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Die Nacht Der Jaegerin

Die Nacht Der Jaegerin

Titel: Die Nacht Der Jaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Das war reiner Egoismus, kann ich Ihnen sagen, weil mir natürlich klar war, was die Leute denken würden ...»
    «Was ist passiert, Brigid?», fragte Bliss erneut.
    «Was passiert ist?» Brigid begann zu lachen und hustete dann den Zigarettenrauch heraus. «Der Letzte der Chancerys – der Letzte der Vaughans – steht auf der Klippe wie Holmes und Moriarty oben an den Reichenbach-Fällen, das ist passiert. Und es hat unheimlich geschneit – man konnte nicht mal mehr erkennen, wo die Felsklippe aufhörte. Und er brüllte: ‹Ich sorg dafür, dass du hier wegmusst! Ich hole die ganze verdammte Presse her, und zwar gleich morgen früh!
Du
kannst nirgends hin, bei diesem Wetter kannst du nirgends hin, aber
die
schaffen es, hierherzukommen, wenn sie wissen, wer hier ist. Die kommen mit Hubschraubern!› Er ist völlig durchgedreht. Dann ist er immer weiter auf den Klippenrand zugegangen und hat geschrien: ‹Und? Was machst du jetzt? Willst du mich über die Kante stoßen, wie unsere geschätzte Großmutter ihre Liebhaber hat drüberhängen lassen?› Und ich habe gerufen: ‹Bist du verrückt?› Weil der Rand der Felsklippe so zugeschneit war, dass man nicht mehr genau sehen konnte, wo sie eigentlich aufhörte.»
    «Und er war wirklich verrückt», sagte Merrily.
    «Ja. Aber ich auch. Ich habe den Mistkerl runtergestoßen.»
    «Haben Sie ihn gestoßen, oder ist er ausgerutscht?», fragte Merrily.
    «Ich habe ihn gestoßen. Ich bin Brigid Parsons, die Enkelin von Hattie Chancery. Was glauben Sie denn? Dass ich versucht hätte, ihn zu
retten

    «Ja», sagte Merrily.
    Bliss sagte: «
Merrily
 ...»
    «Er hat sich an Ihre Hände geklammert, an Ihre Handgelenke, und Sie haben versucht, ihn festzuhalten, und seine Fingernägel haben Ihre Handgelenke aufgerissen ...»
    «Ich kann mich nicht erinnern.»
    «Sie
wollen
sich nicht daran erinnern.»
    «Merrily, so gehen wir nicht vor», sagte Bliss.
    «Wir sind hier nicht im Verhörzimmer, ich kann machen, was ich will.» Die Wärme kribbelte wieder an ihrer Wirbelsäule bis oben zum Hals. «Brigid übernimmt einfach wieder die Verantwortung. Sie hebt die Hände und sagt: ‹Ja, ich war’s, ich übernehme die volle Verantwortung, als der Mensch voller Fehler, der ich nun einmal bin ... auf keinen Fall war es
dieses andere Ding.
›»
    «Merrily», sagte Bliss sanft, «Sie haben das Übrige vergessen.»
    «Nein, habe ich nicht. Brigid, sind Sie bei all dem Schnee diesen glatten, gefährlichen Pfad runtergegangen bis zum Grund des alten Steinbruchs und haben Sebbie Dacre mit einem Stein den Schädel eingeschlagen? Haben Sie das getan?»
    Brigid ließ sich auf ihrem Stuhl zurückfallen und schloss die Augen.
    «Ich erinnere mich nicht.»
    «Sie erinnert sich nicht», sagte Merrily zu Bliss. «Ich glaube, Sie sollten Ben Foley hereinholen.»

55  Als wäre der Himmel eingestürzt
     
    Auf dem Fernsehbildschirm sprach Brigid vom Leben in der Jugendstrafanstalt, in der sie von ihren Altersgenossen mit einer Art ängstlicher Scheu behandelt wurde.
    «Ich war monatelang todunglücklich. Konnte mit niemandem reden, weil ich Angst hatte zusammenzubrechen. Aber das wurde mir als unnahbar, cool und gefährlich ausgelegt. Nichts ist so, wie es auf den ersten Blick scheint.»
    Merrily, die zusammen mit Bliss, Ben und Brigid vor dem Fernseher in Bens Büro saß, sagte: «Mark und Stuart. Haben die beiden versucht, Sie zu vergewaltigen?»
    «Lassen Sie mich damit in Ruhe, Merrily. Warum sollte ich den Eltern dieser Jungs Anlass geben, von der bösen Brigid auch nur einen Deut besser zu denken?»
    «Sie sind nicht böse, Brigid.»
    «Natalie», sagte Brigid.
    «Brigid ...» Bliss saß auf der Schreibtischkante. «Sagen Sie in diesem Video irgendetwas über Dacre?»
    Brigid schüttelte den Kopf. «Er wollte Horror und Grusel völlig raushalten.»
    Merrily sah Ben Foley die Stirn runzeln.
    «Ich meinte seinen Tod», sagte Bliss. «Schließlich ist er direkt vor diesem Interview zu Tode gekommen.»
    «Nein.»
    «Na gut, ich habe für den Moment genug gesehen, Mr. Foley. Können Sie mir eine Kopie davon machen?»
    «Das habe ich schon vor dem Stromausfall gemacht.» Ben wirkte nervös.
    «Erzählen Sie mir einmal ganz genau, wie und wo Sie Mr. Largo gestern Abend begegnet sind, Brigid», sagte Bliss.
    «Also ... ich wusste, dass er zurückkommen wollte, um das Experiment der
White Company
zu filmen. Er sagte, er wollte mich sehen, bevor es dort losging. Er sagte, er wäre auf dem

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