Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die nachhaltige Pflege von Holzböden

Die nachhaltige Pflege von Holzböden

Titel: Die nachhaltige Pflege von Holzböden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Wiles
Vom Netzwerk:
Vielleicht gelingt es Dir. Doch ich schreibe diesen Brief, weil ich es für möglich halte, dass Dir ein Missgeschick passiert, also schraube ich wohl schon meine Erwartungen herab. Vielleicht ist es ein Test.
    Im Buch gibt es Reparaturanweisungen, aber ruf mich auf jeden Fall vorher an.
    Dein Freund Oskar.
    Hatte Oskar sie nicht mehr alle? Die Botschaft war vor mehr als einer Woche verfasst worden. Ich versuchte ihn mir in der Wohnung vorzustellen, ein oder zwei Tage, bevor er nach Kalifornien aufbrach, um von Scheidungsanwälten gedemütigt und vielleicht auch ruiniert zu werden. Seine schöne Wohnung, seine vollkommene Zuflucht, hatte er in der Obhut von jemandem zurücklassen müssen, dem er nicht vertraute, und so hatte er sich alle möglichen Katastrophenszenarien ausgemalt und Anweisungen ersonnen, wie man sie zu verhindern oder damit umzugehen hätte. Er wollte die Dinge unter Kontrolle halten. Wie lange hatte er gebraucht, um das alles zu Papier zu bringen? Einen Tag? Zwei? Ich hatte Dutzende von Zetteln gefunden, und es gab sicher noch mehr davon.
    Ich drehte den Zettel um, in der Absicht, mit dem Buch anzufangen, und fand noch mehr Text auf der Rückseite.
    Wenn irgendwas schiefgeht, kann man es bis zu dem Moment zurückverfolgen, an dem es anders hätte laufen können, wo ein Wort oder Schweigen oder Agieren oder Stillhalten alles hätte ändern können.
    Ich denke jetzt an die Böden und an dieses Buch.
    Dieses Buch ist voller Tipps, wie man Dinge »korrigieren« könnte, die schiefgelaufen sind, aber das stimmt alles nicht. Richtig ist vielmehr: »Tu von vornherein nicht das Falsche.« Wenn die falsche Taste auf dem Klavier angeschlagen worden ist, kann man es nicht mehr »korrigieren« – man kann sie nicht mehr un-angeschlagen machen. Man wird es immer merken.
    Das war alles – kein Gruß, keine Unterschrift. Nachdem ich mir ein Glas Mineralwasser eingeschenkt hatte, nahm ich das Buch mit aufs Sofa. Neben mir prangten die Kratzspuren der verstorbenen Katze. Waren sie wirklich von der toten Katze oder von der lebenden? Die war noch nicht wieder aufgetaucht – sie musste doch hungrig sein? Der Tag ging schon zur Neige, und am Boden hatten sich die Rauten aus Licht, das durch die hohen Fenster fiel, zu langen, spitzen Dreiecken verengt.
    Wieder schlug ich das Buch auf, nahm Oskars Brief heraus und legte ihn auf den Couchtisch. Die Einleitung war in großer, angenehmer Type gedruckt und mit einem Foto des Autors geschmückt, auch er eine große, angenehme Type, entspannt auf einem seidig schimmernden Boden hockend, der perfekt mit seinen goldenen Locken harmonierte.
    Holz, so stand da zu lesen, ist ein magisches Material. Und munter-launig ging es weiter.
    Anders als andere Bodenmaterialien hat echtes Holz ein echtes Eigenleben. Buchstäblich gelebt hat es einmal als Baum, bevor es zu Ihrem Boden wurde. Wenn Sie einen Holzboden aussuchen, bringen Sie etwas von diesem Leben in Ihr Zuhause. Als Handwerker kann ich Ihnen versichern, dass kein anderes Material so flexibel in der Bearbeitung ist und so angenehm zu handhaben. Jeder Baum, und jedes Stück Holz, ist einzigartig. Und jeder Holzboden erzählt seine eigene Geschichte. Sachgerecht gepflegt, wird Ihr Holzboden Ihnen jahrzehntelang Freude machen und ein Schatz sein, den Sie an die nächste Generation weitergeben.
    Das ist der Schlüssel zur größtmöglichen Freude an Ihrem Holzboden: Pflege. Sie sollten Ihren Holzboden pflegen, wie Sie ein kostbares Möbelstück pflegen würden – vielleicht das wichtigste, das Sie besitzen. Behandeln Sie den Boden liebevoll, und er wird vor Liebe strahlen.
    Oskars Boden war sicher wunderschön, aber strahlte er vor Liebe? Ich widerstand dem Impuls, zu dem Weinfleck am Sofa hinzusehen, und betrachtete die makellose Bodenfläche vor dem Bücherregal. Ein Hauch von Wachspolitur ließ das blasse Holz schimmern und hob die zarte Struktur der Maserung hervor. Wenn es Liebe ausstrahlte, dann auf einer Wellenlänge, die nur höher entwickelten Naturen zugänglich war. Atavistische Gewaltfantasien schwirrten mir durch den Kopf. Wie destruktiv konnte ich sein? Wie viel Tinte gab es in der Wohnung? Wein gab es genug, aber den brauchte ich selber. Wenn das Holz so schlecht vor Flecken geschützt war, dann war es wohl erst recht nicht feuerfest? Ich konnte natürlich auch einfach abreisen. Ich dachte an den Flughafen,

Weitere Kostenlose Bücher