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Die Nacht Der Jaegerin

Die Nacht Der Jaegerin

Titel: Die Nacht Der Jaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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sind.»
    «Ich glaube, Berrows hat damit angefangen», sagte Mumford. «Er war ein kleines bisschen ... aufgewühlt. Besonders, nachdem das Mädchen angekommen war. Dann sind Thomas und Parry mit dem Schneepflug am Traktor dazugekommen, und sie haben sich zusammen weiter reingesteigert. Die schnappen leicht ein bisschen über, diese Typen hier an der Grenze.»
    «Verhaften. Alle drei», sagte Bliss grimmig.
    «Und der andere Kerl droht mit gerichtlichen Schritten», sagte Mumford.
    «Bitte?»
    «Der Schotte.»
    «Der Schotte.»
    «Mit dem Shogun.»
    «Ich verstehe.»
    In dem darauffolgenden Schweigen bildete sich ein kleines Lächeln in Bliss’ Mundwinkel, als sei dort eine Fliege gelandet.
    «Bei dem Aufprall hat er sich anscheinend die Schulter ausgerenkt», sagte Mumford.
    «Haben Sie ihm gesagt, wie außerordentlich leid uns das tut?»
    «Nein, ich dachte, das wollen Sie lieber selbst machen, Chef.»
    «Ja», sagte Bliss. «Das ist der korrekte Ablauf. Ich komme.»

56  Weihnachten
     
    Töten für einen Imbissladen. Töten für das, was Jane einen
aktuellen Aufhänger
genannt hatte.
    Kleine Hintertüren für das große Böse.
    «Die meisten Mordmotive erscheinen einem lächerlich», sagte Merrily, als sie gegen Abend vor dem Kamin saßen. «Aber all das zeigt uns, dass diese Gründe – die Motive – normalerweise unwichtig sind. Für die meisten von uns wären sie keine Motive. Hoffentlich.»
    Ja, man hoffte. Man hoffte, dass man eine Art Immunabwehr besaß – das Christentum zum Beispiel –, die einen gegen all das Böse schützte. Man hoffte, dass es keine bösen Menschen gab, höchstens jemanden mit einer geschwächten Immunabwehr.
    Am Nachmittag hatte sie Alice besucht. Alice war aus dem Krankenhaus entlassen worden und wohnte zurzeit bei ihrer Schwester in Belmont – bei Darrins Familie, Rolands Familie. Eine ganze männliche Familiengeneration war ausgelöscht worden.
    Alice konnte ihre linke Seite nur schwer bewegen, aber sie konnte sich annähernd verständlich machen, auch wenn man bei den Worten, die sie nur undeutlich aussprechen konnte, genau hinhören musste. Zum Beispiel, als sie von der neuen Erkenntnis in der Familie gesprochen hatte, dass Dexter Harris wegen seines Asthmas seit zehn Jahren nicht mehr in Behandlung gewesen war. Seit es kaum noch Hausärzte gab, konnte man mit solchen vorgeschützten Krankheiten durchkommen. Wie lange hatte Dexter Asthmaattacken inszeniert, um unangenehmen Situationen zu entgehen?
Ich vertrage keinen Stress.
    Die meiste Zeit hatte Alice einfach bloß geschluchzt. Eine temperamentvolle Frau, die vom Leben in die Mangel genommen worden war. Es würde in diesem Haus zu Weihnachten ohnehin viel geweint werden.
    Sie hatte Alice und ihrer Familie Heilungsgebete versprochen. In der Samstagabend-Andacht. Im ... hrm ... Heilungsgottesdienst. Was sollte man auch machen? Für Mitte Januar war eine Arbeitsgruppe in der Kathedrale anberaumt, die über die Etablierung einer geistlichen Heilungsgruppe in der Diözese sprechen sollte. Der Bischof selbst würde den Vorsitz führen. Der Vorschlag, Lew Jeavons als Gastredner einzuladen, war abgelehnt worden.
    «Ich muss ihn anrufen», sagte Merrily zu Lol. «Soll ich die zwölf Geistlichen erwähnen? Oder warte ich ab, bis er selbst darauf zu sprechen kommt?»
    «Vielleicht möchte er es nicht erklären.» Lol saß auf dem Teppich und lehnte sich ans Sofa, den Kopf auf Merrilys Oberschenkel gelegt. «Manche Dinge ... entwickeln sich einfach.»
    Kurz bevor sie mit Jane aus Stanner weggefahren war, hatte Alistair Hardy Merrily beiseitegenommen.
Es ist mir unangenehm, Mrs. Watkins, weil ich weiß, wie Sie über Leute wie mich denken. Aber nach dem, was Sie mir auf der Treppe über die zwölf Geistlichen und Black Vaughan gesagt haben ...
    Er hatte sie gezählt, sagte er. Kurz nach dem Vorfall mit dem Mädchen bei der Kommunion, bevor Merrily die Taufe vorgeschlagen hatte. Er hatte alle zwölf gezählt.
    Und wie waren sie angezogen?
, hatte Merrily zweifelnd gefragt.
Trugen sie so was wie ... Mönchskutten? Und hielten alle Kerzen in den Händen?
    Ja, sagte Hardy, jeder hatte eine Kerze. Aber keiner von ihnen trug eine Mönchskutte. Und zwei von ihnen waren schwarz, und es war eine Frau dabei.
    Er hatte bloß gedacht, das wolle sie vielleicht wissen.
    Lol hatte Merrily erzählt, wie elend sich Jeavons gefühlt hatte, nachdem er ihr einen so schlechten Rat gegeben hatte, was Dexter betraf. Er hatte Lol gebeten, ihm

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