Die Nacht Der Jaegerin
reingeschraubt.» Jane stieg von einem Stuhl aus ebenfalls auf den Tresen und nahm das Ende der Lichterkette in die Hand.
«Also hat euch Mrs. Pollen gefunden», sagte Nat.
«In der Kirche.» Jane drehte die erste Birne fester in die plastikummantelte Fassung. «Sie wirkte ganz okay. Überraschenderweise.»
«Wieso überraschenderweise?» Nat sah Jane über den Rand ihrer Lesebrille hinweg an. «Sie ist auf die gleiche Art zu der Gruppe gestoßen, wie die meisten. Nach einem Todesfall – ihr Mann. In solchen Vereinen sind nicht
alle
verrückt.»
«Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass man ernsthaft mit einem Toten Kontakt aufnehmen will.»
«Wirklich nicht?»
Jane dachte nach. «Ich kannte in der Schule mal ein Mädchen, das dachte, sie könnte mit den Toten reden, und das hat ein anderes Mädchen völlig irre gemacht ... das Ganze hat in einer Katastrophe geendet.»
«Und deiner Mutter gefällt es bestimmt auch nicht, oder? Spiritismus?»
«Das hat nichts damit zu tun. Ich lasse mich von der Kirche nicht einschüchtern.» Sie drehte die zweite Birne fester, doch die Lichterkette ging immer noch nicht an. «Sie wissen, was sie vorhaben, oder?»
«Ja. Mrs. Pollen hat während des Krimiwochenendes mal bei mir vorgefühlt, und als dann die
Baker Street League
abgesagt hat ...»
«Sie hat Ihnen also schon an dem Krimiwochenende erzählt, dass sich die
White Company
von Conan Doyle persönlich bestätigen lassen wollte, dass die Baskerville-Geschichte ihren Ursprung hier in dieser Gegend hat?»
«Nein, das ist ihnen anscheinend erst später eingefallen. Mrs. Pollens verstorbener Mann hat früher in der Kommunalverwaltung des Powys-Countys gearbeitet und sich für Stanner Hall interessiert. Sie hat Kopien von allen möglichen Verträgen und Dokumenten und weiß daher eine Menge über dieses Haus. Sie hat nur gefragt, ob die Company wohl ein paar Zimmer mieten kann, und da habe ich ihr gesagt, sie soll am besten Ben fragen.»
Jane sagte: «Er freut sich wie ein kleines Kind darüber.»
«Ja, es passt unheimlich gut, nicht?»
Inzwischen brannte die Lichterkette, die aus knallbunten, abwechselnd zitronengelben und grellblauen Glühbirnen bestand. Natalie war entsetzt. «Glaubst du, die hat Ben vom Straßenamt? Die sehen ja aus wie die Warnleuchten bei einem Unfall.»
Jane stieg wieder vom Tresen herunter.
«Nat ... Eben im Auto hat Ben gesagt, er müsste Antony etwas erzählen, das ihn garantiert endgültig überzeugt. Worum geht es da?»
«Was?»
«Er hat Antony mit so einem
Nicht-vor-dem-Kind-
Blick angesehen, und als wir zurück waren, hat er ihn mit nach oben genommen.»
«Oh.»
«Also wissen Sie, worum es geht, oder?»
Natalie runzelte die Stirn. «Ich hab vielleicht so eine Ahnung. Aber ich glaube nicht, dass es ihn gestört hätte, wenn du es hörst ...» Sie unterbrach sich, als die Tür aufging, drehte sich um und rief «Ta-daa!», wobei sie auf die Lichterkette zeigte. «Wir haben sie endlich zum Leuchten gebracht, Amber. Wir wissen nur nicht so genau, ob wir uns darüber freuen sollen.»
Amber, in Jeans und Mohairpulli, war entgeistert an der Tür stehen geblieben.
«Die sind ja grässlich! Macht die
aus
!!!»
Natalie drehte an einer Birne, aber die Lichterkette brannte immer noch. «Woher hat er die?»
«Das ist mir egal. Aber sie müssen auf jeden Fall wieder runter. Außerdem ist wieder ein Rohr undicht, Nat. Ich glaube, jetzt kann man die ganze Heizungsanlage vergessen.»
«Verdammt», sagte Nat. «Hat er es Ihnen eigentlich schon erzählt? Wir haben eine Massenbuchung.»
Ambers Augen weiteten sich. Jane glaubte, eine gewisse Furcht darin wahrzunehmen.
«Ben soll es lieber selbst erzählen», sagte Nat. «Ich will ihm nicht die Schau stehlen.»
«Wo ist er?»
«Spielt irgendwo für Mr. Largo den Alleinunterhalter. Keine Sorge, meine Liebe, wir haben noch eine Woche oder so Zeit. Bis dahin haben wir ein paar Lampen gekauft und den Installateur im Haus gehabt. Wir werden das Hotel richtig herausputzen ... jedenfalls die Zimmer, in denen wir ihnen das Filmen erlauben.»
«Filmen?»
«Ja, ich glaube schon.» Nat sprang vom Tresen. «Toll, oder?»
Als Amber mit besorgter Miene wieder gegangen war, lächelte ihr Nat kopfschüttelnd hinterher, und Jane sagte: «Warum wollen Sie ihm eigentlich nicht die Schau stehlen? Es ist schließlich allein Ihr Verdienst.»
«Weil sie vielleicht gar nicht so glücklich über die Sache ist», sagte Nat. «Und er will möglicherweise
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