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Die nachhaltige Pflege von Holzböden

Die nachhaltige Pflege von Holzböden

Titel: Die nachhaltige Pflege von Holzböden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Wiles
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Privatsphäre zu verletzen, wohl wissend, dass seine Verachtung mir gegenüber unbemerkt bleiben würde, wenn ich die Pornohefte nicht entdeckte. Offenbar hatte er nicht in Betracht gezogen, dass ich sie auch unabsichtlich finden könnte. Tja, ich war in seine Falle getappt, ohne herumgestöbert zu haben, auch wenn er das anscheinend nicht für möglich hielt. Die befleckten Hefte waren weg, sodass ich meine Version der Ereignisse nicht mehr beweisen konnte, also konnte ich ebenso gut jeden Zweifel daran, ob ich die Hefte entdeckt hatte, aus der Welt schaffen. Sollte er doch ruhig wissen, dass ich es wusste.
    Ich kehrte ins Schlafzimmer zurück und ordnete die Hefte methodisch zu einem halben Dutzend säuberlicher Stapel. Zuerst wollte ich sie einfach so in einer Reihe unterm Bett hinterlassen, befürchtete jedoch, Oskar könnte meine Mühe nicht bemerken. Was ich brauchte, waren Klarsichthüllen, und die würde ich sicher im Arbeitszimmer finden.
    Die Tür zu dem Raum, in dem Oskar seine Musik komponierte, stand halb offen, und als ich sie aufstieß, hatte ich das Gefühl, die stille Luft aufzustören. Wieder beeindruckte mich der Frieden in diesem Raum, die Atmosphäre von konzentrierter Ruhe, die Isolation vom Rest der Wohnung. Hier war alles unberührt von meinen hektischen Aktivitäten in den übrigen Räumen, selbst der Straßenlärm wirkte gedämpft. Das Nachmittagslicht schien in zauberhaft schrägen Bahnen herein, blass und weich wie edles Velin, belebt von tanzenden Staubkörnern, die von den sauber auf Kante gestapelten Papierbögen aufwirbelten. Es war ruhevoll, aber hellwach.
    Trotzdem beunruhigte mich irgendetwas, als ich den Raum betrat, irgendein loses Ende entrollte sich tief am Grunde meiner Erinnerung – aber was? Ich kam nicht darauf. Mein Puls schlug schneller. War ich letzte Nacht hier drin gewesen? Ich schnupperte. Irgendetwas Unbestimmtes lag in der Luft. Allmählich begann ich, die Details des Raumes ins Auge zu fassen. Ja – ich war hier gewesen, sturzbetrunken, denn offenbar hatte ich meine Socken im Piano hinterlassen. Ich streckte die Hand danach aus.
    Doch es waren nicht meine Socken. Es waren Pfoten. Pfoten, Beine und ein Schwanz. Der Klavierdeckel stand ein Stück offen. Was ihn offen hielt, war der tote Körper einer der beiden Katzen, deren pelziges Hinterteil über den Rand hinabhing. Der Rest der Katze war nicht zu sehen, aber die schlaffen Beine, der schnurgerade hängende Schwanz, der ungute Knick des Rückgrats unter dem Klavierdeckel zeigten unmissverständlich, dass sie tot war.
    Zaghaft strich ich mit dem Fingerknöchel an einem der Beine hinab. Das Fell war immer noch weich, aber kalt, selbst in dem hereinscheinenden Sonnenlicht. Mir war auch kalt. Ich fröstelte, gestreift von dem Schatten einer schweren, düster heraufziehenden Pflicht.
    Eine Weile passierte gar nichts. Ich weiß es, denn ich stand da und sah zu, wie nichts passierte. Die Beine zuckten nicht plötzlich auf, der Schwanz ringelte sich nicht ein, keinerlei Wärme flutete in die traurigen Flanken zurück. Die Katze blieb tot. Keine Chance mehr, dieses Ende abzuwenden. Die weiße Schwanzspitze hing reglos herab wie das stehen gebliebene Pendel einer Standuhr.
    Der Klavierdeckel war auf die Katze gefallen und hatte ihr das Rückgrat gebrochen. Also war der Deckel aufgeklappt gewesen – ich hatte ihn offen gelassen. Im Hinaufspringen hatte die Katze wohl die Halterung verschoben, war vielleicht daran entlanggestreift, wie der klassische Betrunkene, der sich an einem Laternenpfahl festhält. Peng! War es wenigstens schnell gegangen? Blut war keines zu sehen, auch sonst keine Spuren. Die tote Katze musste da wohl entfernt werden. Korrektur: Ich würde die tote Katze da entfernen müssen. So konnte sie ja schließlich nicht liegen bleiben. Aber wohin damit?
    Und dann war da noch die Frage, was mit Oskar werden sollte. Er würde kaum erfreut darüber sein, dass ich … dass seine Katze tot war. Mit pedantischer Vorhersehbarkeit hatte er mal wieder recht gehabt: Ich hätte nicht mit dem Klavier herumspielen sollen. Und dabei war der Deckel doch nur deshalb offen geblieben, weil ich durch Oskars Anruf abgelenkt worden war. Hätte er nicht darauf bestanden, mich ins Konzert zu schicken, wäre das alles nicht passiert. Wenn die Katze bei ihrem Unfall betrunken gewesen war, dann hatte die Putzfrau

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