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Die Nacht der Wölfin

Die Nacht der Wölfin

Titel: Die Nacht der Wölfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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urteilen gab er dieser Tage nicht gerade Geld für Luxusautos aus. Marsten dagegen war in seinem Beruf sehr erfolgreich – wenn man Diebstahl einen Beruf nennen kann. Tatsächlich war es die Tätigkeit, mit der Mutts am häufigsten ihren Lebensunterhalt bestritten. Ihr Lebensstil ermutigte nicht gerade dazu, jemals lange genug irgendwo zu bleiben, um eine feste Stelle anzunehmen – selbst wenn ihnen danach zu Mute gewesen wäre. Das Rudel scheuchte Mutts, von denen man den Eindruck hatte, dass sie sich einen sesshaften Lebensstil angewöhnten, regelmäßig auf und zwang sie zum Weiterziehen. Sich ein Zuhause zu schaffen bedeutete, Territorium zu beanspruchen, und nur das Rudel beanspruchte Territorium. Und so wanderten die meisten Mutts von Stadt zu Stadt und stahlen genug, um sich am Leben zu erhalten. Manche allerdings brachten es weiter. Marsten hatte sich auf Schmuck spezialisiert, genauer gesagt auf Schmuck von den Hälsen und aus den Schlafzimmern einsamer Witwen in mittleren Jahren. Er hatte Geld, und in seinen Augen stand er über anderen Werwölfen. Dem Rudel dagegen war es gleichgültig, dass er fünf Sprachen beherrschte und keinen Wein anrührte, der jünger war als er selbst. Ein Mutt war ein Mutt.
    Clay wurde hinter dem Acura etwas langsamer; dann trat er das Gaspedal durch und kurvte vom Parkplatz.
    Nick lehnte sich auf der Rückbank vor. »Wollen wir sie nicht suchen?«
    »Wo die sind, ist mir egal. Ich will wissen, wo Jeremy ist.«
    Wir fanden Antonios Mercedes ein paar Häuserblocks weiter auf dem Parkplatz der Papiermühle. Diesmal fiel es mir leicht, der Spur zu folgen; die Gerüche waren so vertraut, dass mein Gehirn sie automatisch verarbeitete und ich mich darauf konzentrieren konnte, nach zusätzlichen Hinweisen Ausschau zu halten.
    Die Spur führte am Sitz der Lokalzeitung und an einer Kaffeebar vorbei, dann an dem Lagerhaus, in dem die Raveparty stattgefunden hatte, und schließlich an einer Country-and-Western-Bar ganz in der Nähe der Hauptstraße. Ich konnte Jeremys Gründe für die Route nachvollziehen, als wir Punkt um Punkt abhakten: das Redaktionsgebäude der Abendzeitung wegen, das Café wegen des Klatschs und die Lagerhalle in der Hoffnung auf bisher übersehene Hinweise. Bei der Bar war es etwas schwieriger – jedenfalls so lange, bis ich den scharfen Geruch von schalem Urin bemerkte, dort, wo Cain an die Rückwand gepinkelt hatte, vermutlich nach einer Sauftour am Abend zuvor. Danach führte die Spur zurück, auf den Parkplatz zu, auf dem Antonios Auto stand.
    »Sie sind auf dem Rückweg«, sagte Nick. »Wahrscheinlich haben wir sie haarscharf verpasst.«
    Wir waren etwa fünf Schritte weit gekommen, als eine Katze uns von einem Müllhaufen aus anzischte. Nick zischte zurück. Die Augen der Katze wurden schmal; der Schwanz schoss nach oben wie ein beleidigtes Ausrufezeichen.
    »Lass das Kätzchen in Frieden«, sagte ich. »Das gibt doch bloß einen Bissen, und zäh ist es außerdem.«
    Als ich mich abwandte, sah ich etwas unter den Müllsäcken herausragen. Zunächst sah es aus wie eine Reihe von vier hellen Kieseln zwischen zwei Säcken. Der Anblick war so ungewöhnlich, dass ich näher trat und den Müllgeruch ignorierte, der alles andere überdeckte. Aus der Nähe ging mir auf, was ich gesehen hatte: Fingerspitzen.
    »Scheiße«, murmelte ich. »Seht euch das an. Entweder werden diese Mutts allmählich wirklich unvorsichtig, oder sie lassen die Leichen absichtlich so rumliegen.«
    »Zwanzig Dollar auf die zweite Möglichkeit«, sagte Clay.
    Er kam näher und schob den obersten Sack zur Seite, um besser sehen zu können. Die Fingerspitzen gehörten zu einer Hand, die wiederum zu einem Arm gehörte. Als Clay den obersten Sack hochstemmte, rutschte der darunter heraus, und der Körper glitt auf den Boden. Er rollte auf den Rücken. Der Kopf des Mannes kippte in einem unmöglichen Winkel zur Seite – der Hals war gebrochen. Zerzaustes rotes Haar schimmerte selbst in der Dunkelheit noch.
    »Peter«, flüsterte ich.
    »Nein«, sagte Clay. »Jeremy. Nein!«
    Er stürzte davon in die Dunkelheit; seine Schritte hallten in dem engen Durchgang wider. Nicks Augen weiteten sich, als er mich ansah. Dann plötzlich schien ihm aufzugehen, dass Peter nicht Jeremys einziger Begleiter gewesen war. Er stürzte hinter Clay her. Ich blieb nur lang genug, um Peters Leiche wieder zu verbergen, bevor ich ihnen folgte; mein Herz hämmerte so heftig, dass ich nicht richtig atmen konnte, und ich

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