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Die nachhaltige Pflege von Holzböden

Die nachhaltige Pflege von Holzböden

Titel: Die nachhaltige Pflege von Holzböden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Wiles
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war. Das war natürlich unmöglich. Selbst wenn ich die Persönlichkeit einer Katze hätte einschätzen können, hätte ich nie zu sagen vermocht, was denn nun einem »Schossy« oder einem »Strawy« gemäß war.
    Ich beschloss, mein ganzes Besichtigungsprogramm in einen einzigen Tag zu pressen, um mir die Mühe zu ersparen, jeden Morgen ein neues Ziel anzusteuern, wenn ich ebenso gut in der Wohnung bleiben und schreiben konnte. Dieses Land war so unbedeutend, dass ich keinen entsprechenden Reiseführer im Bookshop von Heathrow hatte auftreiben können, aber wenigstens hatte ich einen Lonely Planet gefunden, der diesen Schnipsel sinnloser Autonomie im Nachhinein einbezogen hatte und alles, was in der Hauptstadt und drumherum von Interesse war, auf gerade mal vierzig Seiten abhandelte.
    Während ich von der Wohnung zum Alten Markt spazierte – »der traditionsreiche Mittelpunkt der Stadt« –, gewann ich den Eindruck, dass vierzig Seiten noch ziemlich großzügig waren. Mochte die Stadt auch auf römischen Grundmauern errichtet und im Mittelalter zu reicher Blüte gelangt sein, war ein Großteil der alten Substanz jedoch im neunzehnten Jahrhundert abgerissen worden, um für endlose pseudo-barocke Gebäude Platz zu schaffen, die sich mittlerweile in so tristem Zustand befanden, dass sie wie bröckelnde, rußbedeckte Hochzeitstorten wirkten. Auch der Zweite Weltkrieg und der Ostblock hatten ihre unglückseligen Spuren hinterlassen. Ich ging an der gigantomanischen Akropolisfassade des Nationalmuseums vorbei, das ich mir für später aufhob, und betrat den Alten Markt.
    In London hatten Menschenmengen mich nie gestört, sie waren mein Milieu, das vielsprachige Stimmengewirr der U-Bahn, die eigentliche Seele der Stadt. Hier war es anders. Vielleicht fühlte ich mich so beklommen, weil ich die Sprache nicht beherrschte (der Sprachführer beschwerte meine Tasche wie Blei) und weil ich so ein offensichtlicher Tourist war. »Das emsige Treiben auf dem Markt bildet einen charmanten Kontrast zur historischen Pracht seiner Umgebung«, informierte mich Lonely Planet . Mir kam es eher vor, als bilde der schwunghafte Handel, der auf dem Markt getrieben wurde, einen charmanten Kontrast zur kompletten Wertlosigkeit seiner Waren. Magere Büschel von schlaffem, erdigem Wurzelgemüse lagen aufgehäuft zwischen Tupperware, die schon jahrzehntelang im Einsatz zu sein schien; uralte, zerfledderte Taschenbücher türmten sich stapelweise neben abgeblätterten goldfarbenen Kerzenhaltern.
    Ungeachtet der Tatsache, dass es hier nichts als Plunder gab, schien die gesamte Bevölkerung der Stadt auf dem Marktplatz versammelt zu sein. Nie zuvor hatte ich verstanden, wieso man in Bezug auf Menschenmassen von »wogend« spricht, aber der Markt wogte im wahrsten Sinne des Wortes: das eigene Fortkommen war absolut eingeschränkt vom Konsens der Menge, sodass ganze Abteilungen wegen des Gegenverkehrs unerreichbar blieben und man sich oft von der beabsichtigten Richtung abgedrängt sah, je nach den Windungen der kollektiven Peristaltik in den engen Lücken und Spalten, die der bedauernswerten Käuferschaft zwischen den Ständen blieb. Gottgleich über all dem prangten in den Bel-Etage-Fenstern des ehemaligen staatseigenen Kaufhauses die Plakate einer westlichen Kosmetikfirma, und die gigantischen Gesichter wunderschöner Filmstars und Models blickten selbstgefällig auf die wimmelnden Massen hinab. Die neuen, freien Männer und Frauen des vereinigten Europa waren von diesem Ideal ebenso weit entfernt, wie sie es von den kraftstrotzenden Heroen der damaligen Propaganda waren. Ich schwöre, ich habe dort keinen gesehen, der (wohlwollend geschätzt) unter sechzig war, und sie hatten alle etwas Geducktes und aggressiv Lauerndes, mit einem Glitzern von unbestimmter, unnötiger, unmotivierter Bösartigkeit in den Augen, das ich mir nicht erklären konnte.
    Wenn ich nur etwas zu kaufen gehabt hätte, sagte ich mir, dann wäre ich mir nicht so buchstäblich wie ein Fremdkörper vorgekommen. Aber was brauchte ich denn? Was konnte ich hier überhaupt wollen ? Mir fiel nichts ein, und während ich mich zur anderen Seite des Marktes durchkämpfte, erschien mir der Gedanke, sich all dem auszusetzen, nur um sich umzusehen , allmählich so absurd, wie er wohl auch den Ortsansässigen erschienen wäre. Es war nicht warm, aber

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