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Die nachhaltige Pflege von Holzböden

Die nachhaltige Pflege von Holzböden

Titel: Die nachhaltige Pflege von Holzböden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Wiles
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umrandeten Textkästchen. Die schiere Kunstlosigkeit nötigte einem fast so etwas wie Respekt ab für das verquere Genie, das es fertigbrachte, jedes Element der Gestaltung so vollständig zu verhunzen, bis hin zu dem schlampigen Flattersatz und der falschen Silbentrennung. Vielleicht war dies für Oskar das eigentlich Pornografische: der Reiz der entblößten Schönheiten maximal pervertiert durch die überwältigende Hässlichkeit ihrer Umgebung. Vielleicht war es das, worauf Oskar abfuhr – der matte Hauch von Schweiß auf glänzendem, avocadogrünem Vinyl.
    Ob er die Hefte vermissen würde, die ich weggeworfen hatte? Womöglich hatte er seine kleine Schmuddelbibliothek penibelst archiviert? Typisch für ihn wäre es gewesen, die Hefte alphabetisch geordnet in Klarsichthüllen abzuheften, doch stattdessen waren sie ohne jede Sorgfalt oder Systematik unterm Bett gestapelt. Würde er es bemerken, dass ich vier davon entwendet hatte? Wenn ja, würde er sich wohl kaum dazu äußern können, ohne sich gleichzeitig als deren Besitzer kenntlich zu machen. Und außerdem, was war das Verschwinden dieser Hefte schon gegen die Zerstörung seines kostbaren Holzbodens?
    Letztlich konnte ich mit dem Schmuddelkram also anstellen, was ich wollte. Wenn zwischen uns alles aus war, wenn wir nur noch die Stunden zählten, bis Oskar mich für meine Missetat – beziehungsweise für meine Nachlässigkeit – verachtete, wäre es doch eine Genugtuung, ihm einen Hinweis darauf zu hinterlassen, dass ich sein kleines Laster entdeckt hatte, diesen Makel in seiner Perfektion. Also begann ich, die Hefte nach Erscheinungsdatum zu sortieren.
    Zwischen all den Nackedeis rutschte mir prompt ein Zettel entgegen, auf dem in Oskars Handschrift stand:
    Du solltest mein Privatleben respektieren. Aber ich hatte schon erwartet, dass Du ein bisschen herumschnüffeln würdest. Wir sind schließlich alle nur Menschen.
    Mach bitte hinterher sauber.
    Oskar
    Mein Griff hatte sich wohl gelockert, denn der Zettel flatterte zu Boden und wirbelte ein paar träge Staubmäuse auf.
    Ich wollte schlucken, aber mein Mund war eine einzige Wüste. Dehydrierung, die Folge des Alkoholmissbrauchs und der Grund für meinen schweren Kopf. Was ich brauchte, war ein Glas Wasser. Ich stand auf, und die Beine gaben fast unter mir nach. Ich taumelte. Meine Knie fühlten sich an wie aus Tapetenkleister.
    Mit weit mehr Mühe, als normal gewesen wäre, schaffte ich es in die Küche. Die Katze sprang vom Stuhl, kam miauend auf mich zugelaufen und stupste mir mit dem Kopf gegen die plötzlich so wattigen Beine. Mit ging auf, dass es schon Spätnachmittag war, und die Katzen waren noch nicht gefüttert worden. Scheiß drauf, dachte ich, die können warten, ein bisschen Verzögerung vor dem Frühstück wird sie schon nicht umbringen.
    Den Hahn am Spülbecken drehte ich so heftig auf, dass der Wasserstrahl wie eine Fontäne aus dem Glas spritzte. Nachdem ich den Schwall abgedreht hatte, stand ich einen Moment schwer atmend da, mit zitternden Knien.
    Das war nicht nur Dehydrierung, das war eine Überdosis Adrenalin. Ich war wütend, stinksauer, zittrig vor Zorn.
    Wie konnte er es wagen? Wie konnte er einfach davon ausgehen, dass ich »herumschnüffeln« würde? Und dieser Unterton von müder Toleranz, wie ein Erwachsener, der sich zu einem Kind herablässt. Und von wegen hinterher sauber machen – ich hatte doch nur unters Bett geschaut, um den Dreck von seinen Miezen wegzuputzen. Sie waren hier die Ferkel, er war der Pornokonsument, aber ich sollte mich schuldig fühlen.
    Die Katze strich mir immerzu um die Beine. Ich blickte zu ihr hinunter, und sie blickte kläglich zu mir auf. Plötzlich hasste ich sie. Ich verachtete ihre Abhängigkeit von mir. Doch trotz ihrer dreisten Anspruchshaltung war sie immer noch süß. Ich bückte mich, um sie zu streicheln, und sie stellte sich auf die Hinterbeine, schmiegte ihren Kopf in meine Hand.
    Â»Bist du die, die unters Bett gekotzt hat?« Sie ignorierte die Frage. »Ich geb dir Futter, sobald ich im Schlafzimmer sauber gemacht habe«, vertröstete ich sie.
    Mach hinterher sauber . Ja, da konnte er Gift drauf nehmen. Das Widerlichste an Oskars Zettelbotschaft war, dass er gar nicht wissen konnte, ob ich schnüffeln würde oder nicht. Er konnte mich ganz gemütlich beschuldigen, seine

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