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Die Nacht Der Jaegerin

Die Nacht Der Jaegerin

Titel: Die Nacht Der Jaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Ausrüstung hinten im Auto, und er hat mir ein Mikro an die Jacke geklipst, und dann haben wir das Interview in einem Rutsch durchgezogen.»
    Er hätte Brigid genauso gut eine Pistole an den Kopf halten können, dachte Merrily.
    «Ich hab einfach losgequatscht. Er hat mir Fragen gestellt, und ich habe dazu gesagt, was mir als Erstes eingefallen ist. Nur als er nach Mark und Stuart gefragt hat, habe ich ihm erklärt, dazu würde ich nichts sagen. Wir müssen beinahe anderthalb Stunden gedreht haben.»
    «Und Sie mussten ihm versprechen, nichts davon zu erzählen?», sagte Bliss.
    «Er sagte, wir müssten es erst mal geheim halten, sonst würden wir damit nicht mal einen Bruchteil dessen verdienen, was dabei herauskommen könnte. Er sagte, er würde unglaubwürdig, wenn herauskäme, dass er Zeuge des Mordes gewesen ist.»
    «Interessant», sagte Bliss. «Was wird so ein Interview wert sein, Mr. Foley?»
    «Sehr viel. Brigid Parsons ist immer noch ein Garant für Einschaltquoten. Wenn Brigid Parsons mit einem weiteren und genauso ... Entschuldigung ... grässlichen Mord in die Schlagzeilen käme, wäre das eine Riesensache. Eine Mega-Story.»
    «Auch wenn das Interview in einem Auto gedreht wurde?»
    «Das spielt heutzutage keine Rolle mehr. Man kann überall perfekte Qualität drehen. Außerdem wirkt es so authentischer. Wenn er das Material erst mal mit anderen Interviews, alten Nachrichtenbeiträgen und dem Kommentar eines Psychologen aufgepeppt hat ... Ja, das riecht nach viel Geld.
Richtig
viel Geld.»
    Merrily sagte: «Und wie wichtig wäre es, dass Brigid
tatsächlich
einen weiteren Mord begangen hat?»
    «Wie schon gesagt – megawichtig. Der Prozess des Jahres. Kabinettsdebatten darüber, ob Mörder nach ihrer Haftentlassung ständig überwacht werden müssen und so weiter.» Ben sah Brigid an, als könne er immer noch nicht glauben, dass sie eine Mörderin war. «Und genauso wichtig ist, dass sie nicht mehr zur Verfügung steht. Das ist das einzige Interview, das jemand bekommen hat.»
    Bliss sagte: «Ich weiß, was Sie denken, Merrily, aber ...»
    Merrily sah Ben an, der plötzlich verstanden hatte und die Augen aufriss.
    Bliss biss sich auf die Unterlippe, dann sagte er: «Wie erfolgreich ist Mr. Largo eigentlich zurzeit, Ben?»
    «Er ... schien ganz oben zu sein. Andererseits erzählt in dieser Branche niemand dem anderen, wenn es schlecht läuft. Ich weiß eigentlich nicht, wo er momentan in der Hackordnung steht, bin zu lange raus aus dem Geschäft. So lange, dass ich ihm vertraut habe. Dass ich ihn für einen Freund gehalten habe.»
    «Selbst wenn er noch erfolgreich wäre», sagte Merrily, «würde diese Story den Höhepunkt seiner Karriere bilden, oder?»
    «Allerdings», sagte Ben. «Die meisten freien Produzenten würden für so etwas glatt einen M ...» Er strich sich mit beiden Händen die Haare zurück. «Wie man so sagt.»
    Merrily fragte sich, ob Largo gehört hatte, wie Sebbie nach seinem Sturz Zelda Morgan angerufen hatte. Vermutlich nicht. Hatte er überhaupt daran gedacht, dass Sebbies Sturz als Todesursache ausgeschlossen werden könnte? Und wenn, wäre Sebbie dann noch am Leben? Oder wäre er das Risiko so oder so eingegangen? Sie war eine berüchtigte und verurteilte Mörderin. Wer würde ihr glauben, wenn sie leugnete?
    Merrily wartete auf Bliss’ nächste Frage, aber Bliss starrte nur zum Fenster und kaute dabei wieder auf seiner Unterlippe herum.
    «Was hat Largo wohl gedacht?», fragte sie Ben Foley. «Er wartet in seinem Auto, sagen wir dort, wo der alte Steinbruch anfängt. Er hat Brigid auf das Felsplateau fahren sehen. Er hat einen Land Rover gesehen, der denselben Weg genommen hat. Vielleicht sitzt er mit angeschalteten Scheinwerfern im Auto, vielleicht ist er ausgestiegen und läuft ein bisschen mit seiner Taschenlampe herum. Jedenfalls sieht er auf einmal einen Menschen von den Felsen stürzen. Wie reagiert er? Schockiert? Fassungslos?»
    «Was soll ich dazu sagen?» Ben lächelte etwas gequält. «Schock und Fassungslosigkeit kommen bei Antony eigentlich nicht vor.»
    «Was dann?»
    «Wenn etwas, das nach einem Mord aussieht, direkt vor seinen Augen passiert? Wenn ihm ein Mord auf dem Silbertablett serviert wird? Ein Mord, begangen von einer äußerst bekannten Mörderin, auf die er seit seiner Volontärszeit ... scharf war – und zwar aus Gründen, die man lieber nicht so genau wissen will?»
    «Und wie würden Sie seine Reaktion beschreiben?», fragte

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