Die Nacht im Stau (German Edition)
war sie einsilbig gewesen, denn in ihrem Kopf v ersuchte sie die ganze Zeit, den bevorstehenden Gesprächsverlauf klar zu strukturieren. Sie wollte möglichst keinen Streit, es sollte eine klare, saubere Trennung werden.
Was los sei, wollte Robert unterwegs wissen, sie sei so schweigsam. Sonja gab vor, viel Arbeit zu haben und so begann ihr Noch-Verlobter von sich und seinem Arbeitstag zu berichten.
„Lass uns eine Weile hier Platz nehmen“, bat Sonja, als sie die Bank erreicht hatten. „Es gibt da etwas, worüber ich mit dir sprechen möchte.“
„Na, da bin ich aber gespann t.“ Robert strich sich übers Kinn, ein deutliches Zeichen, dass er nervös war. „Was ist los?“
„ Ich möchte, dass wir unsere Verlobung lösen“, begann Sonja so wie sie es sich vorgenommen hatte. Dabei blickte sie ihn von der Seite an, denn sie wollte seine Reaktion sehen.
Was sie nach dieser Eröffnung erwartet hatte, wusste sie später selbst nicht zu sagen, auf jeden Fall aber nicht das, was folgte. Robert starrte sie mit großen Augen an und flüsterte fast unhörbar ein leises „ Was willst du?“
Bloß keinen Streit, befahl sich Sonja innerlich und so fuhr sie so ruhig fort, wie es ihr nur möglich war: „Du weißt doch selbst, dass wir uns andauernd nur streiten! Du wolltest doch erst kürzlich die Auflösung unserer Verlobung. Die letzten Tage habe ich darüber nachgedacht und nun bin eben auch zu der Überzeugung gekommen, dass es das Beste für uns ist.“
Sie wandte ihr Gesicht ab, als sie sah, dass Tränen in seine Augen stiegen.
Seine Reaktion warf sie völlig aus der Bahn. Sie war sich so sicher gewesen, dass er, nach allem was er in letzter Zeit gesagt hatte, froh wäre, endlich wieder frei zu sein, und nun das!
„Bitte, Sonja. Tu uns das nicht an. Mach nicht Schluss“, flehte er und nahm ihre Hand. Sie ließ es widerwillig geschehen, sie wollte ihn ja nicht von sich stoßen. Doch es gab keine andere Möglichkeit als die Trennung. Seit sie Dieter kennen gelernt hatte, glaubte sie, mit ihm den Richtigen gefunden zu haben. Für das Leben mit ihm musste sie frei sein.
„Ich gebe ja zu, dass ich manchmal Dinge gesagt habe, die ich besser nicht hätte sagen sollen“, nahm Robert den Faden wieder auf. Er hielt noch immer ihre Hand in den seinen und spielte gedankenverloren an ihrem Verlobungsring. „So etwas wirst du in Zukunft nicht mehr von mir hören, ich verspreche es dir.“
„E s geht doch gar nicht nur darum“, erwiderte Sonja. Sie hätte gerne ihre Hand weg gezogen, doch sie spürte Roberts Weichheit, seine Verletzlichkeit. Nur jetzt keine positiven Gefühlsregungen, predigte sie sich. Sie hatte sich etwas vorgenommen, da musste sie jetzt durch. Ihren Blick auf den ruhig dahinfließenden Strom gerichtet, versuchte sie ihre Gedanken wieder zu sortieren.
„Wir haben un s doch gar nichts mehr zu sagen“, nahm sie einen neuen Anlauf. „Deine Hobbies sind Bier, Autos und Musik. Und daran habe ich nicht das geringste Interesse. Immer nur am Auto herumbasteln, das bringt mir nichts. Und deine Musik, das weißt du ja, das ist auch nicht so mein Ding.“
„I ch werde von jetzt an auch deine Bücher lesen“, unterbrach Robert sie. „Du hast doch immer gesagt, dass das gut für uns sei. Ich mach es, versprochen.“
Ohne jegliche Vorwarnung begann er hemmungslos zu weinen. Oh, Gott, mach es doch nicht so schwer. Sonja konnte nicht umhin: sie legte ihren Arm um ihn und streichelte seinen Kopf. Mit so einer Reaktion hatte sie nicht gerechnet, niemals.
„Lass es uns noch einmal probieren“, stieß er unter Schluchzen hervor.
„Es geht nicht.“ Sonja löste ihren Arm von ihm.
Nachdem Robert ein Taschentuch hervorgeholt und sich geschnäuzt hatte, ergriff er ihre beiden Hände und redete erneut auf sie ein.
„Sei doch nicht so stur. Schau, das ist nur eine Krise, weiter nichts. Renate und Jochen hatten auch erst kürzlich eine. Alle Ehepaare machen das mal durch. Was glaubst du denn, wie viele Scheidungen es gäbe, wenn sich jedes Paar gleich trennen würde? Es gibt doch ein Sprichwort, das heißt: Wo ein Wille ist, da ist ein Weg. Und ich hab den Willen!“
Er redete und redete, von Weinkrämpfen geschüttelt, als ob es um sein Leben ging e. Sie litt mit ihm, doch sie würde sich nicht erweichen lassen. Das Wissen, mit Dieter einen wunderbaren Menschen an ihrer Seite zu haben, machte sie stark.
„Bist du ganz entschlossen, kann ich dich nicht mehr umstimmen?“ , fragte er eine
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