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Die nachhaltige Pflege von Holzböden

Die nachhaltige Pflege von Holzböden

Titel: Die nachhaltige Pflege von Holzböden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Wiles
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auch ihren Anteil an der Schuld, da sie es versäumt hatte, die Flasche ordentlich zuzukorken. Ganz zu schweigen von den Katzen selbst, diesen schnurrbärtigen Saboteuren. Wenn man seine vier Wände schon mit dämlichen Viechern teilte, musste man eben darauf gefasst sein, dass sie Dummheiten machten.
    Aber nun war das dämliche Viech tot. Mal abgesehen davon, was Oskar mir vielleicht würde antun wollen – was würde er wollen, dass man mit der Leiche täte? Begraben? Wo denn? Hier gab es keinen Garten, und ich würde mich garantiert nicht mit einer toten Katze und einer Schaufel in den Park begeben. Aber warum eigentlich ich? Vielleicht wollte Oskar die feierliche Beisetzung ja lieber selbst vornehmen. Dann musste die Mieze wohl einstweilen ins Tiefkühlfach wandern. Auf dem Küchentresen aufbahren kam jedenfalls nicht infrage. Doch die Vorstellung, wie er heimkam und einen diesmal von mir verfassten Zettel vorfand – »ein Unfall … wusste nicht, was ich tun soll … musste den Flieger erwischen« –, auf die Tüte mit dem Kadaver gepappt, als handelte es sich um ein aufgehobenes Frikassee … Diese Zettel blieben sowieso nie haften. Und irgendwie war mir der Gedanke zuwider, eine tiefgefrorene Katze in der Wohnung zu haben. War das überhaupt hygienisch vertretbar? Gut, sie wäre in eine Mülltüte gewickelt, aber wie verhielt es sich mit der Hygiene von Mülltüten?
    Ich schüttelte mich, um dieser zunehmend vom Pfad der Vernunft abweichenden Grübelei zu entkommen, und trat ans Fenster, fort von den kleinen Pfoten mit ihren pelzigen kleinen Zehen. Natürlich konnte man eine Mülltüte ins Tiefkühlfach legen, sie waren ja nicht von vornherein verdreckt, nur weil sie für Müll bestimmt waren. Das war ja das Angenehme an so einem Gebäude, dass man sich nicht um den Müll kümmern musste …
    Bingo! Ich konnte die Katze doch in den Müllschlucker werfen! Auf die Weise würde sie einfach verschwinden. Oskar würde gar nicht erfahren müssen, wie sie ums Leben gekommen war – vielleicht wusste ich es nicht einmal. Sie war halt eines Morgens nicht mehr zurückgekommen. Sehr traurig. Vielleicht war sie überfahren worden … Ich bräuchte sie nicht einmal in die Mülltüte zu stopfen. Besser nicht – falls der Kadaver tütenlos in der Tonne entdeckt würde, sähe es so aus, als wäre sie irgendwie hineingefallen oder von irgendwem aufgelesen und hineingeworfen worden. Wie viel forensischen Aufwand würde man dem Viech denn schon angedeihen lassen? Außerdem hatte ich ein reines Gewissen. Es war ja nicht so, als hätte ich es umgebracht.
    Also ab in den Müllschlucker mit der Mieze. Es sei denn, sie hätte etwas im Piano hinterlassen, Blutspuren, Erbrochenes, irgendwelche Gruselrelikte. Dann wäre ich allerdings geliefert.
    Ich schob den Daumen in die Lücke, in die der Kadaver eingekeilt war, und hob den Klavierdeckel an.
    Die Katze bewegte sich. Ich sah sie die Vorderbeine recken und rücklings aus dem Piano gleiten. Ihr Kopf bog sich hoch. Von Panik erfasst, knallte ich den Deckel hinunter, auf die Vorderbeine der Katze und auf meinen Daumenballen. Ein jaulender Diskant aus den erschütterten Saiten begleitete den blitzartigen Schmerz, der mir wie ein Stromstoß den Arm hinaufschoss. Das Blut rauschte mir in den Ohren, die Knie knickten mir ein. Bestimmt hatte ich aufgeschrien, und Galle stieg mir die Kehle hoch.
    Wieder hielt der Klavierdeckel die Katze an Ort und Stelle, weil ich mit meinem Gewicht darauf lehnte, den höllisch schmerzenden Daumen noch immer eingeklemmt. Sobald ich den Deckel anhob, würde die Katze herausfallen, was mir unvorstellbar pietätlos vorkam. Doch ich musste meinen Daumen befreien. Das Einzige, was mir übrig blieb, war, die Katze festzuhalten, wozu ich absolut keine Lust hatte. Aber die Schmerzwellen, die von dem gequetschten Daumen ausstrahlten, ließen mir keine Wahl.
    Mit der freien Hand packte ich die Katze an den Hinterbeinen. Das Fell fühlte sich künstlich an, die Gliedmaßen darunter kalt und dürr. Grundlos befiel mich die Furcht, der Kadaver könnte mir in den Händen entzweigehen und sich zu einem Haufen von Gedärmen und Sehnensträngen entrollen. Ich befreite meinen Daumen, und die Katze rutschte unter dem Pianodeckel hervor, ein totes Gewicht an meinem Arm.
    Mit untypischem Wagemut hob ich sie über

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