Die Nacht des Schierlings
29 F. die Stadt, teilweise gedrängt volle Verkehrswege, denn an ihren Ufern standen ca. 600 Speicherhäuser. Heute gibt es in der Innenstadt noch sechs, acht weitere F. im Hafenbereich.
FLEISCHSCHRANGEN → Hopfenmarkt
FRONEREI Die F. im Zentrum der Stadt am «Berg» genannten Platz südwestlich der Hauptkirche St. Petri war der Kerker vor allem für die abgeurteilten Schwerverbrecher, die in jenen Zeiten zumeist noch mit dem Tod bestraft wurden. Der Scharfrichter wurde auch als Fron bezeichnet. Im Keller befand sich eine «Marterkammer» für «peinliche Befragungen», die zu dieser Zeit nur noch mit Genehmigung des Rats durchgeführt werden durften. Die letzte offizielle Folterung fand in Hamburg 1790 statt. Für Gefangene der bürgerlichen Klasse (überwiegend säumige Schuldner und Betrüger) wurde 1768 in dem aus dem 14. Jh. stammenden Turm des alten Winser Tores am Meßberg eine allerdings erheblich gemütlichere Arrestantenstube eingerichtet.
FUSS Die Maße und Gewichte waren im 18. Jh. wie die Währungen ein einziges Kuddelmuddel. Handelsstädte wie Hamburg veröffentlichten ausführliche, zu Büchern wachsende Listen und Umrechnungstabellen, um den internationalen Handel in dieser Hinsicht halbwegs reibungslos zu gestalten. Ein «Fuß hamburgisch» hatte 12 Zoll und entsprach 0,2866 m.
GÄNGEVIERTEL Die seit dem beginnenden 17. Jh. durch rapides Anwachsen der Bevölkerung immer enger werdende Stadt führte innerhalb der Befestigung zu wilder Bautätigkeit. Besonders in der nördlichen Neustadt und im südöstlichen Umfeld der Jakobikirche wuchsen Labyrinthe aus z. T. extrem schmalen Gassen (Gängen) und verwinkelten Höfen zwischen immer maroder werdenden, aufgestockten und angebauten Fachwerkhäusern, Elendsquartiere mit dramatischen hygienischen und sanitären Verhältnissen. Den Bürgern galten die G. als Brutstätte allen sittlichen und kriminellen Übels. Die Nähe zum Hafen und die billigen Unterkünfte förderten hier spätestens im 19. Jh. eine Arbeitersubkultur. Seit Mitte jenes Jh.s wurde der Abriss diskutiert, erst nach der Choleraepidemie 1892 und dem Hafenarbeiterstreik 1896/97 begann die Flächensanierung. Als Letztes wurde ab 1933 das als KPD-Hochburg geltende G. um den Großneumarkt abgerissen, sicher nicht nur aus hygienischen Gründen.
GLAUBER, JOHANN RUDOLPH (1604 – 1670) Der ausgebildete Apotheker aus dem Hessischen lebte seit 1640 in Amsterdam, seine chemischen Kenntnisse (vor allem nach alchemist. Überlieferung) erwarb er als Autodidakt. G. entwickelte und verbessere chemische Apparaturen, er stellte zuerst konz. Salzsäure und Salpetersäure her, das weitverbreitete «Glaubersche Wundersalz» wirkt(e) als Abführmittel. G. gilt als erster «industrieller Chemiker», der auch von seiner Produktion leben und seine große Familie ernähren konnte. Nach der Trennung von seiner ersten, untreuen Ehefrau heiratete er erneut und bekam acht Kinder.
GÖRTTWIETE Gört, auch Gutte oder Grütt sind niederdeutsche Varianten für das hochdeutsche Wort Grütze. Besonders zur Hochzeit des hamb. Braugewerbes (→ Braugerechtigkeit) wohnten und arbeiteten in dieser schmalen Gasse zwischen (→) Hopfenmarkt und (→) Rödingsmarkt die «Görtemaker», die die zum Bierbrauen (statt des Malzes) nötige Grütze aus Hafer oder Gerste herstellten.
GOTTESKASTEN Seit den ersten Jahrzehnten des 16. Jh.s gab es in allen Hamb. Kirchspielen nach dem Beispiel der Sankt Jakobikirche einen G., eine veritable Kiste für milde Gaben. Zudem wurde ein zentraler G. eingerichtet, der alle Gaben der Stadt sammelte, auch größere Spenden wie Nachlässe oder Renten, um die Armen unabhängig von ihrem Kirchspiel versorgen zu können. Leider hat das nie wirklich funktioniert. Das auch als Armen- und Arbeitshaus fungierende Werk- und Zuchthaus blieb für viele samt ihren Kindern die einzige, wenn auch äußerst unangenehme Rettung.
GRÜNE MANDEL Pistazie
HALSBRÄUNE (brandige) ist die alte Bezeichnung für die sehr gefürchtete, damals zumeist tödlich verlaufende Diphtherie.
HAMBURGER BERG Die Geesthöhe zw. dem Hamb. Millerntor und Altonaer Nobistor war im 18. Jh. noch recht dünn besiedelt, seit dem 17. Jh. waren «störende» Gewerbe wie Tranbrennereien, Ölmühlen, auch Bordelle, 1605 auch der sog. Pesthof (Irrenanstalt und Infektionskr.haus in einem) angesiedelt worden. Die St. Paulikirche war eine Filialkirche der gr. Michaeliskirche in der Hamb. Neustadt. Mit dem ausgehenden 18. Jh. begann
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