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Die Nacht des Ta-Urt (German Edition)

Die Nacht des Ta-Urt (German Edition)

Titel: Die Nacht des Ta-Urt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Bödeker
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dass Eckhardt zwar seine Gefühle im Griff hatte, dass aber die äußerliche Beherrschtheit mit der er sie musterte, nur das umgekehrte Bild seiner inneren Angst war, und diese Angst musste gewaltig sein. Sie spürte, dass ein Blick in ihn hinein ihr Dinge offenbaren könnte, die sie überfordern würden. Undeutliche Bilder von unendlichen Abgründen, von menschlichen Leibern, die aneinander sich hochziehend diesen Abgründen zu entkommen suchten, drängten sich ihr auf. In seinem Inneren, das ahnte sie undeutlich, war mehr Platz als in dieser ganzen verfluchten Stadt, mehr Verzweifelte waren durch die Hohlräume seiner Seele gekrochen als jemals Menschen in dieser Stadt gelebt hatten und noch leben würden. Mehr menschliches Leid hatte er mit einem Grinsen verschluckt, als jemals jemand irgend etwas verschluckt hatte, eine dunkle, pechverklebte Arche aus Untoten hauste in ihm, ohne Hoffnung auf Licht oder Entkommen.

 
    ***

 
    Diese verdammten Toten, dachte das Wesen, das Eckhardt in sich aufgenommen hatte, diese verfluchten Toten, die nie ihm gehören würden, weil sie schon hier begraben lagen. Er spukte auf geheiligten Boden, aber die Geräusche, die diese winselnden Seelen machten, machten es ihm unmöglich, Elaines Gedanken richtig zu lesen. Nicht, dass es wie das Hören einer Schallplatte gewesen wäre, die Gedanken dieser zweibeinigen Kriechtiere zu hören, eher war es eine Art Lesen der Bewegungen, die sie machten. Arme, Beine, Rumpf, alles sprach seine eigene Sprache. Aber die Gesichter dieser Kreaturen, das waren die reinsten Funkhäuser. Als ob sie nichts für sich behalten könnten. Immer strömten sie etwas aus, was sie zueinander finden ließ, was sie sich verständigen ließ. Gerüche und Geräusche, das war ein Ding für ihn. Und wenn man aufmerksam die äußeren Anzeichen deutete, dann gelang es sogar, den dahinter liegenden Strom der Gedanken wahrzunehmen, der sich wie sein geliebter Fluss, der Nil, durch eine Wüste von grauer Gehirnmasse zog.
    Aber mit dieser hier, war es etwas Anderes.
    Er hatte nicht übel Lust, ihr sofort das Genick zu brechen, um ihr blödsinniges Gesicht nicht mehr sehen zu müssen. Dann hätte sie Eingang in ihn finden können, es hätte ihn nur noch einen Rülpser gekostet. Aber er wusste, dass seine gesteigerte Mordlust durch die Wand aus Geräuschen, die sich aus der Erde gegen ihn erhob, verursacht war. Diese Geräusche machten ihm die Aufnahme von Elaines Stimmungen und Gedanken fast unmöglich. Das machte ihn rasend, aber er wusste von der Party her, dass es etwas Besonderes mit diesem Exemplar der Gattung Dämonenfutter auf sich hatte, also hielt er sich zurück. Eigentlich hätte er schon auf der Party in ihr lesen können müssen wie in einem billigen Frauenmagazin, aber nur eine oberflächliche Schicht von Gedanken, nur, was sie gerade in diesem Moment wahrgenommen hatte, als er sie in der Tür stehen sah, hatte er aufnehmen können. Entweder hatte sie einen besonderen Schutz gegen solche von seinem Schlag getroffen oder, und das beunruhigte ihn mehr, sie wusste selbst nicht, was sie dachte unter der Schicht von Alltagsgedanken, die ihre aktuelle Persönlichkeit ausmachten. Der erste Fall hätte ihn nicht weiter gekümmert. So mancher dieser esoterischen Spinner stieß, mehr aus Zufall, auf den einen oder anderen wirksamen Schutzbann. Leider Gottes - er grinste in der dunkelsten Ecke seiner Unseligkeit - leider Gottes reichte es manchmal schon, einen Spruch aus dem fünften Buch Mose während des Lesens etwas tiefer in sich einsickern zu lassen, und schon wirkte der Zauber. In diesem Fall hätte er sie einfach erschlagen können, ganz gleichgültig, Hauptsache weg, eine zermatschte Fliege an einer Wand. Sie war keine von denen, die wirklich bewusst Vorkehrungen gegen Seinesgleichen trafen, denn dann hätte sie die Zeichen gesehen. Der zweite Fall aber, dass sie selbst nicht wusste, was in ihr vorging, machte die Sache etwas spannender. Solche fegte man nicht einfach aus dem Irdischen. Man konnte ihre Geheimnisse brauchen, bevor sie selbst Gebrauch machten von ihnen. Köstlich war es, diese Geheimnisse während des Fressens in sich aufzunehmen, ohne dass das erlegte Wild selbst wusste, was da geschah. Das war das wahre Jägerglück, die Beute packen, und sehen, wie sich das Lebensfeuer in unwissenden Augen bricht.
    Aber noch höher war einzuschätzen, was er bei diesem Exemplar ahnte: Verwandtschaft.

 
    ***

 
    Eine Sekunde war um . Die Schattenfinger

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