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Die nachhaltige Pflege von Holzböden

Die nachhaltige Pflege von Holzböden

Titel: Die nachhaltige Pflege von Holzböden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Wiles
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Anwendung Gummihandschuhe. Zum Schluss neutralisieren Sie die Säure mit Haushaltsessig.
    Novack, du herrlicher kalifornischer Spinner, du hast’s voll drauf. Dieser Vorschlag ersparte einem den Trip zum Baumarkt, es reichte schon ein Blick ins Periodensystem. Oxalsäure – das war die Art von unverfälschter Substanz, die mir Vertrauen einflößte. Mit neuer Zuversicht griff ich mir das braune Giftfläschchen aus Oskars Putzmittelkorb und warf einen Blick auf das Etikett – Oxalsäurekristalle.
    Früher einmal hätte ich an diesem Punkt wohl den einen oder anderen Gedanken an die Umwelt verschwendet. Der Ozean oder die Wasserpflanzen hätten sich selbstsüchtig in den Vordergrund gedrängt. Jetzt aber nicht mehr. Wenn ich einen Knopf hätte drücken können, der gleichzeitig jeden Fleck auf dem Boden und jeden lebenden Panda auslöschen würde, hätte ich ihn ohne Zögern gedrückt. Mir war es sehr ernst mit der Säuberung des Bodens.
    In Gummihandschuhen fertigte ich die empfohlene Lösung an und goss sie auf ein neues Spültuch aus dem Schrank. Dann drückte ich das Tuch fest zusammengeknüllt auf den Fleck, um möglichst wenig unbeschädigten Boden mit der Säure in Berührung zu bringen. Es gab kein dramatisches Zischen oder Flammenzüngeln, keinen beißenden Geruch – der Boden sah aus wie vorher, nur mit einem zerknautschten blauen Lappen drauf. Ich nippte vorsichtig am Wein und sah auf die Uhr. Inzwischen war es Abend geworden. Eine Stunde schien wie eine lange Zeit, die bleierne Wartezeit zwischen mehreren Gängen zum Herd, um ein kompliziertes Supermarktcurry aufzuwärmen.
    Ich spülte die Handschuhe unterm Wasserhahn ab, zog sie aus und ging in die Vorratskammer, um nach dem Essig zu suchen. Als ich kurz darauf mit der passenden Flasche wiederkam, sah irgendetwas nicht ganz so aus, wie es sein sollte.
    Ich kniete mich hin und sah mir das Tuch am Boden an. Es hatte ein schlichtes blaues Karomuster, wie jedes Spültuch, das ich je gesehen hatte. Aber das Muster hatte sich verändert. Die Streifen sahen seltsam verschwommen aus, und der Schatten am Rand des Tuchs war kein Schatten mehr, sondern ein Ring aus blauer Farbe. Der verdammte Lappen färbte auf den Boden darunter ab.
    Â»Scheiße!«, schrie ich. »Scheiße! Scheiße!« Schon zuckte meine Hand vor, um das Tuch vom Boden zu reißen, als mir die Säure wieder einfiel. In fliegender Hast zog ich die Handschuhe an, schnappte mir das Tuch, schmiss es in die Spüle und drehte den Wasserhahn auf.
    Auf dem Boden prangte ein marmorierter blauer Kreis, außen dunkler als innen, wo der Überrest des Weinflecks immer noch zu sehen war. Wieder spülte ich mir die Hände ab und zog die Handschuhe aus. Essig, Essig, jetzt musste dringend Essig her. Die Verschlusskappe saß stramm; meine Finger schienen alle Kraft verloren zu haben. Die Flasche rutschte mir fast aus der Hand. Ich hielt sie krampfhaft umklammert, während ich ihren Inhalt über die blaue Lagune schüttete. Hellblau überschwemmte es die Dielen. Fluchend feuchtete ich ein weiteres Spültuch an und wischte die ganze Sauerei auf.
    Was auf dem nassen Boden zurückblieb, war ein bläulicher Fleck von der Größe eines Untersetzers, anstatt eines fast schon verblichenen rosa Schattens, nicht größer als ein Daumennagel. Mit benommenem Interesse registrierte ich die vielen Eigenschaften dieser neuen blauen Präsenz im Raum – ihr dunklerer Rand wie bei einer Qualle, das blaufleckige Innere, wo die Farbe in das frisch gescheuerte Holz eingesickert war, und das violette Mal in der Mitte, wo das Blau den rötlichen Weinfleck überlagerte, den die Säure noch nicht hatte auflösen können. An manchen Stellen konnte man sogar das Gittermuster des Spültuchs erkennen, das sich auf den Boden übertragen hatte.
    Novack, dachte ich, du Mistkerl, warum hast du mich nicht gewarnt? Das hatte er natürlich – schließlich hatte er eigens betont, dass es ein weißes Tuch sein sollte, nur nicht erklärt, weshalb das wichtig war. Der Boden musste noch mal geschrubbt und mit Sandpapier bearbeitet werden – diesmal auf einer größeren Fläche –, dann noch mal mit Säure behandelt, und endlich, wenn kein weiteres Missgeschick mehr passierte, käme dann noch Wachsen und Polieren. Der Abend würde lang werden. Ein Glück, dass ich

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