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Die nachhaltige Pflege von Holzböden

Die nachhaltige Pflege von Holzböden

Titel: Die nachhaltige Pflege von Holzböden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Wiles
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begann der Blutstropfen zu wachsen, schwoll schnell zu einer schwarzen Perle an, die als Kopf einer scharlachroten Spur zur Ferse rollte, in Richtung Boden. Noch ehe ich sie auffangen konnte, löste sie sich und zerplatzte auf dem Holz – eine perfekte rote Sonne.
    Mein Fuß blutete heftiger – mehr und mehr Tropfen quollen hervor, um dem Pionier zu folgen, der schon entkommen war. Ich presste die Hand auf die schmerzende Fußsohle, konnte die Wunde aber nicht ganz abdecken, da ich ja noch den Splitter zwischen Daumen und Zeigefinger hielt. Das Blut quoll mir durch die Finger, füllte die Linien und Falten meiner Hand.
    Ich musste weg vom Boden. Der Gedanke war so absurd, dass ich fast auflachte, doch es reichte nur zu einem erstickten Geräusch. Wie kommt man vom Boden weg? Ich konnte mich ja nicht mal mehr rühren. Wenn ich auftrat, würde ich Blut in die Bodendielen treten. Hilflos stand ich auf einem Bein, in der unentspanntesten Yogastellung der Welt.
    Das Badezimmer. Der Fliesenboden des Badezimmers. Da musste ich hin. Da würde es fließendes Wasser und Pflaster geben und keinerlei Fleckenrisiko. Aber wie sollte ich durch den Flur und das Schlafzimmer kommen, wo ich doch keinen einzigen Schritt machen konnte? Ich erinnerte mich an den tollen, über die Schwerkraft triumphierenden Sprint der Katzen quer über die Flurwand. Sie kamen auch ohne den Boden aus. Mir aber blieb nichts anderes übrig, als auf einem Bein zu hüpfen.
    Nach drei Hüpfern hatte ich den Flur erreicht, aber die Nachteile dieser Art der Fortbewegung machten sich immer deutlicher bemerkbar. Mit dem Fuß in der Hand war es schier unmöglich, die Balance zu halten. Und bei jedem Hüpfer drohte das Blut herauszulaufen, das sich unter meinen Fingern sammelte. Beim dritten Hüpfer fiel ein Tropfen; beim vierten fiel ich fast selbst. Meine Arme schossen vor, um das Gleichgewicht wiederzufinden, und die blutbeschmierte Hand hinterließ eine Spur auf Oskars weißer Wand, während mein verletzter Fuß in seiner eigenen Blutspur ausrutschte. Vor Schmerz stöhnte ich auf.
    Geschwindigkeit, sagte ich mir, war in diesem Fall wichtiger als Vorsicht. Auf der Ferse auftretend, humpelte ich unbeholfen zum Bad. Endlich dort angekommen, konnte ich dankbar auf die kalten Fliesen treten, ganz egal, was für Abdrücke es gab. Im Neonlicht wirkte die kleine Wunde jämmerlich – unfassbar, dass so viel Blut aus einem so kleinen Schnitt austreten konnte. Natürlich war Oskar bestens mit antiseptischen Tinkturen und Pflastern ausgestattet. Ich verarztete mich schnell mit beidem und hinkte durch den Flur zurück, einen feuchten Lappen in der Hand, um mich den Blutflecken zu widmen.
    Auf dem Schlafzimmerboden gab es ein paar kleinere Streifen, die sich, da frisch, mühelos wegwischen ließen. Der Flur war schon gruseliger – Tatort-gruselig. Sowohl der Fußabdruck auf dem Boden, als auch der halbe Handabdruck an der Wand hinterließen gelblich braune Spuren, nachdem ich mit dem Lappen drübergegangen war. Der Fußabdruck war unauffällig genug, dass man ihn übersehen konnte – er verschwamm praktisch mit der Maserung. Aber die Spur der Hand hob sich deutlich, fast in Augenhöhe, von Oskars reinweißer Wand ab: ein klarer Abdruck des kleinen Fingers und des Ringfingers über einer breiten Schleifspur meiner Handkante. Alles Wiedererkennbare zieht den Blick auf sich, und das hier war deutlich als Teil einer Hand zu erkennen. Die beiden Tropfen, die in der Küche hervorgequollen waren, hatten ebenfalls Flecken hinterlassen.
    Während ich den Lappen im Bad ausspülte, sah ich den Glassplitter in der Seifenschale liegen. Er war immer noch blutbeschmiert – mit meinem Blut. Wie hatte er sich überhaupt derartig in meinen Fuß bohren können? Er hatte doch einfach nur am Boden gelegen. Sicher hätte ich mich daran schneiden können, aber warum gleich so tief? Hatte der Splitter irgendwie senkrecht gestanden, vielleicht aus einer Ritze im Boden geragt? Ein Anflug von Paranoia streifte mich mit dem Gedanken, dass es der Boden selbst war, der zornig, rachedurstig nach Blut verlangte. Ich wickelte den Splitter in Klopapier und warf ihn in den Müll. Zur Sicherheit zog ich dann erst mal Socken und Schuhe an.
    Zurück in der Küche, trat ich ganz vorsichtig auf, in der Erwartung, bei jedem Schritt das Knirschen von Glas zu hören. Ich erinnerte mich an eine

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