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Die nachhaltige Pflege von Holzböden

Die nachhaltige Pflege von Holzböden

Titel: Die nachhaltige Pflege von Holzböden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Wiles
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Schloss klickte und eine Tür aufging. Wie angewurzelt blieb ich stehen und wartete auf Schritte, Stimmen, Schlüsselklirren, nachbarschaftliche Laute. Es kam nichts. Ich merkte, dass ich die Luft anhielt. Dann hörte ich ganz leise eine Türangel quietschen und das Schloss wieder zuschnappen. Heftig schlug ich Oskars Tür zu, mit einem Knall wie ein Warnschuss.
    Drinnen war die Luft besser geworden. Im Schlafzimmer war das Bett immer noch abgerückt, der Pornostapel nackt in der Mitte des Zimmers. Unartiger Knabe, dieser Oskar! Diesen Heftestapel entdeckt zu haben, gab mir ein gutes Gefühl. Normalerweise wäre mir so eine Entdeckung eher peinlich gewesen, und ich hätte mich beeilt, alles aufzuräumen und die Spuren zu verwischen, aber für Oskar war es mir nicht peinlich, im Gegenteil, es war mir hochwillkommen, zeigte es doch, dass auch er nur ein Mensch war. Konnten seine Nachtclubausflüge mit Michael noch als soziale Anpassung gedeutet werden, so war das hier eindeutig sein Privatvergnügen. Das Ganze sah ihm so gar nicht ähnlich. Seltsam, dass er überhaupt Zeitschriften hortete in dieser bildgesättigten, unermesslich breit gefächerten Internet-Ära. Obwohl es keinen Computer in der Wohnung gab, besaß er sicher einen Laptop, diskret und allzeit verfügbar. Zudem war diese Sammlung hier so unordentlich, die Darstellungen so unappetitlich – billig, grell, geschmacklos. Wenn schon Pornografie, konnte ich mir genau vorstellen, was zu Oskar gepasst hätte – exquisite Models, dekorativ über Designermöbel drapiert, in mattem Schwarz-Weiß von Künstlern ihres Fachs (Männern oder Frauen) abgelichtet, mit der gleichen professionellen Distanz, die sie auch dem Eifelturm oder einem Blumengesteck entgegenbringen würden. Und wenn schon Farbe, dann allenfalls Hochglanzfotos, schlüpfrige Szenen aus der Opernwelt, in dekadenter Ästhetik bebildert.
    Aber nie und nimmer dieser notgeile, unverblümte Mist. Ich ging in die Hocke, um ihn mir genauer anzusehen, hob das nächstbeste Heft mit der Behutsamkeit eines Zoologen auf, der ein Exemplar einer neuen, ekligen und vielleicht giftigen Gattung unter die Lupe nimmt. Das Papier war dünn und haftete an den Fingern. Es wunderte mich nicht, dass es hieß, diese Art der Darstellung behandele die Frauen wie Fleischstücke. Das war keine Redewendung, sondern die buchstäbliche Wahrheit. Diese Figuren waren nichts als die schnellste Verbindung zwischen zwei Punkten, eine Art Instantfleisch, bar jeden Kontexts, auf den kleinsten gemeinsamen Nenner reduziert. Dieses Vorzeigefleisch wurde stets so krass wie möglich in die Kamera gereckt, während die Gesichter dazu exakt zwei Sorten von Ausdruck zu bieten hatten, grinsend oder gelangweilt. Zeigte sich hie und da mal eine dritte Sorte von Gesichtsausdruck, der dem Veto der Bildredaktion entgangen war, wirkte es wie ein zufällig aufblitzender Funken Ehrlichkeit, viel entlarvender als all die Nacktheit, und man sah Zweifel, Befangenheit, Sorge.
    Wenn die Blicke der Mädchen einem begegneten und tatsächlich etwas Kommunikatives hatten, konnte man sie schwer aushalten. Und selbst die Ausdruckslosen mochte ich nicht anstarren. In all ihren rosa Posen wurden sie völlig austauschbar, ja geradezu unsichtbar. Das Auge rutschte ab, hielt sich an Einzelheiten im Hintergrund fest. Und diese Hintergrunddetails waren noch viel schauderhafter.
    Diese drallen Damen räkelten sich auf dem Totenacker des guten Geschmacks. Die Szenerie, in der sie posierten, war voller Rattansessel, Velours, gepolsterter Kopfteile, Leopardenmuster, Kunstfell, Kunstleder, Stoffblumen. Das Layout glich einem Schlachtfeld. Als Mitverfasser amtlicher Broschüren hatte ich gedacht, ich hätte schon alles Unheil gesehen, das modernes Desktop-Publishing in unerfahrenen Händen anrichten kann, doch hier wurde ich eines Besseren belehrt. Die Schrift bestand aus dürren, ungleichmäßigen Sans-sérif-Lettern, stellenweise so eng gesetzt, dass die Wörter zu einer Buchstabenschlange gerannen, während an anderen Stellen sich einzelne Wörter über eine ganze Spaltenbreite zerdehnten. Die Titelzeilen waren in kitschig lachsrosa Kursivschrift hervorgehoben, die auf weißem Hintergrund scheußlich aussah und auf den Fotos praktisch unleserlich war. All diese typografischen Absonderlichkeiten tummelten sich in einem Chaos aus wirren, windschiefen, knallig

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