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Die nachhaltige Pflege von Holzböden

Die nachhaltige Pflege von Holzböden

Titel: Die nachhaltige Pflege von Holzböden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Wiles
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Erwachsene hier. Die Katzen würden sich keine Gummihandschuhe anziehen und den Dreck wegputzen. Und wenn der Dreck unter dem Bett so schlimm war wie der in der Küche, konnte man ohnehin nicht viel dagegen ausrichten. Wenigstens war er dort unten nicht sichtbar.
    Als ich aufstand, sah ich, dass die Katze meinem Beispiel folgte und sich streckte. Der Groll in mir ebbte ab. Ich strich ihr über den Rücken.
    Â»Du bist trotzdem süß«, sagte ich. Die Katze blinzelte und wand sich vor Wonne. »Wo ist denn dein kleiner Kumpel abgeblieben?« Als einzige Antwort schnurrte sie unter meiner Hand.
    Ich holte ein paar alte Zeitungen, Gummihandschuhe, das feuchte Geschirrtuch und eine Schüssel warmes Wasser mit einem Spritzer Spülmittel. Hinter der Schlafzimmertür lauerte der Gestank wie ein Raubmörder. Als Erstes öffnete ich mal die Balkontür, was ich längst hätte machen sollen. Aber vorhin war ich ja mit Sterben beschäftigt gewesen, nicht mit Denken. Frisch und belebend strömte die Stadtluft herein, vom Regen gewaschene Auspuffgase, süß wie Chanel Nr. 5. Ich streifte die Handschuhe über und zog das Bett am Fußende von der Wand weg, schön sachte, um den Boden nicht zu verkratzen. Sobald es von den Nachtkästchen abgerückt war, schob ich es an die gegenüberliegende Wand.
    Darunter kam zu meiner Überraschung eine Ansammlung knalliger Farben zum Vorschein – blau, gelb, rot, lila, sehr viel rosa. Ein Lufthauch von der Straße, und Papier stellte sich auf wie fröhliche Windschutze an einem bunt gescheckten Strand. Ich sah auf einen verrutschten Stapel Pornohefte hinab, so an die vier bis fünf Dutzend.
    Stupide Grinsegesichter in einem Meer von Fleischfarben, schlimme, schlängelnde Finger und schlampiges Layout. Ich stand da und glotzte, von einer völlig unerwarteten Furcht befallen, die ich seit meiner Schulzeit nicht mehr gekannt hatte, doch plötzlich war sie wieder da, frisch wie eh und je – die Furcht, meine Eltern könnten hereinplatzen. Dann, genauso unerwartet, Erheiterung. Ich lachte.
    Â»Du alter Schlawiner«, schmunzelte ich. Einladend aufgeworfene Lippen lachten verständnislos mit.
    Das rosagraue Pfützchen von Katzenkotze hatte nur vier oder fünf der Hefte bekleckert. Eine ebenso knappe wie präzise publizistische Kritik. Mit etwas Geschicklichkeit würde ich den ganzen Dreck in die besudelte Schmutzpresse einwickeln und zum Mülleimer schaffen können. Mit maximal ausgestrecktem Arm unterwegs zur Küche sprang mich der Geruch aus den eingerollten Sexpostillen von Neuem an. Ich stopfte das Bündel tief in den Eimer, hustend und würgend vor Ekel. Doch aus Angst, der Geruch könnte sich in der ganzen Küche ausbreiten, zerrte ich die schwarze Mülltüte heraus, drehte ihr fest den Hals um und knotete sie zu.
    Ãœber dem Knoten öffnete der Tütenrand sich langsam wie eine zerknautschte schwarze Blume. Besonders fest verschlossen sah die Tüte nicht aus, sie wimmelte sicher schon von Darmbakterien, die sich zielstrebig an die Luft hocharbeiteten, die Designerkaffeeluft von Oskars zunehmend an Reinheit verlierender Edelstahlküche. Da fiel mir plötzlich der Müllschlucker im Treppenhaus ein.
    Im Treppenhaus war es kühler als in der Wohnung, und als ich die Tür aufmachte, hatte ich das deutliche Gefühl von entweichender Druckluft. Fast erwartete ich ein Zischen wie bei einem Tupperwaredeckel. Der Luftunterschied von drinnen und draußen, das triste Unterwassergrün der Wandfarbe, das harte Echo der Fliesenböden und Steintreppen erinnerten mich an die Schule, an die Zeit vor Hightech und Fiberglas und buntem Laminat. Irgendwie hatte der Müllschlucker auch etwas Infantilisierendes – in der Art, wie er für größere, kräftigere Wesen gedacht zu sein schien, beim Öffnen so asthmatisch ächzte wie ein alter Mann und beim Schließen so biestig zuschnappte, dass ich jedes Mal versucht war, meine Finger zu zählen. Genau die Sorte von Gerät, mit dem zu spielen man Kindern immer verbietet. Und zusätzlich zum Reiz des Verbotenen konnte das Ding auch noch zaubern – es ließ alles verschwinden. Selbst das Geräusch der fallenden Tüte, falls es eins gab, wurde vom Scheppern der Müllschluckerklappe verschluckt.
    Doch in dem stillen Treppenhaus machte sich ein anderes Geräusch bemerkbar, als ein Stockwerk weiter unten ein

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