Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Nacht Der Jaegerin

Die Nacht Der Jaegerin

Titel: Die Nacht Der Jaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
Vom Netzwerk:
einen passenden Moment abwarten, um es ihr zu sagen. Sie hasst Stanner Hall auch so schon genug. Wenn sie wüsste, dass hier ein Mord stattgefunden hat ...»
    Jane schnappte nach Luft. «Das gibt’s doch nicht.»
    «Ist schon lange her, es war vor dem Zweiten Weltkrieg. Ich habe es von Mrs. Pollen gehört und es mit diesem Sampson überprüft, der den Major gespielt hat. Und dann habe ich es Ben erzählt.»
    «Wie hat er reagiert?»
    «Er hat beschlossen, es erst mal für sich zu behalten. Es war irgendein Ehedrama. Eine von den Chancery-Frauen hat ihren Mann umgebracht. Anscheinend war sie betrunken. So etwas kann einerseits zur Atmosphäre des Hotels beitragen, andererseits aber auch abschreckend wirken ... man weiß nie.»
    Jane sagte: «Mmh ... ist das in einem der Schlafzimmer passiert?»
    «Nein, ich glaube, es war irgendwo draußen im Park.»
     
    «Ist Jeavons eigentlich auch Berater für spirituelle Grenzfragen?», fragte Sophie.
    «Nicht von Amts wegen ... Aber er ist es natürlich. Und was die Krankenheilungen betrifft, geht er viel weiter als jeder andere von uns. Und zwar in dem Bereich, in dem sich Heilung und spirituelle Grenzfragen überschneiden: bei der Heilung der Toten.»
    «Seine Frau?»
    «Catherine.» Merrily betrachtete ihre Zigarette, die glimmend im Aschenbecher lag.
    Jeavons hatte erzählt, dass er und Catherine in New York geheiratet hatten, wo er Pfarrer war und sie Seminare an der Uni hielt. Nachdem er in England gelebt hatte und sie ebenfalls Engländerin war, hatte er dort heiraten wollen, aber Catherine wollte nichts davon wissen. Und sie wollte auch ihre Eltern nicht zur Hochzeit einladen. Und als sie irgendwann nach England zurückkehrten, teilte sie es ihren Eltern nicht einmal mit.
    «Sie hat Jeavons nicht die Wahrheit über ihren familiären Hintergrund erzählt. Ein paar Jahre später hat Catherines Vater selbst Kontakt mit Jeavons aufgenommen, nachdem er von irgendwem einen Zeitungsausschnitt bekommen hatte, der seine Tochter und Jeavons bei Lews Pfarramtsantritt in Lincolnshire zeigte. Der alte Mann sagte, dass er sich von seiner Frau getrennt hatte und Catherine sehr gerne wiedersehen würde.»
    Jeavons war ziemlich überrascht, als er feststellte, dass Catherines Vater der bekannte Theologieprofessor H. F. H. Longman aus Cambridge war. Longman erklärte Jeavons, dass es während Catherines Studium einen Streit wegen eines unpassenden Freundes gegeben hatte. Doch Catherine regte sich sehr darüber auf, dass ihr Vater nun ihren Wohnort kannte, und weigerte sich weiterhin, ihn zu sehen – sie brachte Jeavons sogar dazu, deshalb die Pfarrstelle zu wechseln.
    Merrily sah auf die Broad Street hinab, und nachdem Sophie Tee nachgeschenkt hatte, erzählte sie von der zweiten Gelegenheit, bei der Catherines Vater Kontakt aufgenommen hatte. Longman war todkrank und bat Lew inständig darum, seine Tochter von einem letzten Besuch bei ihm zu überzeugen. Jeavons hatte zu Catherine gesagt, dass sie es bereuen würde, wenn sie diesen Besuch nicht machte, dass er vielleicht etwas klären würde.
    Obwohl Catherine schließlich nachgab, erlaubte sie Jeavons nicht, sie in das Sterbehospiz in Cambridge zu begleiten, in dem ihr Vater lag.
    Sophie lehnte sich zurück.
    «Als sie wieder nach Hause kam», sagte Merrily, «packte Jeavons gerade für eine Konferenz in Kapstadt. Bei seiner Rückkehr etwa drei Wochen später hatte Catherine stark abgenommen, ihre Haare waren ungewaschen, und sie hatte getrunken. Er fand eine ganze Batterie Whiskeyflaschen unter der Küchenspüle. Und sie verhielt sich ihm gegenüber ... distanziert. Wollte nicht mit ihm reden. Und dann ist sie in ein eigenes Schlafzimmer gezogen. Nur auf Zeit, hat sie gesagt. Und ein paar Wochen später hatte sie einen leichten Herzinfarkt.»
    Als Catherine ihren zweiten Herzinfarkt erlitten hatte, war Lew in Oxford gewesen, und nach seiner Rückkehr hatte er drei Tage lang unaufhörlich gebetet und ihr die Hand aufgelegt. Er war kaum von ihrem Bett gewichen, hatte nicht geschlafen und sich noch sehr lange nach ihrer Beerdigung, dem Gedenkgottesdienst und der Ablehnung des Bischofsamtes Vorwürfe gemacht.
    «Er hatte Catherines Mutter ausfindig gemacht und sie brieflich gefragt, ob sie zur Beerdigung kommen wollte, aber sie hat nicht einmal geantwortet. Und er war völlig verzweifelt, fühlte Catherines Anwesenheit im Pfarrhaus, sah sie einmal nachts an der Schlafzimmertür, konnte aber nur das Echo seiner Schluchzer

Weitere Kostenlose Bücher