Die nachhaltige Pflege von Holzböden
aber nun war die Chance vertan. Wenn ich noch abwartete, wäre es leichter, ihm weiszumachen, die Katze sei einfach verschwunden. Allerdings wurde die Sache durch das Auftauchen der Hausmeisterin erschwert, sollte sie Oskar hinterbringen, was sie gesehen zu haben glaubte. Doch sie hatte keine Beweise, ich dagegen hatte einige Elemente der Wahrheit auf meiner Seite, und das Wichtigste war, nicht als der Schuldige zu erscheinen. Besser also, ich versuchte gar nicht erst, ihr zuvorzukommen, sondern gäbe mich unbekümmert und überrascht von ihren Anschuldigungen. SchlieÃlich hatte ich mir nichts vorzuwerfen. Die Beseitigung des Kadavers war eine Frage der Hygiene, das würde Oskar sicher verstehen. Ich stand mit sauberen Händen da.
Das Missliche an der Sache war nur, dass meine Unschuld so wenig fassbar war. Kaum sah ich genauer hin, war sie mir wieder entschlüpft. Alle Fakten waren unstet, instabil.
Ein leises, emsiges Schmatzen lieà mich aufhorchen. Es war die Katze, die in der Küche fraÃ, ganz für sich allein.
SECHSTER TAG
Eine Tür schlug zu. Die Wohnungstür, dem Klirren der Sicherheitskette nach zu schlieÃen. Meine Sinne lösten sich aus der Benommenheit, die knisternde Rückkehr zur Farbe nach dem GleiÃen eines Blitzlichts. Eine sterbende weiÃorange Sonne. Nein, nicht sterbend, sondern heller, selbstgerechter Morgen.
Die Katze und ich sahen auf, dann sah ich die Katze an. Sie lag am FuÃende wie eine wachende Sphinx. Am Abend zuvor hatte ich ihr Gelegenheit gegeben, auf Streifzug zu gehen, aber statt sofort zu verschwinden, hatte sie auf eine Weise gezögert, die mich tief verunsicherte. Müde und betrunken hatte ich beschlossen, sie drin zu lassen. Und hier waren wir nun beide.
Und noch jemand. Irgendwer war in der Wohnung. Sicher die Putzfrau, und der Gedanke widerte mich an. Hatte es schon mal einen Moment gegeben, in dem wir uns stressfrei begegnet waren? Nein â jedes Mal, wenn ich sie sah, hatte ich mich schrecklich gefühlt. Erstarrt wartete ich auf das nächste Geräusch, aber es kam keins. Die Zimmertür stand einen Spalt offen. Ein Streifen vom stillen Flur war zu sehen.
Ich schlug die Decke zurück, schlich barfuà zur Tür und horchte. Die Stille sirrte mir in den Ohren. Keine absolute Stille â da war das unentwegte Atmen der Stadt. Doch in der Wohnung regte sich nichts. Die Stille war raumgreifend, sickerte ins Schlafzimmer wie Trockeneis.
Die Katze auf dem Bett hatte die Augen meditativ geschlossen. Dann öffnete sie sie plötzlich, stand auf, sprang vom Bett und lief zur Balkontür, strich am Türrahmen hin und her.
Ãber die kalten Holzdielen tappte ich zu ihr hinüber.
»Willst du kein Frühstück?«, fragte ich leise. »Keine leckeren Dosenhäppchen?«
Sie sah fordernd zu mir auf. Ich drehte die schmiedeeisernen Griffe der Fenstertür, die sich, etwas verquollen, gegen das Ãffnen sperrte und in meiner Hand vibrierte. Die Katze sprang auf die Balkonbrüstung und schlüpfte hinüber â zuerst dachte ich, sie spränge mit einem Satz die zwei Stockwerke hinab. Ich beugte mich vor und sah, dass sie auf einem Sims gelandet war, der sich zwischen den Stockwerken hinzog. Von dort aus sprang sie auf den Balkon direkt unterhalb und dann auf den Windfang des Hauseingangs.
Der frische Windzug machte mir bewusst, dass ich nur mit Boxershorts bekleidet auf dem Balkon stand. Prompt meinte ich schon, entrüstetes Frauengeschrei und Sirenen zu hören. Ein Paar Schuhe stand auch noch da, dasjenige, das im Regen durchweicht worden war. Ich duckte mich zurück ins Zimmer und zog die Hose an, die verknittert am Boden lag, und die Socken, die aus den Hosenbeinen fielen. Dann probierte ich die Schuhe an. Sie waren trocken.
Jetzt erinnerte ich mich deutlich an den Vorabend. Ich hatte getrunken, das schon, aber moderat im Vergleich zum Abend davor. Ich hatte auf dem Sofa gesessen, CNN geguckt, Wein genippt und Reste aus dem Kühlschrank verputzt. Die Katze hatte neben mir gelegen, auf der Seite, und ihr Katzenlächeln gelächelt. Vergangene Ereignisse fügten sich jetzt zu einem überschaubaren Ablauf zusammen. Es hatte zwei Katzen gegeben. Eine hatte eine weiÃe Schwanzspitze, die andere nicht. Eine war die aktive, unternehmungslustige gewesen, die gerne mit Korken spielte und Wein schleckte; die andere war braver, träger. Erst jetzt, nachdem eine tot war, erkannte
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