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Die nachhaltige Pflege von Holzböden

Die nachhaltige Pflege von Holzböden

Titel: Die nachhaltige Pflege von Holzböden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Wiles
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siehst den Schaden.
    Vielleicht freut es Dich. Ich weiß noch, wie Du immer die Augen verdreht hast, wenn ich Dich bat, die Schuhe auszuziehen oder einen Untersetzer zu benutzen – ihr alle habt es übertrieben gefunden, aber mir schien es völlig vernünftig, dafür zu sorgen, dass alles vollkommen bleibt.
    Jetzt muss ich Dich aber enttäuschen. Ich habe die Weinflasche nicht zerbrochen. Ich habe meinen Boden nicht beschädigt. Es war Laura. Wir hatten uns gestritten. Bei einem ihrer Besuche hatte sie etwas Wein verschüttet, den ich nicht mehr ganz wegbekam, und ich glaube, ich habe etwas zu viel darüber geredet.
    Das konnte man sich leicht vorstellen. Oskar, der nicht mehr aufhörte, zu seufzen und missbilligend den Kopf zu schütteln.
    Als sie das nächste Mal kam, brachte sie mir das Buch mit, über die Pflege von Holzböden. Das war der Grund für den Streit. Ich dachte, sie mache sich über mich lustig, und sie schwor, es sei ernst gemeint. Vor Wut warf sie mir die Weinflasche vor die Füße und reiste noch am selben Tag ab, zurück nach Amerika.
    Wie es wohl sein mochte, einem Wutanfall von Oskar ausgeliefert zu sein? Die ganze Zeit hatte ich seinen Zorn gefürchtet, obwohl ich ihn eigentlich nie außer sich erlebt hatte. Sein Zorn war stets gegen andere gerichtet gewesen, und er war heftig, aber schwelend, wie das Lauffeuer in Kohleadern. Ich hatte noch nie einen Streit gesehen, der so außer Kontrolle geriet, dass mit Weinflaschen geworfen wurde. Ich nippte an meinem Glas und stellte mir den Krach vor, das Klirren, die Explosion von Wein und Glas.
    Der Boden war natürlich ruiniert, und die Dielen mussten gewendet werden. Sie weigerte sich zurückzukommen. Wir hatten uns oft wegen meines Ordnungssinns gezankt, und sie fand die Wohnung ungastlich. Ihr Haus in Los Angeles ist wunderschön, riesengroß, und für alles gibt es Personal. Unsere Putzfrau hier ist nicht besonders kooperativ.
    Meine Schadenfreude verpuffte.
    Die Leute behaupten, Katzen in der Wohnung machen Dreck und Unordnung. Das habe ich nie gefunden. Die Menschen sind die Quelle von allem Chaos.
    Ich habe Laura zu überzeugen versucht, dass es nicht schwierig sei, die Wohnung in Ordnung zu halten, wenn man sich nur etwas vorsehen würde. Sie hat mich ausgelacht. Sie sagte, es sei unmöglich, so hohen Ansprüchen zu genügen. Es sei unvermeidlich, dass der Boden beschädigt würde.
    Hast Du es schwierig gefunden? Wenn Du das hier liest, bist Du schon unter die Dielen gelangt. Besser, Du rufst mich an.
    In Freundschaft
    Oskar
    Wieder schweifte mein Blick über den aufgerissenen Boden. Man konnte nicht mehr erkennen, wer welchen Fleck verursacht hatte. Wein und Blut sahen gleich aus. Das Loch im Boden erinnerte mich an das verräterische Herz, das unter den Dielen vor sich hin pocht – natürlich eine reine Schuldmetapher, wie das obsessive Säubern der Porzellanscherben in dem Mörder-Comic. Den Killer kannte ich, aber nun sah ich, dass es auch Oskar hätte sein können, der seine heilige Perfektion in tausend Fragmente, tausend mögliche Enden zerspringen sah, der jedes noch so kleine Stückchen Leben aufheben und bewahren wollte, während es ihm immer weiter in den Händen zersplitterte.
    Besser, du rufst mich an.
    Ein wenig mühsam stand ich auf. Rotwein auf leeren Magen. Wie spät war es dort jetzt? Zwei, drei Uhr morgens?
    An der Hotelrezeption klangen sie zeitlos munter. Über dem Pazifik würde es dunkel sein. Ich sagte, ich wolle eine Nachricht hinterlassen.
    In der Flasche war noch ein Rest Wein. Ich machte trotzdem eine zweite auf.

ACHTER TAG
    Ein Schlag. Lautes Wummern. Eine Lärmexplosion im Kopf. Zusammengekrümmt, Blut pochte in den Ohren, das Herz stolperte und stotterte. Ich war gefallen und gelandet, auf dem Boden.
    Dem Boden.
    Der Boden dehnte sich vor mir, eine endlose Ebene, die Linien der Dielen perspektivisch zusammenlaufend, gescheckt wie von Wolkenschatten über Stoppelfeldern. Alles war im schiefen Winkel, und ich am Boden wie ein gefällter Baum. Mein Kopf wummerte vor Wein und Dehydrierung, und als ich ihn anhob, löste meine Wange sich klebrig vom Holz, wie eine Gratis- CD von einer Zeitschriftenseite. Der Arm, auf dem ich gelegen hatte, war taub, und mein Nacken schmerzte vom ruckhaften Erwachen. Die Küchenuhr stand auf kurz vor halb neun.
    Ein Doppelschlag, peng-peng, unglaublich laut in den Ohren.

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