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Die nachhaltige Pflege von Holzböden

Die nachhaltige Pflege von Holzböden

Titel: Die nachhaltige Pflege von Holzböden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Wiles
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ich die Unterschiede in ihren Persönlichkeiten und dass sie überhaupt Persönlichkeiten hatten, auch wenn sie keine Menschen waren; sie waren mehr als Automaten. Wie die übrig gebliebene Katze da eben rausgewollt hatte – so plötzlich, dringend, zur falschen Tageszeit –, das war seltsam, und es zeugte eindeutig von Persönlichkeit.
    Sobald gestern die Sonne untergegangen war, hatte ich mich todmüde gefühlt, obwohl ich mich den ganzen Tag nicht aus der Wohnung gerührt hatte. Bevor ich schlafen ging, hatte ich mich aber noch an die Pornos und die Unordnung im Schlafzimmer erinnert. Ich verbrachte einen kathartischen Moment mit einem der Hefte und räumte sie dann auf, akkurat nach Datum geordnet. Als ich das Bett an die alte Stelle zurückgeschoben hatte – exakt auf die vier Abdrücke auf dem Holzboden justiert –, war ich so erschöpft, dass ich mich sofort hineinfallen lassen, in den Schlaf flüchten wollte. Doch ich musste ja noch die Katze rauslassen, die auch mit mir zur Tür kam, dann aber nicht gehen wollte, sondern in dieser typischen Katzenart zurückwich, so entschieden, wie Magneten einander abstoßen. Ich hatte keine Lust, mich auf einen Machtkampf mit dem Tier einzulassen, das sich so schmeichelnd um meine Beine wand, und ließ es einfach gewähren.
    Ich war immer noch müde, aber der Adrenalinstoß vom Türenknallen hatte sich inzwischen verflüchtigt. Meine Muskeln und Gelenke fühlten sich wie ausgehöhlt an, schwach wie Strohhalme. Aus Küche und Wohnzimmer drang nach wie vor kein Laut. Entweder war die Putzfrau gegangen, und ich hatte nur ihren Abschiedsschuss gehört, oder sie war noch da und lag auf der Lauer.
    Vorsichtig trat ich in den Flur hinaus. Die Wohnung war anscheinend leer. Ich schlich weiter zum Wohnzimmer. War sie überhaupt da gewesen? Besonders geputzt sah es nicht aus – das leere Weinglas stand noch auf dem Couchtisch, neben dem Teller mit den Käserinden und Wurstpellen.
    Doch irgendwas war anders – ich war gerade daran vorbeigegangen, auf der anderen Seite der gläsernen Trennwand zur Küche. Zuerst fiel mir das Zeitungspapier auf, das über die Kante von Oskars Küchentresen herabhing. Das, was darauf drapiert war, hob sich so wenig ab, dass ich es beinah übersehen hätte – die Katzenleiche. Auferstanden, wenn schon nicht aus dem Grab, so doch aus dem Müllschlucker.
    In einer Art Trance trat ich an den Küchentresen. Die Katze war jetzt mindestens vierundzwanzig Stunden tot, und ich wagte nicht, allzu tief einzuatmen. Wie weit war die Verwesung schon fortgeschritten? Vorsichtig testete ich die Luft. Ein schwacher Müllgeruch.
    Gut, die Katze war noch nicht zerfallen, aber sie sah auch nicht so aus, als ob sie gleich aufspringen würde. Sie war schmutzig, mit Kaffeesatz gesprenkelt, das Fell struppig und zerdrückt, der Schwanz ein armseliger Fetzen. Eins der Hinterbeine war unbequem unter dem Bauch verdreht. Augen und Schnauze standen ein wenig offen. Sie wirkte viel kleiner, als ich sie in Erinnerung hatte, irgendwie platt. Die Schulterknochen ragten deutlich hervor, und der Bruch des Rückgrats hob sich in der unnatürlichen Linie der Wirbel hervor. Das Blut um die Nase war zu kleinen dunklen Kristallen geronnen, die in den kalten Härchen hingen.
    Â»Jesus«, sagte ich. Beklommen dachte ich an religiöse Bilder, mit ihrer penetranten Detailbesessenheit in der Darstellung des Leidens Christi oder der Märtyrerqualen. Mit dem toten Ding vor mir konnte ich diese sadistische Pedanterie besser verstehen. All die grotesken Details – die hervorstehende Schulter, die Unzulänglichkeit des Fells, das die graue, papierene Haut darunter nicht mehr verbergen konnte –, all diese augenfälligen Merkmale der Zerstörung erschwerten den Blick auf das Wesentliche.
    Wahrscheinlich war die Putzfrau am Auffangkübel des Müllschluckers gewesen – eine Vorstellung, die ich mir lieber nicht weiter ausmalen wollte –, um die Katze herauszufischen. Dann hatte sie sie in Zeitungspapier gewickelt und sie mir hierhin drapiert. Warum? Um mir eins auszuwischen? Oder weil diese Art von Müll nicht in den Müllschlucker gehörte? Wenn sie mich des Katzenmordes bezichtigen wollte, wieso machte sie mir dann keine Szene? Stattdessen hatte sie die Leiche einfach abgelegt und war geflüchtet. Normalerweise waren es die Katzen, die den Leuten tote

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