für Wasser!», ruft er. «Für deine Vorfahren.»
Ich lache. «Du kannst unmöglich Baron Waters sein. Aber wie wäre es mit Baron Rivers, also Fluss?»
«Rivers …» Er rollt das Wort im Mund herum. «Das ist schön. Rivers. Ein guter englischer Name, und doch ein Tribut an deine Familie. Baron Rivers will ich sein und, so Gott will, eines Tages vielleicht sogar Graf.»
«Nein, ehrlich, würden sie dich je zum Grafen erheben? Würden sie so viel weggeben?»
«Meine Liebe, ich fürchte, sie würden noch das Königreich selbst verschenken. Die beiden sind keine umsichtigen Monarchen, und sie werden von Schurken beraten.»
Ich bringe die Sorge meines Gemahls um ihre Extravaganz gegenüber der Königin so taktvoll wie möglich zur Sprache, doch sie wirft nur den Kopf in den Nacken. «Wir müssen unsere Freunde bei Laune halten», erwidert sie. «Ohne William de la Pole können wir das Land nicht regieren, er ist der größte Mann im Land. Und Edmund Beaufort hat solche Schulden! Wir müssen ihm einfach helfen.»
«Was ist mit Richard, Duke of York?», versuche ich einen Mann ins Spiel zu bringen, der belohnt werden sollte.
«Ohne Edmund Beaufort können wir Frankreich nicht halten. Er ist der Einzige, dem wir vertrauen können, dass er unsere Besitzungen in Frankreich hält und die Ländereien zurückerstattet, die wir ihren wahren Besitzern zurückgeben sollten.»
«Euer Gnaden?» Ihr Vorschlag, unsere Besitzungen in Frankreich zurückzugeben, verschlägt mir die Sprache.
Sie wird rot, schuldbewusst wie ein Kind. «Unsere Besitzungen zu halten», verbessert sie sich. «Edmund Beaufort ist der einzige Mann, dem wir vertrauen können.»
«Ich glaube, Richard, Duke of York, ist seit dem Tode meines ersten Gemahls der Einzige, der die Besitzungen in Frankreich erfolgreich hält», bemerke ich.
Sie hebt die Hände in die Luft. «Vielleicht, aber ich kann niemandem vertrauen als Edmund Beaufort und William de la Pole. Der König selbst kann weder Entscheidungen treffen noch eine Armee anführen. Diese Männer bedeuten mir alles. Sie sind der Vater und …», sie unterbricht sich und wird erneut rot, «… und der Freund, auf die ich angewiesen bin. Sie verdienen die höchste Ehre, und wir verleihen denjenigen Ehre, denen Ehre gebührt.»
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Westminster Palace, London
SOMMER 1449
I ch weiß sofort, dass etwas Schreckliches geschehen ist. Richard kommt mit grimmiger Miene in unsere privaten Gemächer und nimmt meine Hand. «Jacquetta, du musst tapfer sein.»
«Die Kinder?» Immer gilt mein erster Gedanke ihnen, und ich lege eine Hand auf den Bauch, wo wieder ein neues Leben heranwächst.
«Nein, Gott
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