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Die Mutter der Königin (German Edition)

Die Mutter der Königin (German Edition)

Titel: Die Mutter der Königin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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dem Fuß, als wäre er sein Page.
    «Euer Gnaden», flüstere ich und sinke in einen Knicks.
    Er nimmt mich gar nicht wahr, so sehr zittert er vor Empörung. «Ich werde gezwungen! Ich werde beschimpft!», sagt er augenblicklich zu Marguerite. «Sie wagen es, mich zu beleidigen. Sie wollen mich beherrschen! William – sagt es ihr!»
    Sie richtet den Blick auf de la Pole, als könnte nur er es erklären. «Die Lords weigern sich zu akzeptieren, dass der König mich allein befragt, wie Ihr es wünscht», erklärt er. «Sie verlangen, dass ich von meinesgleichen wegen Hochverrats angeklagt werde. Sie streiten dem König das Recht ab, allein über mich zu richten. Ich werde beschuldigt, unsere Interessen in Frankreich preisgegeben zu haben. Natürlich habe ich immer nur getan, was Ihr befohlen habt. Und im Friedensvertrag ist die Rückgabe von Maine und Anjou vorgesehen. Das ist ein Angriff auf Euch, Euer Gnaden, auf Euch und auf mich und auf die Autorität des Königs.»
    «Ihr werdet nicht vor Gericht gestellt», verspricht sie ihm. «Ich schwöre es. Sie müssen das rückgängig machen.»
    «Euer Gnaden …», flüstere ich und zupfe an ihrem Ärmel, «so etwas könnt Ihr nicht versprechen.»
    «Ich habe ihn in allen Anklagepunkten für unschuldig befunden», erklärt der König. «Doch sie schreien immer noch danach, ihm den Prozess zu machen und ihn zu verurteilen. Sie müssen mir gehorchen! Sie müssen auf mich hören!»
    «Wenn sie Euch wollen, dann müssen sie kommen und Euch holen!», beschwört die Königin William de la Pole inbrünstig. «Wenn sie Euch wollen, müssen sie an mir vorbei. Sie müssen Euch aus meinen Gemächern zerren, und das werden sie nicht wagen!»
    Ich drücke ihr vorsichtig die Hand. Doch der König blickt sie voller Bewunderung an, angestachelt von ihrem Zorn. «Wir trotzen ihnen! Ich bin der König. Ich regiere, wie es mir beliebt, mit dir als meiner Gemahlin und William als meinem Ratgeber. Behauptet jemand, das könnte ich nicht? Bin ich der König, oder bin ich es nicht?»
    Nur der frischgebackene Herzog tobt nicht. «Ja, aber können wir uns ihrer wirklich erwehren?», fragt er leise. «Was ist, wenn sie mich holen kommen? Was ist, wenn die Lords ihre Streitkräfte aufbieten? Trotz allem, was Ihr sagt? Ihr habt allen Lords in London erlaubt, eigene kleine Armeen zu halten. Jeder meiner Widersacher kann Hunderte von Männern befehligen. Was ist, wenn die Truppen mich holen kommen?»
    «Könnt Ihr nach Frankreich gelangen?», frage ich ihn leise. «Nach Flandern? Dort habt Ihr Freunde. Bis sich die Wogen geglättet haben?»
    Der König blickt auf, er ist plötzlich ganz rot im Gesicht. «Ja, ja, geht gleich!», befiehlt er. «Während sie ihren nächsten Schritt planen. Geht gleich. Sie werden Euch suchen kommen und feststellen, dass das Vögelchen ausgeflogen ist! Ich gebe Euch Gold.»
    «Mein Schmuck!», befiehlt die Königin. «Holt ihn her.»
    Ich tue, wie mir geheißen, und wähle einige ihrer kleinsten Schmuckstücke aus, Margeriten aus Perlen, ein paar minderwertige Smaragde, und stecke sie in eine Börse. Als ich in den düsteren Raum zurückkehre, weint die Königin in den Armen des Herzogs, der den Umhang des Königs trägt und eine dicke Börse in seine Tasche schiebt. Widerwillig reiche ich ihm die Perlen der Königin, und er nimmt sie ohne ein Wort des Dankes.
    «Ich werde Euch schreiben», sagt er zu den beiden. «Ich bin nicht weit fort, nur in Flandern. Und ich komme nach Hause, sobald mein Name reingewaschen ist. Wir werden nicht lange getrennt sein.»
    «Wir besuchen Euch», verspricht sie ihm. «Dies ist kein Abschied für immer. Und wir schreiben uns. Ihr schickt uns Nachrichten mit Eurem Rat. Und Ihr kommt bald wieder nach Hause zurück.»
    Er küsst ihre Hand und zieht sich die Kapuze über den Kopf. Dann verneigt er sich vor dem König, bedenkt mich mit einem Nicken, huscht durch die kleine Tür und ist fort. Wir hören seine Schritte leise die Treppe hinuntergehen, und dann das gedämpfte Schließen der Tür, als sich der Berater des Königs in die Nacht hinausschleicht wie ein Dieb.

    Der König und die Königin sind schier außer sich vor Freude über diesen Streich, wie Kinder, die einem strengen Vater trotzen. Sie gehen die ganze Nacht nicht zu Bett, sondern bleiben am Kamin sitzen, flüstern und kichern, feiern ihren Sieg über das Parlament ihres eigenen Landes und sind stolz darauf, einen Mann, der Verräter genannt wird, verteidigt zu haben. Im

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