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Die Nacht Der Jaegerin

Die Nacht Der Jaegerin

Titel: Die Nacht Der Jaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Unsinn.
Aber das Schicksal wollen sie trotzdem nich rausfordern.»
    «Aber jetzt ist doch die Vaughan-Sippe schon lange ausgestorben ...»
    «Das Schicksal rausfordern», murmelte Gomer beinahe wütend, «das macht man einfach nich.»
    «Gomer, eins müssen Sie mir sagen: Sehen Sie irgendeine Verbindung zwischen dieser Legende von dem Hund von Hergest und der Sache, von der Sie mir kürzlich erzählt haben? Sie wissen schon, dass bei Sebbie Dacre Schafe gerissen werden.»
    Gomer gab einen Grunzlaut von sich. «War’s denn so?»
    «War was so?»
    «Sind wirklich Schafe gerissen worden? Ich hab von keinen anderen gehört. Nur Dacre sagt, bei ihm wärn Schafe gerissen worn. Und Sebbie ...» Gomer hielt inne und schaltete in den zweiten Gang hinunter. «Und Sebbie dreht grade durch. Aber so richtig. Das is ne Tatsache.»
    «Inwiefern dreht er durch?» Sie wollte genauer Bescheid wissen, bevor sie auf dem Bauernhof ankamen.
    «Säuft zu viel. Macht sich als Friedensrichter lächerlich. Führt sich im Pub auf. Liegt in der Familie, schätz ich. Is alles ... wie heißt das schnell nochma ... genetisch bedingt. Sebbie Dacre, Jagdmeister: Blut un Lärm, das ist die Jagd, das liebt er. Genau wie seine Großmutter. Un mittendrin macht ein kleiner Bauer sein Ding, auf ’ner Insel des Friedens. Kann nich einfach sein. Vielleicht hat Jeremy all das blutrünstige Gelärme immer lauter in seim Kopf gehört, bis er’s irgendwann nich mehr ausgehalten hat.»
    Sie folgten der Umgehungsstraße. Die Scheinwerfer beleuchteten Nadelbäume, auf denen schwer der Schnee lastete.
    «Und auf was haben diese Männer geschossen, Gomer? Wissen Sie das?»
    Merrily war schon oft hier gewesen und wusste, dass sich die Stimmung normalerweise aufhellte, wenn man ins Radnor Valley hinunterfuhr. Nur würden sie heute Abend nicht ins Radnor Valley hinunterfahren.
    «Auf Schatten», sagte Gomer. «Anscheinend ham sie auf Schatten geschossen.»
     
    Zuerst hatte Jane gedacht: Wow, was für ein Plan, was für ein Wagnis,
was für ein Schauspiel.
    Doch Sekunden später war ihr klargeworden, dass sich die Chancerys nichts Schwachsinnigeres hätten einfallen lassen können.
    Es waren erwachsene Menschen gewesen, vermögende, angesehene Leute, und sie hatten sich wie unverantwortliche Kinder aufgeführt.
    Jane setzte sich in ihrem Zimmer auf die Bettkante und sah zum Fenster hinüber, immer noch das Bild von Leonard Parsonage vor Augen, wie er schließlich das Wort
Exorzismus
aussprach.
    Jane schauderte. Und als sie dort im Dunkeln saß, rief sie endlich zu Hause an.
    Sie hatte sich nicht im Einzelnen überlegt, was sie sagen wollte. Sie war ziemlich sicher, dass sie Mom auf ihre Seite ziehen konnte. Immerhin war es eine Tatsache, dass – wenn sie
nicht
den Mund gehalten und eine Information nach der anderen aufgeschnappt hätte – kein Außenstehender je das ganze Ausmaß dieser Geschichte erfahren hätte, und dass ...
    «Knight’s Frome ... Entschuldigung, Pfarrhaus von Ledwardine.»
    Jane war einen Moment lang sprachlos vor Überraschung.
    «Lol?»
, sagte sie dann. «Bist du das?»
    «Jane!»
    «Was machst du denn im Pfarrhaus?» Kaum war man mal nicht da, verabredeten sich Mom und Lol zum heimlichen Rendezvous!
    «Nichts Besonderes.» Das klang nicht sehr fröhlich.
    «Bist du eingeschneit?»
    «So ungefähr.»
    «Zusammen mit Mom?»
    «Schön wär’s», sagte Lol.
     
    Sobald Merrily in
The Nant
das Wohnzimmer betrat, traf sie der Blick von Jesus, dessen duldendes, freudloses Lächeln zu sagen schien:
Wenn das doch alles schon vorbei wäre.
Das Bild war nicht so berühmt wie
Das Licht der Welt
, das in der Eingangshalle ihres Pfarrhauses hing, aber es war ebenso wenig geeignet, irgendwelche Hoffnungen zu verbreiten.
    Der Zufahrtsweg war frei gewesen. Gomer hatte bis fast ans Bauernhaus heranfahren können, wo auch Dannys Traktor stand.
    Merrily blieb stehen. Als Nächstes fiel ihr der Hund auf. Ein Hirtenhund, mehr schwarz als weiß. Der Hund hatte seinen Kopf auf die Knie eines Mannes gelegt, der auf einem Holzstuhl saß. Der Mann starrte auf den Boden. Hinter ihm loderte hell das Feuer im Kamin und vergoldete so ziemlich alles, was sich im Raum befand, bis auf das Jesusbild.
    Gomer schob Merrily sanft weiter ins Zimmer hinein, und Danny erhob sich von irgendwo.
    «Mrs. Watkins ... Danke, dass Sie gekommen sind.»
    Jetzt, wo sie da war, wusste sie nicht, was sie sagen sollte, wie sie mit dieser Situation umgehen sollte. Es war, als wäre

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