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Die Nacht Der Jaegerin

Die Nacht Der Jaegerin

Titel: Die Nacht Der Jaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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die merkwürdige Atmosphäre dieser ganzen Region in diesem quadratischen Raum konzentriert. Und als Danny weiterredete, kamen ihr seine Worte zunächst genauso surreal vor.
    «Ich ... hm ... ich hatte früher dieses Album, wissen Sie. In meinen Folk-Zeiten.»
    «Wie bitte?»
    «Fairport Convention», sagte Danny. Sein Haar hing ihm ins Gesicht wie Seegras über einen Felsen. «
Babbacombe Lee.
Damals hat Dave Swarbrick für sie die Texte geschrieben. Das war vermutlich vor Ihrer Zeit.»
    «Nein», sagte Merrily. «Ich ... ich erinnere mich an den Song.»
    Sie starrte Danny an, wie er in seinem flaschengrünen Arbeitsoverall vor ihr stand. Der Hund begann zu fiepen. Im Feuer verrutschte ein Holzscheit.
    «O Gott», flüsterte Merrily. «John Babbacombe Lee, der Mann, den sie nicht ...»
    Danny sah sie hilflos und gequält an. Er hatte geweint. «Hängen», sagte er. «Der Mann, den sie nicht hängen konnten.» Er deutete auf den Mann, der auf dem Stuhl saß. «Und das ... das ist Jeremy Berrows, der Mann, der sich nicht erhängen konnte. Der dumme Kerl.»

32  Partyspaß
     
    «Aber es geht ihm gut, oder?» Jane klang verloren, weit weg. «Er wird doch nicht sterben?»
    «Nicht, wenn er die Finger von dem Strick lässt», sagte Lol.
    «Lol ...
warum
? Warum wollte er das tun?»
    Jeremy Berrows. Ein freundlicher, harmloser Typ, hatte Merrily gesagt, als sie Lol angerufen hatte, um ihm zu sagen, dass es spät werden konnte. Es gab da Dinge, die nicht zusammenpassten. Dinge, in denen nicht einmal Gomer einen Sinn entdecken konnte.
    «War das so eine Art Hilferuf?»
    «Ich glaube nicht, dass man ausgerechnet so was macht, wenn man rechtzeitig gefunden werden will», sagte Lol. «Aber behalt die Sache erst mal für dich, ja?»
    «Warum ist Mom überhaupt hingefahren? Warum wollte Gomer unbedingt, dass sie mitkommt? Ich muss mit ihr reden.»
    «Wenn du das wirklich willst, gehst du am besten davon aus, dass sie schon ziemlich viel weiß. Du kommst also nicht damit durch, wenn du noch irgendwas verheimlichst.»
    «Warum, was weiß sie denn zum Beispiel?»
    «Von der
White Company.
»
    «O nein, wer hat ihr das erzählt? Weiß sie über den Dokumentarfilm Bescheid?»
    Lol sagte nichts.
    «Lol, es war doch nur ... ich schwöre ... Ben und dieser Antony drehen einen Fernsehbeitrag über Conan Doyle und den Spiritismus, und Antony hat mir eine Videokamera gegeben. Er wollte, dass
ich
ein paar Sachen filme, während er nicht da ist. Diese Chance wollte ich mir natürlich nicht versauen, bloß weil da ein paar Spiritisten dabei sind. Das konnte ich doch nicht, oder?»
    «Nein, das konntest du nicht.»
    «Nur, dass eine Menge davon nicht stimmte. Ich war total naiv. Sie haben mich reingelegt. Ich bin wirklich viel zu gutgläubig, und ich wünschte, ich wäre nie hierhergekommen. Okay?»
    «Wenn ich Zeit habe, bemitleide ich dich ein bisschen», sagte Lol, «aber könntest du mir vorher noch was über das Stanner-Projekt erzählen?»
    Sie schwieg so lange, dass Lol befürchtete, die Verbindung sei zusammengebrochen.
    «O Scheiße, du weißt wirklich alles», sagte Jane.
     
    Merrily folgte Danny Thomas in die Küche und zog die Tür hinter sich zu.
    «Haben Sie einen Arzt gerufen?»
    Danny zischte verächtlich. «Wie könnte ein Arzt bei
seinem
Leiden wohl helfen?»
    Er setzte sich halb auf den Küchentisch. Als Merrily das Licht anmachte, schaltete er es wieder aus, als gäbe es etwas, das in Dunkelheit gehalten werden müsse. Nur in einer kleinen Sturmlampe züngelte ein Flämmchen. Das war die Lampe, die auf einem Sims in der Scheune gestanden hatte, als Danny hineingestürmt war. Und als er etwas vor sich hatte, was ihn an seine früheren Horrortrips erinnerte, wenn er auf Acid gewesen war.
    «Ich hab gedacht, es wäre zu spät. Die Tiere hatten den reinsten Klagechor angestimmt.»
    Und Jeremy Berrows hatte in dem fahlen Licht der Sturmlampe gebaumelt.
    Danny hatte gebrüllt vor Qual und Wut.
    Und Jeremy, der Danny im Eingang stehen sah, hatte begonnen zu zucken und sich zu winden, und Danny aus hervorquellenden Augen angestarrt. «Damit hat er versucht, es endlich zu Ende zu bringen, verdammt nochmal!»
    Dann hatte Danny sein Taschenmesser herausgefummelt, war auf die Heuballen gestiegen und hatte wie verrückt an dem öligen Strick herumgesäbelt.
    Ein Glück, dass Jeremy ziemlich altmodisch war, was Seile und Stricke anging: Nylon kam ihm nicht ins Haus.
    «Der Strick hat sich unter seinem Gewicht gedehnt,

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