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Die nachhaltige Pflege von Holzböden

Die nachhaltige Pflege von Holzböden

Titel: Die nachhaltige Pflege von Holzböden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Wiles
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war Vorsicht geboten. »Ihr beide seid ziemlich verschieden«, sagte ich. »Eure Beziehung hat mich überrascht, und eure Heirat erst recht. Manchmal geht es gut, und manchmal eben nicht.«
    Â»Aber du mochtest sie nicht.«
    Ich tastete mich vorsichtig näher. »Na ja, sie war ganz schön kratzbürstig zu mir.«
    Â»Stimmt«, nickte Oskar. »Sie kümmert sich nicht sonderlich darum, was andere Leute denken.«
    Das brachte mich zum Schmunzeln. »Du kannst selber manchmal ziemlich direkt sein, Oskar. Anderer Leute Gefühle sind dir doch auch nicht so wichtig.«
    Oskar starrte in sein Glas. Er wirkte nicht gekränkt. »Ich weiß, ich bin gerne offen. Es wird allgemein zu viel Mist geredet. Vielleicht bin ich ein Pharisäer. Ich stelle sehr hohe Ansprüche an mich und meine Arbeit. Und ich stelle hohe Ansprüche an andere. Aber nicht übertrieben hohe, denke ich.«
    Â»Deine Ansprüche sind tatsächlich sehr hoch, Oskar«, sagte ich. »Das ist an sich ja nichts Verwerfliches, aber es scheint dich nur unglücklich zu machen. Vielleicht solltest du sie ein bisschen runterschrauben.« Ich nahm einen tiefen Schluck von meinem Bier. Oskar sah mich nicht an. »Also«, fuhr ich fort, »mein Angebot steht. Wenn du mal reden willst, ruf mich ruhig an. Du weißt ja, wo du mich erreichen kannst.«
    Tiefe Trostlosigkeit überschattete Oskars Miene. Es war, als würden ihre Konturen verschwimmen. Er sah blass aus. Wieder krampfte sich mir der Magen zusammen. Wein jetzt bloß nicht, beschwor ich ihn stumm.
    Ich weinte. Wozu weinen? Aber was gab es sonst zu tun? Die Katze war fort, und ich fand keinen innerlichen Zugang zu dem seltsamen Pendel aus Fell und Knochen, das ich in den Müllschlucker geschmissen hatte. Doch die andere Katze blickte mich an, mit einem fragenden Glitzern in den Augen. Die Vorstellung, dass sie sich einsam fühlen könnte, erschien mir unendlich tragisch. Meine Augen brannten, die Kehle war mir wie zugeschnürt. Die Tränen brachten die wohlige Versuchung mit sich, einfach loszulassen und abzuwarten, wo es mich hinschwemmen würde. Aber ich riss mich zusammen und überwand die Gefühlsaufwallung.
    Die Katze, die sich von der Trauer nicht den Appetit hatte verderben lassen, holte sich schon Happen von dem Futter, bevor das Schälchen auf dem Boden stand. Mir war immer noch wacklig zumute, also schenkte ich mir das Glas voll und begab mich zum Sofa. Im Vorbeigehen stellte ich fest, dass der Boden getrocknet war und der Fleck genauso unübersehbar leuchtete wie zuvor.
    Durch die Fenster sah ich die Häuser auf der anderen Straßenseite im warmen, schrägen Licht der Nachmittagssonne dösen, hinter grauen Netzgardinen, die sich nie bewegten, als wären sie dort vor Urzeiten von einem längst verschollenen Volk aufgehängt worden. Ich versuchte mir auszumalen, was jenseits der Stadt liegen mochte – weich gewellte Ebenen, Buckelberge, die von rostigen Skiliften aufrecht gehalten wurden, dumpf knarzende Wälder? An der Westküste der USA wäre es jetzt erst Morgen. Was Oskar wohl gerade machte? Überlegte er, ob er anrufen sollte? Sofort erschien mir das Telefon hier in der Wohnung wie eine Zeitbombe. Ich stellte ihn mir vor, wie er (zu dünnen) schwarzen Kaffee trinkend bei einem Teller Obst vom Frühstücksbuffet saß, im penetrant süßen Duft von Pfannkuchen mit Ahornsirup … Ich versuchte, mich an den Geruch zu erinnern, und prompt fiel mir das Bienenwachs wieder ein und der Korb voll vielversprechender Putzmittel.
    Solange Oskar nichts von der Katze und dem Wein wusste, hatte ich noch ein paar Würfel im Becher. So gesehen war die Katze gar nicht tot, bis er es erfuhr, und der Moment der Wahrheit konnte aufgeschoben werden, bis ich mich bemüht hatte, den Boden wieder in Ordnung zu bringen. Sollte das gelingen, war immer noch Zeit, an irgendeine Wiedergutmachung für den Tod der Katze zu denken, der dann wie eine einzelne Tragödie aussehen würde, nicht, als wäre er Teil einer Zerstörungskampagne. Für den Boden gab es Mittel und Wege, doch wenn ich Oskar jetzt von der Katze erzählte, müsste ich auch das Piano erwähnen und folglich auch das Weindebakel. Und wie sollte ich ihm das Ganze beichten, ohne zu offenbaren, dass ich keine Ahnung hatte, welche Katze welche war – bei seinem letzten Anruf hätte ich noch danach fragen können,

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