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Die nachhaltige Pflege von Holzböden

Die nachhaltige Pflege von Holzböden

Titel: Die nachhaltige Pflege von Holzböden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Wiles
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Kartentisch. Andere schoben Wache in den hallenden Sälen, strickten, lasen Zeitung oder starrten mich an. Ihr Blick war eher abweisend, aber trotzdem war ich froh, dass sie da waren, denn sonst wäre ich ganz allein in dem Gebäude gewesen. Besucher gab es außer mir keine.
    Anhand der Ausstellung erfuhr ich, welche Teile des Landes oolithisch oder präkambrisch waren. Ausgestopfte Fauna lauerte in unerwarteten Ecken mit böse schimmernden Glasaugen und staubigem Fell. Eine Wandkarte erläuterte die komplizierten Prozeduren des Braunkohle-Abbaus; eine andere klärte über die Funktionsweise eines Bauxitwerks auf. Beispielhaft ausgestellte Produkte der hiesigen Industrie schlossen die meisten Wunderwerke der modernen Welt ein: Waschmaschinen im Format von Kleinwagen, Telexgeräte, UKW -Radios, Aluminiumpfannen, bleihaltige Zahnpasta, Azetatpyjamas, Asbest-Steppdecken … wenige der erklärenden Datenangaben schafften es über 1975 hinaus. Als Konzession an das interaktive Touchscreen-Zeitalter war es immerhin vorgesehen, dass man den Staub von den Vitrinen wischen musste, um die darin ausgestellten Schätze betrachten zu können.
    Ein Saal war dem traditionellen Bauernleben im Lauf der Zeiten gewidmet. Die Geschichte des Landes stellte sich dar als eine Abfolge von Knechtschaft, Monarchie, industrieller Revolution, versuchsweiser Republik, faschistischer Republik, Volksrepublik und demokratischer Republik. All diese Phasen waren ins zwanzigste Jahrhundert gestopft. Die vorhergehenden Epochen waren einfach nur eine grausige Routine von Invasionen, Pogromen und landeseigenen Schreckensherrschern mit Beinamen wie »der Pfähler«.
    Die besondere Version der Hölle, die die Nazis und die Sowjets über Osteuropa hereinbrechen ließen, war dagegen eher bescheiden abgehandelt, mit wenig Bombast und Horror. Und die letzten drei Paneele der Ausstellung waren offenbar neueren Datums, wie die blassen Stellen ringsum verrieten; wahrscheinlich hatten die Originale die glorreichen Schritte der Volksrepublik in Richtung auf das von ihrem Anführer beschworene sozialistische Nirwana dargestellt, doch jetzt bildeten sie den Kollaps des Sowjetreichs ab. Mauern brachen ein. Komitees wurden gestürmt. Straßennamen geändert. Die Werbeleute traten auf den Plan.
    Die Geschichte war das Neueste im ganzen Gebäude.
    Als ich über den glänzenden Boden der Eingangshalle auf die wuchtigen Holztüren zuging, die auf die Straße hinausführten, sprang die Alte, die mir meine Eintrittskarte verkauft hatte, plötzlich von ihrem Stuhl auf. Starr vor Schreck blieb ich stehen, während sie auf mich zugestürzt kam, als wollte sie mich unbedingt am Verlassen des Gebäudes hindern. Der Messingbeschlag der Tür war kalt unter meinen Fingern – nur zu gern hätte ich die Tür aufgeschoben, um in die Freiheit zu entschlüpfen, doch ich zögerte. Vielleicht musste man hier am Ausgang zahlen, obwohl ich doch schon beim Hereinkommen gezahlt hatte. Vielleicht musste man zweimal zahlen, oder es wurde noch ein Trinkgeld erwartet, oder sie verdächtigte mich, etwas unter meinem Mantel verborgen zu haben. Jedenfalls sah es ganz so aus, als hätte ich irgendetwas verkehrt gemacht.
    Sie ruderte mit den Armen, wollte mich augenscheinlich hinauskomplimentieren, und redete in einem unverständlichen Wortschwall auf mich ein. Waren das bloße Abschiedsworte? Oder warf sie mich hinaus?
    Nun waren wir schon durch die Tür, und sie redete immer noch, gestikulierte immer noch, als habe sie mir wirklich etwas mitzuteilen. Sie packte mich am Ärmel und führte mich mit schnellen, watschelnden Schritten links herum an dem Gebäude entlang, wo ein schmaler Zwischenweg es von dem benachbarten Steinquader trennte. Jahrzehnte der Emissionen von Braunkohle, verspäteten industriellen Initiativen und armseligen Automobilen hatten die Seitenwände des Museums mit einer fleckigen Patina überzogen, die ihrerseits mit Graffiti bedeckt war, die meisten davon kryptisch, manche international (ein Hakenkreuz, ein USA #1). Die ganze Scheußlichkeit war zusätzlich von Pockennarben übersät, tiefen Löchern, wie von herausgerissenen Halterungen.
    Die Museumswärterin schaute mich erwartungsvoll an. Diese Mauer war es, die ich mir hatte ansehen sollen, aber ich hatte keine Ahnung, warum. Auch die Vorfreude in der Miene meiner Begleiterin bot keine erhellenden Hinweise. In

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