Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die nachhaltige Pflege von Holzböden

Die nachhaltige Pflege von Holzböden

Titel: Die nachhaltige Pflege von Holzböden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Wiles
Vom Netzwerk:
hatte, zog in augenscheinlicher Belustigung die Nase kraus und wandte sich brabbelnd zurück in Richtung Straße. Ich wartete ein paar Minuten, bis ich sicher war, ihr nicht wieder zu begegnen, bevor ich ihr folgte.
    Ein leises Kneifen in der Magengegend signalisierte mit unwillkommener Pünktlichkeit, dass ich Hunger hatte. Es war längst Nachmittag, und vom vielen Rumlaufen tat mir das Kreuz weh. Doppelt unwillkommen daher die Erinnerung, dass ich noch einkaufen musste. Wenn ich mich nicht mit Vorräten eindeckte, würde ich jeden Abend essen gehen müssen, und da ich nicht wusste, wie lange ich hier noch bleiben würde, konnte das auf die Dauer zu teuer werden. Aber die Vorstellung, einkaufen gehen zu müssen, während man im Urlaub ist, erschien mir geradezu widersinnig.
    Auf dem Rückweg zu Oskars Wohnung gab es einen kleinen Supermarkt – ich hatte ihn schon auf dem Hinweg entdeckt. Doch irgendwann im Lauf der Geschichte hatte ein absolut inkompetenter Spießgeselle von Baron Haussmann in dieser Stadt gewütet. Ihr historisches Straßenmuster war so gut wie vernichtet worden bei dem Versuch, es zu einer geraden Trassenführung zu systematisieren. Dieses Quasi-Schachbrett war des Weiteren durch eine Reihe von nicht gradwinkligen Boulevards verkompliziert worden, die von zwei Hauptplätzen ausgingen, dem Markt und der Nationalversammlung. Auf dem Stadtplan sah das Ganze aus wie eine bruchsichere Scheibe mit zwei Einschusslöchern, von denen aus sich gezackte Splitterlinien in alle Richtungen erstreckten. Auf dem Straßenpflaster verlief mein Rückweg via Supermarkt zu Oskars Wohnung in einer Zickzacklinie, wie ein schiefes W.
    Der Supermarkt nahm das Erdgeschoss eines keilförmigen Eckhauses ein, das wie ein Schiffsbug wirkte. Eine schwere, antike Eisenuhr ragte an der spitzen Ecke des Gebäudes über den Eingang und beschwor mit ihrem pockennarbigen dunklen Anstrich und ihren klobigen römischen Ziffern ein anderes Zeitalter. Jetzt überragte sie eine emsig summende Masse von Neonleuchten und Fertiggerichten, eine Vorhölle aus pappigem Linoleum und radiumblauen Insektenkillern. Ich kaufte, was ich brauchte, und machte, dass ich wegkam.
    Während ich mich unbeholfen, mit der Tüte vor dem Bauch, durch die nur widerwillig nachgebende Tür von Oskars Wohnhaus schob, vernahm ich ein eigenartiges Geräusch. Erst dachte ich, die Tür knarzte, aber das war nicht der Grund. Es klang mehr wie das Eisenblatt eines Spatens, das über Steinplatten gezogen wurde, nur kreischender. Dann war ein kurzes Rascheln zu hören, gefolgt von einem metallischen Krachen. Wie ein mechanischer Riese mit einem Hinkebein, der in böswilliger Absicht herangestampft kam. Und schon ertönte es wieder, das rostige Kreischen und das brutale Krachen. Es kam von oben.
    Auf dem Treppenabsatz zwischen dem Erdgeschoss und dem ersten Stock stand eine Frau, natürlich mit Kopftuch, vom Alter her irgendwo zwischen Ende vierzig und siebzig. Ein Leben voll schlechter Ernährung und harter Arbeit hatte sie von Kopf bis Fuß zu Hornhaut werden lassen, und ihre Himmelfahrtsnase erinnerte mich unausweichlich an das spitze Gesicht einer Fledermaus. Sie stopfte Müllsäcke in die Metallklappe eines Müllschluckers, dessen Sprungfedermechanik altersstarr, aber trotzdem noch sehr kraftvoll war. Offensichtlich bedurfte es ziemlicher Mühe, die Klappe nach unten zu drücken, und sie schnappte mit bissiger Schnelligkeit wieder zu. Quietsch, krach. Als sie mich heraufkommen hörte, wandte die Frau sich zu mir um und fragte etwas, das ich nicht verstand.
    Ich fasste eine augenblickliche Abneigung zu dieser neuen Person in meinem Leben, die mir hier den Weg versperrte. Nach dem verstörenden Zwischenspiel in der Seitengasse hatte ich keinen Bedarf an weiteren Begegnungen mit alten Weibern. Außerdem … ich sehe selber nach nichts aus und versuche, die Leute nicht nach ihrem Äußeren zu beurteilen, aber die abstoßende Hässlichkeit dieser Frau schien mir gleich auf den ersten Blick etwas Abstoßendem in ihrem Wesen zu entsprechen. Die Haare zurückgezurrt unter dem unvermeidlichen Kopftuch, diese Fledermausnase, der grimmige Blick dahinter … und dann war sie auch noch dick, aber nicht weich und schwabbelig, wie jemand, der es sich zu gut gehen ließ, sondern dick im Sinne von gepanzert wie ein Gürteltier. Die Einkaufstüten in meinen Händen

Weitere Kostenlose Bücher