Die Nacht Der Jaegerin

Titel: Die Nacht Der Jaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman

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verstehen Sie? Also haben seine Füße den obersten Heuballen erreicht, ohne dass er es noch mitgekriegt hat. Hat sich bloß gewundert, warum es so lange dauert.»
    «Hat er danach irgendetwas gesagt?»
    Danny schüttelte den Kopf. Er hatte Jeremy aufgefangen, nachdem er den Strick durchgeschnitten hatte, und ihn auf das Heu gelegt, wo Jeremy dann vor sich hin gekeucht hatte, wie eine abgestürzte Krähe, mit einem roten Ring um den Hals, der sich langsam dunkler färbte. Lange Minuten waren vergangen, bevor sich Jeremy von Danny aufhelfen und ins Haus führen ließ.
    «Kann er überhaupt sprechen?»
    «Der kann ja kaum den Kopf bewegen.» Danny rieb sich die Hände, als würde er sie unter einem Wasserhahn waschen. «Ich kann nichts weiter für ihn tun, Frau Pfarrer.» Er sah sie direkt an. «Oder?»
    «Gibt es hier irgendwo ein Medizinschränkchen oder einen Erste-Hilfe-Kasten?»
    «Das ist nicht die Art Erste Hilfe, die er braucht.»
    «Es wäre gut, wenn er sprechen könnte. Ist Natalie benachrichtigt worden?»
    «Wir wissen nicht, wo sie ist. In Stanner ist sie nicht.» Danny stand auf. «Verdammt. War meine Idee, Sie herzuholen, und jetzt weiß ich nicht, was ich Ihnen sagen soll. Ich weiß nicht, was ihn dazu getrieben hat. Bei Jeremy gibt es Sachen, die kein Mensch ergründen kann.»
    «Gomer dachte, er hat vielleicht die Sache mit ... Natalie herausgefunden. Sie wissen schon. In dem Wohnmobil.»
    «Ich konnte es ihm einfach nicht sagen. Ich hatte eine sehr gute Gelegenheit dazu, aber ich konnte es einfach nicht. Und jetzt kann ich ihn wohl kaum danach fragen, oder?» Danny ließ den Kopf hängen. «Aber Sie vielleicht schon.»
    «Danke.»
    «Und dann fragen Sie ihn, wo sie ist.»
    «Natalie?»
    «Ja, fragen Sie ihn, wo sie ist», sagte Danny. «Das wollen wir unbedingt wissen, verstehen Sie?»
    Er klang, als hätte er einen Verdacht, über den er lieber nicht genauer nachdachte.

    «Es ist kaum zu glauben, wie verrückt diese Chancerys waren», sagte Jane zu Lol. «Kennst du die Geschichte von Thomas Vaughan? Dem Black Vaughan?»
    «So ungefähr.»
    «Angeblich hat er ganz Kington terrorisiert. Und zwar nach seinem Tod. Soll die komplette Poltergeist-Show abgezogen haben. Anscheinend hatten die Händler in der Stadt richtig Probleme, weil sich niemand mehr hintraute.»
    «Wann war das?»
    «So fünfzehntes oder sechzehntes Jahrhundert, glaube ich. Wenn es überhaupt wirklich passiert ist. Also haben sie die Kirche zu Hilfe gerufen. Wusstest du das? Zwölf Geistliche haben den Geist in eine Schnupftabaksdose gebannt. Das könnte auch bloß ein bildlicher Ausdruck sein – damit sie es dem einfachen Landvolk erklären konnten, das null Ahnung von irgendwelchen Bewusstseinsstadien hatte, aber eine ungefähre Vorstellung davon, wie eine Schnupftabaksdose aussah.»
    «Und hat es funktioniert?»
    «Bis zu einem gewissen Grad. Es gab jedenfalls keine konkrete Gewalt mehr, nur noch vage Erscheinungen, wie den Hund. Wie zur Warnung, dass er bloß schlief. Vielleicht ... warte mal, ich lege das Telefon kurz weg.»
    Lol hörte Jane herumgehen, dann wurde eine Tür geöffnet und wieder geschlossen.
    «Dachte, da wäre jemand», sagte Jane, als sie wieder am Telefon war. «Hier laufen eine Menge ziemlich gestörte Leute rum.»
    «Wo bist du denn?» Die Jane, die Lol kannte, hätte es genossen, von lauter gestörten Leuten umgeben zu sein.
    «In meinem Zimmer. Wenn es einen Schlüssel an dieser Tür gäbe, würde ich abschließen.
Jeremy
... ich glaub’s einfach nicht.»
    «Alles klar mit dir?»
    «Ja, ich bin bloß nicht sicher, wem ich trauen kann. Lol, wenn du mit Mom redest, sag ihr, wir ... könnten hier sehr gut ein bisschen Unterstützung brauchen. Aber sag ihr, sie soll zuerst anrufen und nicht einfach so auftauchen.»
    «Wer ist ‹wir›?»
    «Amber. Und ich. Alle anderen haben irgendwie ihre Finger im Spiel.»
    Lol vermutete, dass ihm Jane all das niemals erzählt hätte, wenn sie von Ben und Antony nicht so hereingelegt worden wäre.
    «Ben hat von Leonard erfahren, dass Walter Chancery von der Vaughan-Geschichte gehört hat. Besser gesagt seine Frau Bella, und die ist voll auf die Mode mit der Geisteranrufung abgefahren. Das war wahrscheinlich das erste Mal seit Menschengedenken, dass sich die Leute nicht vor dem Übernatürlichen gefürchtet haben. Fast wie der Ursprung der New-Age-Bewegung.»
    «Sie waren eben überzeugt, das Geheimnis des Todes lüften zu können.»
    «Genau. Und als Bella die